Mit 32 Jahren ist der Linzer Philipp Schrangl einer der jüngsten Abgeordneten im Nationalrat in Wien. Die „Linzer Stimme im Parlament“ gibt im LINZA-Talk Einblick in die Arbeit im Hohen Haus.
Der erst 32-jährige Jurist und Notariatsanwärter schaffte als 28-Jähriger für die FPÖ den Sprung in den Nationalrat, Branchenkenner trauen ihm eine große Karriere zu. Aktuell vertritt er erfolgreich die Linzer Positionen im Parlament. Aber auch in Linz ist er als Stellvertreter von Bezirksobmann Detlef Wimmer sehr aktiv.
Philipp Schrangl – vorab bitte um einen kurzen Abriss Ihres politischen Werdegangs.
Ich bin 1985 in Linz geboren und habe hier – im Kollegium Aloisianum – auch maturiert. Das Studium der Rechtswissenschaften führte mich nach Wien, 2012 schloss ich dieses ab. Meinen ersten politischen Kontakt gab’s mit 15, als ich in Linz zum Ring Freiheitlicher Jugend stieß. Während meiner Studienzeit kam ich dann zum Ring Freiheitlicher Studenten (RFS), wo ich später zum Bundesvorsitzenden aufstieg. Dass dahinter sehr harte Arbeit steckte, muss ich wohl nicht hinzufügen.
Und wie gelang dann der Sprung auf die große Bühne ins Parlament?
Als RFS-Bundesvorsitzender war ich auch Teil des Bundesparteivorstandes. Bei einer meiner Reden bin ich dem Bundesparteiobmann und anderen führenden Funktionären aufgefallen. Ich wurde daraufhin in meiner Entwicklung weiter gefordert und gefördert. In weiterer Folge habe ich mich im Wahlkreis Linz für das Nationalratsmandat beworben, ehe es 2013 dann mit dem Einzug ins Parlament klappte.
Einmal Mitglied des Parlaments sein – war das ein großes Ziel oder hat sich das einfach so ergeben?
Ganz offen gesagt: Das war immer ein großer Wunsch von mir. Als ich damals als Bundesvorsitzender des RFS mit der Straßenbahn am Parlament vorbeigefahren bin, habe ich immer zu meinen Freunden gesagt “Einmal sitze ich da drin” – und wurde von manchen dafür natürlich belächelt.
Sie sind nicht nur politisch gesehen noch relativ jung. Wo sehen Sie sich mittelfristig: In Linz, Oberösterreich oder Österreich?
Das lasse ich mir offen. Ich werde meinen Dienst dort tun, wo mich die Wähler, aber natürlich auch die Partei haben will. In der Politik kann man ja sowieso nichts planen – und auch nichts ausschließen. Ein großes Ziel von mir ist natürlich, Detlef Wimmer bei seinem Ziel, 2021 Bürgermeister von Linz zu werden, zu unterstützen – ebenso wie Manfred Haimbuchner, um im selben Jahr den Landeshauptmann-Sessel zu erobern.
Und wohin soll Ihre politische Reise hingehen: Gibt es da spezielle Ziele?
Jeder Politiker würde lügen, wenn er sagte, er hätte keine persönlichen Ziele. Mein großes Ziel ist es, einmal Minister zu werden. Aber wie gesagt: Planen kann man in der Politik gar nichts.
Welcher Bereich wäre Ihr Steckenpferd als Minister? Oder halten Sie es mit Alois Stöger, der alles kann?
(Lacht) Die Zeit, in der es nur mehr Fachminister gibt, ist lange vorbei, weil die Materien immer komplexer geworden sind. Man muss als Minister vielmehr ein guter Manager sein und ein gutes Team aus Mitarbeitern und Fachleuten um sich wissen, das man koordiniert.
Städte wie Linz, Graz oder Salzburg sehen sich im “Wasserkopf” Wien oft zu wenig gehört. Wie empfinden Sie als Linzer Nationalrat die Situation?
Diese große politische Fixierung auf Wien gibt es leider immer noch. Obwohl sehr viel Wertschöpfung gerade aus unserem Bundesland kommt, zieht sich der Bund immer weiter zurück, da muss man dagegenhalten. Gerade bei großen Projekten wie dem Westring oder diversen Schienenprojekten ist der Bund absolut in die Pflicht zu nehmen. Die Stadt kann so etwas nicht alleine stemmen. Linz und Oberösterreich haben es sich mehr als verdient, dass sie gehört und unterstützt werden. Die Idee, Behörden vermehrt in die Bundesländer statt nach Wien zu verlagern, ist zum Beispiel sehr verfolgenswert. Ich sehe nicht ein, dass Wien alles an sich reißt.
Hat sich dieses Wasserkopf-Denken in den letzten Jahren geändert?
Um das zu beurteilen, bin ich noch zu kurz mit dabei. Man muss aber auch sagen: Wir haben sowohl in den Parteien als auch im Parlament eine sehr starke Lobby, weil sehr viele Linzer und Oberösterreicher an wichtigen Stellen in Wien sitzen.
Für welche Bereiche zeichnen Sie im Nationalrat verantwortlich?
Ich hatte das Glück, dass mich Manfred Haimbuchner als Bautensprecher im Nationalrat ausgewählt hat. Mit Markus Hein als Linzer Infrastruktur-Stadtrat sowie Manfred Haimbuchner als zuständigem Landesrat können wir hier sehr gut den Querpass spielen. Außerdem bin ich in den Bereichen Innere Sicherheit, Justiz und Verfassung intensiv involviert.
