Das Freiwerden des Jahrmarktgeländes ist eine echte Jahrtausend-Chance. Nach einigem parteipolitischem Hickhack hat sich der Gemeinderat nun auf eine gemeinsame Stoßrichtung verständigt. Wir haben den Ideenreigen bereits jetzt eröffnet und die Linzer Spitzenpolitiker zu ihren Vorstellungen befragt.
So gut die Nachricht bezüglich einer Neugestaltung des Jahrmarktgeländes klingt, so begrenzt sind die Gestaltungsmöglichkeiten: Aufgrund des zweimal jährlich stattfindenden „Urfix“ und der Lage im Hochwassergebiet ist ein nur sehr begrenzter Umbau des Geländes möglich. Ein Absiedeln des Jahrmarktes in Richtung Osten kommt für die Linzer Parteien unisono nicht in Frage, sehr wohl aber eine Neukonzeptionierung. Einig ist man sich, dass ein Ideenwettbewerb mit intensiver Teilnahme der Bevölkerung stattfinden soll. Was machbar ist? Ein Campingplatz, multifunktionale Sportflächen, ein Verkehrskindergarten, eine Ufer-Neugestaltung samt Wasserzugang, Märkte oder Streetfood-Events und Veranstaltungen aller Art. Das sagen die Listenersten der Linzer Stadtparteien dazu:
Klaus Luger (SPÖ):
Soll das Jahrmarktgelände zukünftig zumindest teilweise wieder als Parkplatz zur Verfügung stehen?
Anfang September hat sich die Linzer Stadtregierung einstimmig darauf verständigt, dass keine Änderung der Flächenwidmung angestrebt wird. Alle VertreterInnen waren sich einig, in Zukunft kein Dauerparken am Urfahranermarktgelände zu ermöglichen.
Nennen Sie bitte drei Ideen Ihrer Fraktion zur Neugestaltung des Jahrmarktgeländes.
Meine Fraktion hat zum jetzigen Zeitpunkt noch keine konkreten Ideen ausgearbeitet. Stadtrat Markus Hein und ich laden ab Herbst alle Beteiligten, AnrainerInnen und Interessierten zu einem offenen Planungsprozess ein. Hier werden wir uns dann intensiv beteiligen und Ideen einbringen.
Wenn es nur auf Ihre Stimme ankäme: Ihre persönliche Lieblingsidee?
Ich favorisiere derzeit keine konkrete Idee, sondern warte auf die Ideen des gemeinsamen Planungsprozesses.
Und was soll es am „neuen“ Jahrmarktgeländes auf keinen Fall geben?
Ich schließe grundsätzlich nur eine Partymeile aus und gebe zu bedenken, dass die Fläche im Hochwasserschutzgebiet liegt. Hier gibt es rechtliche Rahmenbedingungen, die einzuhalten sind.
Soll man auch über eine Neukonzeption (Fläche, Ausrichtung, Themen…) des Urfahraner Jahrmarkts nachdenken?
Die Stadtregierung hat sich darauf verständigt, dass der Jahrmarkt am bisherigen Gelände auch weiterhin stattfinden soll.Verbessern kann man immer etwas, der Urfahraner Markt soll im Wesentlichen so bleiben, wie er ist.
Um die wertvollen zentrale Fläche besser nutzen zu können: Ist ein Absiedeln des Jahrmarkts donauabwärts für Sie eine denkbare Variante?
Keinesfalls.
Detlef Wimmer (FPÖ):
Soll das Jahrmarktgelände zukünftig zumindest teilweise wieder als Parkplatz zur Verfügung stehen?
Ein Dauerparkplatz geht laut externer rechtlichen Prüfung gar nicht. Denkbar ist eine bessere Bespielung des Areals. Ein Ideenwettbewerb soll aber auf alle Fälle durchgeführt werden.
Nennen Sie bitte drei Ideen Ihrer Fraktion zur Neugestaltung des Jahrmarktgeländes.
Die Fläche ist sehr groß. Ich glaube, dass wir uns nicht auf eine einzelne Idee festlegen müssen und mehrere Vorschläge kombinieren können.
Wenn es nur auf Ihre Stimme ankäme: Ihre persönliche Lieblingsidee?
Eine Mischung als Fläche für Sport und Naherholung, auf der Veranstaltungen stattfinden und auch mehr (mobile?) Gastronomie, um diesen idealen Platz an der Donau neu zu beleben.
Und was soll es am „neuen“ Jahrmarktgeländes auf keinen Fall geben?
Diskussionen um die bestehende (aus Landessicht fixe) Rechtslage. Ein Politiker aus dem Mühlviertel hat zuletzt aufgezeigt, dass Dauerparken nicht erlaubt ist. Leider stimmt das.
Soll man auch über eine Neukonzeption (Fläche, Ausrichtung, Themen…) des Urfahraner Jahrmarkts nachdenken?
