Linz bekommt bis 2022 gleich zwei neue Stadien. Neben der Gugl sollen beim alten Donauparkstadion eine Arena mit 5.000 Plätzen, ein Möbelhaus und ein unterirdisches Parkdeck entstehen. Die neugeschaffene Städtebauliche Kommission hat die Eckpunkte für dieses “Donautor” bereits festgelegt. Infrastruktur-Stadtrat Markus Hein über Verträge, Zeitpläne, Finanzierung und heimatlose Leichtathleten auf der Gugl.
Kürzlich wurde von Ihnen die Städtebauliche Kommission ins Leben gerufen. Braucht’s das, wo es doch ohnehin schon den Gestaltungsbeirat gibt?
Überspitzt gesagt: Der Gestaltungsbeirat beurteilt lediglich die Architektur, die Fassade oder die Anordnung der Fenster, aber das ist bei Großprojekten einfach zu wenig. Darum haben wir die städtebauliche Kommission installiert. So können wir ab sofort Entwicklungsgebiete größer und im Gesamten betrachten.
Erster Einsatz war das Viertel zwischen Neuer Donaubrücke und Voestbrücke, wo ein Möbelhaus und ein neues Stadion mit 5.000 Plätzen entstehen sollen.
Wir haben die Städtebauliche Kommission gefragt, ob es Sinn macht, auf dem besagten Gebiet ein Möbelhaus hinzustellen. Aus politischer Sicht war es für mich kein Problem. Die Kommission hat den Plan ebenfalls bejaht, allerdings nicht in der Form, wie es der Projektbetreiber Lutz ursprünglich vor hatte, weil der Standort dort zu wichtig ist.
Inwiefern “zu wichtig”?
Das Gebiet hat das Potenzial, eine Art Donautor zu werden. Die Städtebauliche Kommission hat daher vorgeschlagen, die Funktionen des Möbelhauses zu trennen. Die Administration und mögliche Freizeitangebote sollen ausgelagert und in einem eigenen Gebäude entlang der neuen Straße bei der Brücke positioniert werden. Hier können zusätzlich auch kleine Shops oder Büros entstehen. Dahinter, in Richtung Autobahn, würde dann das Möbelhaus hinkommen.
Mit Verlaub: Das alleine macht aber kein “Donautor” aus, das ein ganzes Viertel prägen soll.
Genau, darum haben wir auch das Donauparkstadion mit einbezogen. Auch dort soll was passieren und eine neue Arena entstehen. Es macht keinen Sinn, das Lutz-Möbelhausprojekt und das Stadion getrennt voneinander zu entwicklen.
Und wie kann das aussehen?
Die Idee der Städtebaulichen Kommission: Man schüttet die Grube, in der sich das derzeitige Stadion befindet, bis zur Dammkrone hin auf und schafft eine große, ebene Gesamtfläche. Darunter errichtet man ein Parkdeck, das sowohl Möbelhaus-Kunden, als auch Stadionbesucher nutzen können. Ein weiterer Vorteil: Weil hier das Grundwasser relativ schnell erreicht ist, wäre der Bau einer klassischen Tiefgarage, die weit nach unten geht, relativ kostenintensiv. Ein flaches, unterirdisches Parkdeck käme günstiger.
Sie haben den Erstentwurf des Möbelhauses abgelehnt und gesagt, es braucht einen Zusatznutzen für die Bevölkerung. Wie kann dieser aussehen?
Für das erwähnte Zusatzgebäude schweben einige Ideen im Raum – etwa eine Kletterhalle oder andere Freizeitmöglichkeiten. Auch der angedachte Lutz-Betriebskindergarten soll offen für alle sein. Beim Stadion selbst könnte donauseitig ein Gastrobereich angesiedelt werden, der auch außerhalb der Spielzeiten geöffnet ist. Auch das sehe ich als Mehrwert.
