“Ohne Linzer Stadion als Multifunktionsarena würden weder der angrenzende Olympiastützpunkt noch die TIPS Arena funktionieren”, sagt der kaufmännische LIVA-Direktor Thomas Ziegler zu der Idee, die Gugl zu einem reinen Fußballstadion umzubauen. “Wenn es aber bauliche Veränderungen oder Verbesserungen gibt, bin ich der Letzte, der dagegen ist. Aber das ist eine politische Entscheidung, die nicht wir zu treffen haben.” In Sachen Auslastung steht die Gugl jedenfalls hochweiß da: “2018 hatten wir 280 Belegungstage in der TIPS Arena und sogar 365 im Linzer Stadion.”
Thomas Ziegler, welchen Stellenwert spielt der Sport für die Linzer Veranstaltungsgesellschaft LIVA im gesamten Gefüge?
Einen sehr großen. Der Bereich Sport nimmt etwa die Hälfte unserer Arbeit ein, dazu gehören Stadion, Tips Arena, unsere drei Sportparks, das Tenniszentrum Froschberg. Wir sind nicht nur Veranstalter und Anbieter von Top-Locations, sondern auch Partner für Sportvereine.
Der Linz Marathon ist eines der Aushängeschilder und geht heuer in sein bereits 18. Jahr. Mit mehr als 20.000 Startern wurde ein nie geplanter Level erreicht. Gibt’s da überhaupt noch eine Steigerung?
Mit dem Durchbruch der 20.000 Teilnehmer-Marke in allen Bewerben sind wir mittlerweile so groß wie der München Marathon – das muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen. Bei den Beliebtheitswerten sind wir ebenfalls on top – auf dem renommierten Portal “marathon4you” wurden wir bereits sechsmal zum beliebtesten Marathon gewählt. Das hat Wien nicht geschafft. Wien war letztes Jahr auf Rang 4, wir wieder Erster. Das macht uns schon ein bisschen stolz.
In vielen Städten Europas ist das Modell Citymarathon ein Abgangsposten. In Linz auch?
Nein. Auch wirtschaftlich gesehen ist der Marathon ein voller Erfolg. Mit 20.000 Teilnehmern und starken Partnern wie Oberbank, Borealis und vielen kleineren sind wir sehr erfolgreich unterwegs. Wir haben ein eigenes Team aus vier Leuten, das den Marathon gemeinsam mit dem Businesslauf das ganze Jahr über begleitet.
Und wie zufrieden ist die LIVA mit den Veranstaltungen und der Auslastung in der TIPS Arena und im Linzer Stadion?
Wir sind sehr zufrieden. Oft wird schon auf hohem Niveau gejammert. Man darf nicht vergessen: Die TIPS Arena etwa deckt den Zweck einer Stadthalle mit Großveranstaltungen mit bis zu 8.000 Zuschauern genauso ab wie eine Multifunktions-Sportanlage für Vereine und Sportevents. Auch wenn die Halle jetzt schon bald 17 Jahre alt wird, ist sie vom Raumkonzept her in Ordnung. 2018 hatten wir in der TIPS Arena 280 Belegungstage, mehr geht fast nicht.
Da und dort wird gefordert, das Stadion abzureißen und den Grund zu verkaufen, um so ein neues Stadion zu finanzieren. Würde die TIPS Arena ohne Stadion funktionieren?
Nein, weil wir den Auftrag haben, eine Multifunktionssportanlage zu betreiben – und kein reines Fußballstadion. Die Kombination zwischen Halle und Stadion ermöglicht eine besondere Nutzung – etwa für Leichtathletik-Events. Es gibt sehr viele Veranstaltungen, bei denen man beides benötigt – wie beim Linzer Damentennisturnier, wo Räumlichkeiten des Stadions mitbenützt werden. Ohne Stadion würde zudem der angrenzende Olympia-Stützpunkt kaum funktionieren.
Und die Gugl? Kritiker sagen: Aktuell gibt es außer 15 Fußballspielen pro Jahr nicht allzu viele Höhepunkte im Linzer Stadion.
Es gibt ja nicht nur Fußballspiele, sondern auch viele andere Veranstaltungen. Weltweit gibt es kaum Stadien, in denen mehr als ein Fußballverein beheimatet ist. Linz hat das viele Jahre geschafft, aus verschiedensten Gründen ist das heute in Linz nicht mehr gewünscht, obwohl es immer noch machbar wäre. Ganz abgesehen davon ist es eben kein reines Fußballstadion. Wir haben 365 Belegungstage im Jahr – ich lese nur mal kurz vor: Leichtathletik, Kadertrainings, Bundessportakademie, auch die blau-weiße Jugend trainiert auf unseren Kunstrasenplätzen. Es kommt auch auf den Auftrag an, den die Stadtpolitik uns gibt. Dieser lautet ganz klar KEIN reines Fußballstadion, sondern Multifunktionalität.