Soweit es für eine konkrete Nutzung nötig und rechtlich zulässig ist, ja. Allerdings sind die Möglichkeiten (Stichworte Hochwasser, Naturschutz) sehr eingeschränkt.
Um die wertvollen zentrale Fläche besser nutzen zu können: Ist ein Absiedeln des Jahrmarkts donauabwärts für Sie eine denkbare Variante?
Der Jahrmarkt gehört in die Mitte von Linz und hat sich dort bewährt. Ich glaube nicht, dass es genau für diese zwei Wochen eine bessere Nutzung gibt.
Bernhard Baier (ÖVP):
Soll das Jahrmarktgelände zukünftig zumindest teilweise wieder als Parkplatz zur Verfügung stehen?
Ich wäre für einen Stufenplan eingetreten, um den Parkplatz nicht überfallsartig sperren zu müssen. Dafür gab es aber keine Mehrheit.
Nennen Sie bitte drei Ideen Ihrer Fraktion zur Neugestaltung des Jahrmarktgeländes.
Der Urfahrmarkt muss jedenfalls dort auch in Zukunft bleiben. Als Ergänzung kann ich mir Veranstaltungen, Märkte und Freizeiteinrichtungen vorstellen.
Wenn es nur auf Ihre Stimme ankäme: Ihre persönliche Lieblingsidee?
Meine Zielvorstellung ist ein Naherholungs- und Freizeitgelände an der Donau.
Und was soll es am „neuen“ Jahrmarktgeländes auf keinen Fall geben?
Leerstehende Flächen und Fehlplanungen.
Soll man auch über eine Neukonzeption (Fläche, Ausrichtung, Themen…) des Urfahraner Jahrmarkts nachdenken?
Nachdenken kann man über alles. Jedenfalls ist der Urfahrmarkt gelebte Linzer Tradition und sollte keinesfalls irgendwelchen Experimenten ausgesetzt sein.
Um die wertvollen zentrale Fläche besser nutzen zu können: Ist ein Absiedeln des Jahrmarkts donauabwärts für Sie eine denkbare Variante?
Der Urfahrmarkt ist der größte und älteste Jahrmarkt Österreichs. Jeder Markt zieht 500.000 Besucher an. Ein Verlegung kommt daher nicht in Frage.
Eva Schobesberger (Grüne):
Soll das Jahrmarktgelände zukünftig zumindest teilweise wieder als Parkplatz zur Verfügung stehen?
Das Parken ist hier aufgrund der Widmung rechtlich nicht möglich. Deshalb ist es Zeit, das Gelände den Menschen zurückzugeben. Gleichzeitig braucht es die Umsetzung der Park-and-Ride-Flächen vor den Toren der Stadt samt attraktiven Öffi-Anbindungen.
Nennen Sie bitte drei Ideen Ihrer Fraktion zur Neugestaltung des Jahrmarktgeländes.
Das Urfahrmarktgelände sollte auf jeden Fall ein Ort zum Verweilen werden. Eine Parkanlage mit Highlights. Ich kann mir mobile Gastronomie vorstellen. Es wäre auch Platz für künstlerische Elemente, wie im Donaupark. Dieses Konzept könnte gemeinsam mit Professor Helmuth Gsöllpointner und der Kunstuni auch nach Urfahr geholt werden. So könnten auch Teile der alten Eisenbahnbrücke verwertet werden.
Wenn es nur auf Ihre Stimme ankäme: Ihre persönliche Lieblingsidee?
Gemeinsam mit den Menschen vor Ort einen Platz zu entwickeln, auf dem sich die BürgerInnen gerne aufhalten, zur Begegnung nutzen und ihre Freizeit verbringen können. Als Vorzeige-Beteiligungsprojekt in seiner Entstehung.
Und was soll es am „neuen“ Jahrmarktgelände auf keinen Fall geben?
Eine neue Autowüste.
Soll man auch über eine Neukonzeption (Fläche, Ausrichtung, Themen…) des Urfahraner Jahrmarktgeländes nachdenken?
Über Weiterentwicklungen nachzudenken kann grundsätzlich nicht schaden, das gilt auch für den Urfahraner Jahrmarkt.
Um die wertvolle, zentrale Fläche besser nutzen zu können:
Ist ein Absiedeln des Jahrmarkts donauabwärts für Sie eine denkbare Variante?
Nachdenken kann man darüber natürlich. Dazu braucht es aber eine geeignete Fläche, die die Voraussetzungen erfüllt, um dort den Urfahraner Jahrmarkt veranstalten zu können.
Lorenz Potocnik (NEOS):
Soll das Jahrmarktgelände zukünftig zumindest teilweise wieder als Parkplatz zur Verfügung stehen?
Nein. Die Sperre ist ein glücklicher Unfall. Endlich kann diese wertvolle Fläche als Naherholungsraum gestaltet werden. Ich kenne keine eruopäische Stadt, wo in derart zentraler Lage eine Fläche für platzraubende Stehzeuge vergeudet wird. Der Verlust von rund 1.000 Stellplätzen tut zwar weh, muss aber rasch anders gelöst werden.