Und was ist mit dem angrenzenden, nicht wirklich ansehnlichen Intertrading-Gebäude an der Donau: Wird das auch in die Planungen mit einbezogen?
Hier könnte ebenfalls etwas Neues entstehen. Mit dem Bau des Parkdecks wird der große Parkplatz vor der Intertrading, wo viele Bäume stehen, frei. Spannend wäre dort eine Parkanlage. Das Gebäude selbst ist in privater Hand, insofern ist eine sofortige Mit-Umsetzung schwierig. In Stein gemeißelt ist hier aber nichts.
Die Stadion-Projektkosten wurden mit neun Millionen Euro begrenzt. Da ist wenig Luft für ‘Nebengeräusche’ wie das Parkdeck. Wer soll das bezahlen?
Ohne bereits jetzt über eine genaue Kostenaufteilung zu reden: Der Möbelhausbetreiber muss sowieso eine gewisse Anzahl von Parkplätzen bauen. Die billigste Variante wäre, das in Form eines Parkdecks unter dem Stadion zu machen. Da Lutz der Haupt-Nutznießer des Parkdecks ist, muss der erhebliche Anteil der Kosten von ihm übernommen werden. Wie diese Garage dann bewirtschaftet wird, obliegt dann natürlich auch dem Unternehmen Lutz.
Es gibt aber ein weiteres, nicht unbedeutendes Problem: Neben dem Bau des neuen Donauparkstadions ist hier absolut kein Raum für die nötigen zwei oder drei Trainingsplätze. Wie will man das lösen?
Vorort ist das aus Platzgründen nicht möglich, das stimmt. Es wird aber mit Sicherheit eine gute Lösung gefunden. Flächen dazu haben wir, aber direkt beim Stadion wird es nicht gehen.
Wurden auch bereits Ideen erarbeitet, wie das neue Donauparkstadion konkret aussehen könnte?
Die Städtebaulichen Kommission geht nicht auf die Architektur ein. Hervorgehoben wurde aber, dass es natürlich ein starkes Bild wäre, wenn man von der Tribüne Richtung Donau schaut. Angeregt wurde daher, die Sicht zur Donau hin zu erhalten. Hier ist die Kreativität der Architekten gefordert – etwa mit verschiedenen Tribünengrößen.
Das klingt alles sehr gut. Über die Gretchenfrage hat aber noch keiner gesprochen: Woher soll die blanke Stadt das Geld für das Projekt nehmen? Während für das LASK-Stadion auf der Gugl keine Linzer Mittel fließen, beträgt der Kostenanteil für das Donauparkstadion ein Drittel der Baukosten, das sind drei Millionen Euro.
Ich bin in der glücklichen Position, dass sich darüber der Finanzreferent in Form von Bürgermeister Klaus Luger Gedanken machen muss. Die Entscheidung ist aber noch relativ jung, so kurz vor der Sommerpause gab es auch noch keine Zeit, entsprechende Gespräche zu führen.
Angesichts der Größe des Projekts wird man mit neun Millionen Gesamtbaukosten wohl kaum das Auslangen finden. In Ried hat das (sehr einfach gebaute, Anm.) Stadion ohne Nebengeräusche wie Parkhaus oder Abriss der alten Arena über zehn Millionen gekostet.
Ob es sich mit neun Millionen Euro ausgeht, kann man jetzt noch nicht sagen, ich bin kein Stadionplaner. So weit ich die Vereinbarung des Landes verstanden haben, sind die drei Millionen Euro Kostenanteil gedeckelt. Das gilt dann natürlich auch für die Stadt. Ob Blau-Weiß Linz weitere Sponsoren findet, die sich an etwaigen höheren Baukosten mitbeteiligen, ist natürlich deren Sache.
Wie geht’s jetzt weiter?