Die Tür zum LASK ist ganz zu?
Bei meinem Amtsantritt gab es auch ein langes Gespräch mit LASK-Präsident Siegmund Gruber. Der Auszug des LASK war demnach bereits 2015 vorgezeichnet, wirtschaftlich war es für den LASK nicht mehr umkehrbar, weil man laut Herrn Gruber bereits in eine Rasenheizung in Pasching investiert hat. Dennoch haben wir einen attraktiven, volumensabhängigen Vertrag für das Linzer Stadion entworfen: Je mehr Spiele auf der Gugl absolviert werden, desto günstiger wird’s. Diesen Tarif wenden wir für jeden an – auch für Blau-Weiß Linz.
Wird es von der LIVA einen Vorstoß bezüglich eines möglichen Stadionumbaus in eine reine Nur-Fußball-Arena geben?
Nein. Wir beschäftigen uns mit dieser Idee nicht, solange wir den Auftrag haben, Stadion und TIPS Arena multifunktional zu betreiben. Rein von der Hardware her würde ich als Geschäftsführer empfehlen, die Multifunktionalität auf der Gugl keinesfalls abzuändern. Wenn es aber bauliche Veränderungen oder Verbesserungen gibt, bin ich der Letzte, der dagegen ist. Aber das ist eine politische Entscheidung, die nicht wir zu treffen haben.
Anforderungen ändern sich, aber man soll trotzdem alles so lassen, wie es ist?
Das Stadion wurde ja erst 2011-2013 umgebaut, die Leute haben sich damals ja was gedacht dabei. Natürlich gibt es immer wieder Änderungen am Markt. Löcher, die sich auftun, werden mit anderen Erfordernissen gefüllt. Sonst hätten wir nicht diese starke Auslastung im Stadion und in der TIPS Arena. Wenn eine Tür zugeht, tut sich eine andere auf.
Ein Problem ist für manche, dass es so gut wie keine großen Open Airs mehr im Linzer Stadion gibt. Woran liegt’s?
Die Bands, die Stadien füllen, sind rar. Für die ganz großen Namen ist das Stadion zu klein – und für die vielen Indie-Bands zu groß. Linz ist zudem touristisch gesehen aufgrund seiner Größe eine “Second Destination” – wir können stolz sein auf unsere Stadt, aber wir sind eben nicht Wien, Berlin oder München. Manche Tourplaner gehen nur in die großen Citys. Ein Beispiel: Dass Robbie Williams zweimal hintereinander nach Linz kam, lag nur daran, weil die Wiener Stadthalle belegt war – er wäre sonst nie in die TIPS Arena gekommen.
Linz und Open Airs – eine unglückliche Beziehung?
Überhaupt nicht. Mit dem jährlichen Posthof-Open Air im Donaupark mit bis zu 10.000 Besuchern haben wir ein starkes neues Format geschaffen – das Konzert mit WANDA im letzten Jahr war ein absoluter Hit. Aktuell arbeiten wir an Ideen, auch das Jahrmarktgelände als kleinere Variante für die Gugl zu bespielen, dort hätten etwa 15.000-20.000 Besucher Platz.
Jetzt will der LASK ein eigenes Stadion in Pichling bauen. Wie glücklich ist man da als LIVA, wenn man quasi eine Konkurrenz-Arena vor die Tür gestellt bekommt?
In unseren Märkten hat man immer mit Marktbegleitung zu tun. Auch beim Design Center haben wir eine extreme Konkurrenz an ähnlichen Locations. Es gibt dort einen Verdrängungswettbewerb, der sich gewaschen hat. Wenn der LASK aus eigenen Stücken ein Stadion bauen will, die Genehmigungen bekommt, es finanzieren kann und die gesamte Logistik hinbekommt, dann kann man dazu nur gratulieren. Egal in welcher Branche: Es gibt immer Mitbewerber, ich sehe da kein Problem.
Auch eine angrenzende Ballsporthalle mit 5.000 Plätzen wurde zumindest kurz mal angedacht. Das träfe dann die TIPS Arena.
Wenn jemand eine so große Halle bauen will, überlegt er sich hoffentlich vorher, ob das auch wirtschaftlich vertretbar ist und nicht alleine aus dem Gedanken heraus, dass er von woanders etwas abziehen kann. Denn davon hätte keiner was.
Interview: Wilhelm Holzleitner
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