Nennen Sie bitte drei Ideen Ihrer Fraktion zur Neugestaltung des Jahrmarktgeländes.
1) Ein Campingplatz für Rad- und Rucksacktouristen. Coole Lage, mobile Sanitäreinrichtungen (wegen Hochwasser), Blick auf die Donau… sogar kleine mobile Hütten (etwa auf Stelzen) sind vorstellbar.
2) Eine Badebucht. Es gibt noch keinen sicheren, strömungsfreien Bereich, um in der Donau zu baden – etwa mit Kindern und Familie… sozusagen ein innerstädtischer Badeteich in der Donau… auch für Schlauchboote, Kajaks, Luftmatrazen, und das zu Fuß erreichbar, herrlich.
3) Einmal gut durchatmen: Ich könnte mir dort auch ein kleines Vinzi-Dorf für Obachlose vorstellen. Ebenfalls in mobiler Form… also Baustellenwägen oder Wohncontainer. Graz und Wien machen es vor. In Linz gibt es – auch wenn das Gegenteil behauptet wird – nicht genügend Notschlafplätze… letzten Winter sind fünf Menschen still und heimlich (ohne mediale Berichterstattung) draußen erfroren.
4) Den größten Abenteuerspielplatz von Linz. Die Linzer Spielplätze sind fad und genormt. Hier könnte der spannendste Spielplatz von Linz enstehen. “Wo gehe ich heute Nachmittag mit meiner Tochter hin?! Eh Klar, zum Urfix-Spielplatz.” Dort werden Sperrmüll und Holzreste abgeladen zum Basteln, sogar ein ausrangierter Panzer und ein Draken stehen dort herum. Das Ganze ist schrecklich “gefährlich” und abenteuerlich. Es gibt auch eine große offene Halle für regnerische Tage!
Wenn es nur auf Ihre Stimme ankäme: Ihre persönliche Lieblingsidee?
Riesenabenteuerspielplatz. SOFORT. Gibt es in ganz Österreich nicht. Ich kenne das nur von Berlin. Ein paar Ehrenamtliche betreuen das. Unbedingt Kombiniert mit der Badebucht.
Und was soll es am „neuen“ Jahrmarktgeländes auf keinen Fall geben?
Die Donaulände ist wie ein Strand. Dort soll und kann viel möglich sein. Das Gelände sollte keinesfalls verbaut werden.
Soll man auch über eine Neukonzeption (Fläche, Ausrichtung, Themen…) des Urfahraner Jahrmarkts nachdenken?
JA. das Ganze riecht schon nach altem Fett und immer gleicher Zuckerwatte. Ich glaube aber, dass das nicht der Job der Politik ist….
Um die wertvollen zentrale Fläche besser nutzen zu können: Ist ein Absiedeln des Jahrmarkts donauabwärts für Sie eine denkbare Variante?
Würde ich nicht. Ich wüsste nicht recht wohin… in die Auen hinein? Es braucht einen festen Untergrund…. auch die fußläufige Erreichbarkeit ist gut.
Gerlinde Grünn (KPÖ):
Soll das Jahrmarktgelände zukünftig zumindest teilweise wieder als Parkplatz zur Verfügung stehen?
Nein. Es braucht schon vor Linz Park&Ride-Anlagen, das Jahrmarktgelände ist aber der falsche Platz dafür. Notwendig ist der Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs, z.B. der Mühlkreisbahn und nicht neue Parkplätze.
Nennen Sie bitte drei Ideen Ihrer Fraktion zur Neugestaltung des Jahrmarktgeländes.
Ausbau als öffentlicher Freiraum, Schaffung von Grillplätzen, Verbesserung der Infrastruktur wie Trinkwasser und vernünftige WC-Anlagen.
Wenn es nur auf Ihre Stimme ankäme: Ihre persönliche Lieblingsidee?
Das Gelände als städtischen Freiraum ausbauen inklusive öffentlicher Grillplätze.
Und was soll es am „neuen“ Jahrmarktgeländes auf keinen Fall geben?
Eine rein kommerzielle „Event-Location“ mit kostenpflichtigen Angeboten und Konsumzwang. Der öffentliche Raum soll für die Menschen da sein – nicht für Unternehmerinteressen.
Soll man auch über eine Neukonzeption (Fläche, Ausrichtung, Themen…) des Urfahraner Jahrmarkts nachdenken?
Der Markt ist – trotz Kommerz – für Familien und Kinder in Linz ein wichtiger Fixpunkt. Daher sollte der Standort bleiben und nicht an den Stadtrand verbannt werden.
Um die wertvollen zentrale Fläche besser nutzen zu können: Ist ein Absiedeln des Jahrmarkts donauabwärts für Sie eine denkbare Variante?
Im Detail kann man sicher Anpassungen vornehmen, von der Erreichbarkeit mit öffentlichen Verkehrsmittel bzw. zu Fuß erscheint der jetzige Standort aber besser geeignet.
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