Die Arbeit der Städtebaulichen Kommission ist mit ihrer Stellungnahme abgeschlossen. Jetzt wird es zeitnah Gespräche mit allen Stakeholdern zu geben – dem Verein, dem Unternehmen Lutz, der Politik und der Stadt als Grundeigentümer. Ziel ist, dass bei dieser Idee alle an einem Strang ziehen. Ich stehe jedenfalls voll dahinter. Es müsste wirklich sehr starke Gründe geben, um den Vorschlag der Städtebaulichen Kommission nicht umzusetzen.
Die zwei neuen Stadien auf der Gugl und bei der Donau sollen bis 2022 gebaut werden. Geht sich dieser mehr als ambitionierte Zeitplan überhaupt aus?
Das lässt sich im Fall des Falles regeln, weil der LASK dem FC Blau-Weiß Linz eine entsprechende Übergangszeit eingeräumt hat und man hier sicher flexibel sein kann. Ich bin aber zuversichtlich dass es sich ausgeht, denn wie die Vergangenheit gezeigt hat, kann es sehr schnell gehen, wenn so wie hier alle politischen Vertreter an einem Strang ziehen. Alles steht und fällt mit der Finanzierung. Ob der Zeitplan mit 2022 hält, werden wir sehen.
Wie verbindlich sind diese Zusagen von Stadt und Land überhaupt? Die Kassen sind leer, richtige Verträge gibt es ja noch nicht – und 2021 Jahren wird zudem wieder neu gewählt. Es wäre nicht das erste Mal, dass danach alles anders ist.
Ich glaube, da kommt jetzt keiner mehr raus. Der Vertrag mit dem LASK steht, muss nur noch von der Stadt und dem Gemeinderat im September abgesegnet werden. Auch beim Donauparkstadion ist grundsätzlich alles klar. Ein Rückzieher ist nicht mehr möglich. Und an einem Fußball-Chaos hat gerade jetzt niemand ein Interesse. Wir sind beim LASK-Stadion jetzt schon bei Plan B, einen Plan C wird es nicht geben.
Verlierer bei der Linzer Stadionlösung sind die Leichtathleten.
Ich verstehe den Aufschrei, aber man muss hier ganz klar eine Interessensabwägung machen. Natürlich ist es wichtig, dass wir auch im Hochleistungssport in anderen Bereichen investieren. Was aber nicht sein kann: Dass man jetzt eine hochgradig vernünftige Lösung aufgibt und wieder bei Null beginnt. Die umstrittene Stadionlaufbahn war der Grund, dass es keinen attraktiven Fußball mehr gab und keine Stimmung aufkam. Es gibt nicht immer nur Gewinner, aber auch hier werden wir eine gute gemeinsame Lösung finden. Für Weltuntergangsstimmung und Schwarzmalerei sollte kein Platz sein.
Die Leichtathletik-Szene führt das Gugl Meeting als positives Beispiel an. Das wäre dann für immer gestorben.
Bei der letzten Auflage im Jahr 2014 waren gerade mal 2.000 Zuschauer mit dabei, trotz Top-Besetzung. Alle sind gewillt, für die heimischen Leichtathleten einen Top-Standort zum Trainieren und für Wettkämpfe zu finden. Die Gugl wird es zukünftig aber keinesfalls mehr sein.
Mehr von Politik
MFG: “Den Linzer Klimawahnsinn bezahlen wir alle”
Die Landeshauptstadt Linz hat ein „Gesamtstädtisches Klimaneutralitätskonzept“ vorgelegt. Ziel: Klimaneutralität bis 2040. „An ihren Taten sollt ihr sie auch erkennen“, …
“Es muss dabeibleiben: Nein zu Drogen!”
Nach Inkrafttreten der Legalisierung von Cannabis in der Bundesrepublik Deutschland schwappt die Diskussion über den Umgang mit der Droge auch …
Achtung CBD!
Anlässlich der Cannabis-Legalisierung in Deutschland positioniert sich Oberösterreich klar gegen die Legalisierung von THC-haltigem Cannabis. Dessen Konsum ist, entgegen einer …