Als Pendler zwischen Linz und Wien: Welche Vorzüge hat Linz gegenüber Wien? Oder anders gefragt: Was kann Linz besser?
Linz hat sich in den letzten Jahren im Hinblick auf die Lebensqualität unglaublich verbessert, ist grüner geworden und hat sich zur Donau geöffnet. Auch gastronomisch ist sehr viel passiert. Ebenso im Bereich Architektur, auch wenn das Neue Musiktheater an einem völlig falschen Platz errichtet wurde. Hier hätte man zudem architektonisch mutiger sein können. Ich verstehe nicht, dass sich Linz in der Hochkultur unbedingt mit den Salzburger Festspielen oder Wien messen will. Hier werden wir aufgrund der jahrhundertealten Tradition immer Zweiter – oder besser gesagt Dritter bleiben.
Welchen USP könnte Linz denn für sich finden?
Wir müssen uns auf etwas konzentrieren, wo sich Linz glaubwürdig wiederfindet. Linz muss auf neue Kunstformen setzen, etwa den Bereich Computer- oder Experimentalkunst. Das müssen wir den Menschen aber auch schmackhaft machen. Nur immer weiter Schulklassen durchs Lentos durchzuführen, ist sicher zu wenig.
Der 1. Mai wird von der Bundes-FPÖ traditionell in Linz gefeiert. Welche Rolle spielen Linz und Oberösterreich für die führenden Köpfe der Bundespartei?
Eine sehr wichtige, Linz ist schließlich nach Wien der größte Ballungsraum Österreichs. Unser Bundesland – und hier speziell das Innviertel, aber auch Linz – ist ein echtes Kerngebiet der FPÖ. In Linz ist trotz starker Wahlerfolge sogar noch mehr drin, wenn man sich ansieht, was die anderen Parteien hier aufführen. Auch die seit vielen Jahren am Urfahraner Jahrmarkt durchgeführte 1. Mai-Kundgebung der FPÖ unterstreicht die Rolle von Linz für die Bundes-FPÖ.
Wie gut ist Ihr Draht zu Bundesparteiobmann HC Strache: Tauschen Sie sich oft aus, gibt es persönliche Zugänge?
Im gesamten Nationalratsklub herrscht ein sehr persönliches, freundschaftliches Verhältnis. HC Strache hat für alle Abgeordneten immer ein offenes Ohr, wobei ich zugeben muss, dass ich Glück habe, weil wir auch privat sehr gut miteinander können, fast täglich SMSen oder telefonieren und auch gemeinsam auf Urlaub fahren.
Wie ist das denn, wenn man als frischg’fangter Jüngling in den Nationalrat einzieht: Gibt’s da Streiche oder eine Art “Reifeprüfung”, wie man das von der Uni kennt?
Wenn man das erste Mal im Parlament sitzt, glaubt man natürlich gleich, dass man die Welt aus ihren Angeln heben kann. So geht’s natürlich nicht, in den ersten Monaten rennt man als junger Abgeordneter natürlich gegen Mauern und geschlossene Türen. So wollen die Parteien den Jungen mal zeigen, dass es auch hier Regeln und Gesetze gibt (lacht).
Habe Sie gar die Schuhe von älteren Abgeordneten putzen müssen, wie das bei jungen Kickern in Fußballmannschaften üblich ist?
(Lacht) Nein das nicht. Aber den einen oder anderen Spruch gibt es natürlich schon. In Summe wird man von den Kollegen aller Fraktionen aber sehr fair und kollegial aufgenommen. Es ist auch ganz egal,wie alt man ist. Ich habe zum Beispiel als sehr junger Abgeordneter bereits hohe Verantwortungen zugeteilt bekommen, wurde also sehr schnell ins kalte Wasser gestoßen. Als junger Abgeordneter wird man in der FPÖ sehr viel schneller und offener aufgenommen als in anderen Parteien, weil es diese jahrzehntelangen Strukturen und Zwänge der Altparteien nicht gibt.
Und diese Bissigkeit im Plenum unter den Abgeordneten? Oft hört man, vieles sei nur gespielt und hinterher wird bei einem Bier und einer Zigarette gemeinsam darüber gelacht.
Im Parlament und bei Auftritten wird sich natürlich nichts geschenkt. Es gibt aber immer und in jeder Fraktion Leute, mit denen man gut kann, die man mag und wo der Draht stimmt. Und natürlich gibt’s auch welche, wo es umgekehrt ist. Das Parlament widerspiegelt hier ganz gut die “normale” Welt außerhalb. Dass es mit den Grünen eher schwierig ist, ist wohl kein großes Geheimnis, obwohl es auch hier einige sehr sympathische Kollegen gibt, mit denen man ganz offen reden kann. Man muss aber auch ganz klar unterscheiden: Politik ist ein beinhartes Geschäft – und es heißt ja nicht umsonst: strenge Rechnung, gute Freunde.
Gibt es auch etwas, dass Sie an Ihrer bisherigen politischen Karriere auch bereuen?
Ja – zum Beispiel dass ich meiner ehemaligen Partnerin zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt habe und ich total in Beruf und Politik aufgegangen bin. Als junger Mensch ist damals so viel auf mich eingestürzt, dazu das oftmalige Pendeln zwischen Linz und Wien – ich habe in dieser Zeit völlig übersehen, dass es enorm wichtig ist, dass man jemanden hat, den man wertschätzt, der einen im Hintergrund unterstützt und der für einen da ist. Dass ich das nicht erkannt habe, war ein großer Fehler, den ich sicher nicht mehr machen werde. Das Privatleben ist mindestens genauso wichtig wie der Beruf, leider bemerkt man das oft erst, wenn es zu spät ist.
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