Erst etwas mehr als 2.000 Haushalte in Oberösterreich nutzen Carsharing. Das Potenzial ist laut Verkehrs Club Österreich (VCÖ) um ein Vielfaches größer. Neben rund 75.000 autofreien Haushalten gibt es rund 146.000 Autofahrer, die selten Auto fahren.
„Das Potenzial für Carsharing ist in Oberösterreich sehr groß. Vom heutigen Autonutzungsverhalten her wäre Carsharing schon heute für mehr als 100.000 Oberösterreicher gut geeignet. Es braucht bessere Rahmenbedingungen für Carsharing, damit es mehr Angebote gibt“, sagt VCÖ-Experte Markus Gansterer. Das Carsharing-Potenzial würde angesichts verschiedenster gesellschaftlicher Entwicklungen und Mobilitätstrends Jahr für Jahr größer.
Einige Faktoren weisen auf ein großes Carsharing-Potenzial in Oberösterreich hin: Rund 48.000 oberösterreichische Autofahrer fahren nur ein paar Mal im Jahr mit dem Auto, weitere rund 98.000 nur ein paar Mal im Monat. Zudem gibt es in Oberösterreich rund 75.000 autofreie Haushalte. Die 299.000 oberösterreichischen Zweit- und Drittautos werden im Schnitt nur 7.150 Kilometer pro Jahr gefahren. „Diese Autos sind im Schnitt weniger als eine halbe Stunde am Tag im Einsatz“, so Gansterer.
Durch die Digitalisierung ist Carsharing viel einfacher geworden, zudem gibt es neben kommerziellem Carsharing auf viele nichtkommerzielle Formen, die über Gemeinden, Betriebe oder Wohnhausanlagen organisiert werden. Plattformen, wie carsharing 24/7 oder Caruso, erleichtern die Umsetzung von Carsharing-Projekten.
„In Deutschland gibt es ein Carsharing-Gesetz, das es Gemeinden und Städten erleichtert, öffentliche Parkplätze für Carsharing zu reservieren“, spricht sich VCÖ-Experte Gansterer für ein Carsharing-Gesetz nach deutschem Vorbild aus. Neben einer klaren Regelung für reservierte Stellplätze im öffentlichen Verkehrsraum, sollte es eine einheitliche Regelung zur Ermäßigung von Parkgebühren und Bevorzugung von elektrifizierten Sharing-Fahrzeugen geben.
Carsharing sei zudem kein städtisches Phänomen, sondern auch für Regionen sehr gut geeignet. In Gemeinden und Regionen können über gemeinschaftliche Initiativen Sharing-Angebote umgesetzt werden. Das zeigen vorbildliche Projekte in Oberösterreich, wie beispielsweise der MühlFerdl im Mühlviertel, wo mehrere Gemeinden zusammenarbeiten und Carsharing anbieten oder die MobilCard Krenglbach.
Auch Fahrrad-Leihsysteme werden immer wichtiger – und dort, wo es welche gibt immer stärker genutzt, wie in Österreich beispielsweise Klagenfurt und Innsbruck zeigen. Auch Linz soll im kommenden Jahr ein Fahrrad-Leihsystem erhalten. Durch Fahrrad-Sharing können Autofahrten vermieden werden, wie internationale Studien zeigen.
„Früher wurde die Freiheit in der Mobilität mit Autobesitz gleichgesetzt. Im digitalen Zeitalter bedeutet Freiheit der Mobilität vor allem aus einer Vielzahl von Möglichkeiten flexibel wählen zu können. Die individuelle Mobilität entkoppelt sich vom Fahrzeugbesitz“, so VCÖ-Experte Gansterer zum Paradigmenwechsel im Verkehr. Bereits heute wird in Skandinavien das Konzept „Mobility as a Service“ getestet. Dabei erhalten Kunden je nach Bedarf ihr individuelles Mobilitätsangebot, ohne ein eigenes Auto besitzen zu müssen.
Ein Erfolgsfaktor für Sharing-Angebote ist die optimale Verknüpfung mit dem Öffentlichen Verkehr. Deshalb sind Bahnhöfe verstärkt zu multimodalen Mobilitätsstationen weiter zu entwickeln, die einerseits optimal an das örtliche öffentliche Verkehrsnetz angebunden und gut zu Fuß und mit dem Fahrrad erreichbar sind und gleichzeitig auch Standort für Carsharing und Fahrrad-Sharing sind. Bei kleineren regionalen Bahnhöfen sind Sammeltaxis oder Gemeindebusse wesentlich, damit Fahrgäste rasch und einfach an ihr Ziel kommen.
- OÖ Autofahrer, die nur ein paar Mal im Monat Autofahren: 98.000
- OÖ Autofahrer, die nur ein paar Mal im Jahr Autofahren: 48.000
- Anzahl Zweit- und Drittautos in OÖ: 299.000
- Durchschnittlich. Fahrleistung der Zweit-/Drittautos: 7.150 km/Jahr
- Autofreie Haushalte in OÖ: 75.300
Quelle: Statistik Austria, VCÖ 2018
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