Der offiziell errechnete und anerkannte geografische Mittelpunkt der Erdoberfläche (aller Landflächen unseres Planeten) liegt in der Stadt Corum in der Türkei. Nichtsdestotrotz hat auch Linz einen historischen „Weltmittelpunkt“ – oder besser gesagt zwei: Zu finden sind diese in Kleinmünchen und in der Neuen Heimat.
Wobei der Begriff „Weltmittelpunkt“ in diesem Fall nicht wissenschaftlichen Ursprungs ist. Der Volksmund bediente sich dieses Wortes, als vor fast 150 Jahren zwei opulente Steinsäulen ins damalige Nirgendwo im Raum Neue Heimat und Kleinmünchen gesetzt wurden. Bei den beiden wuchtigen Steinen handelt es sich um exakt vermessene Endpunkte einer Grundlinie, die 1871 bzw. 1881 eingerichtet wurde und in west-östlicher Richtung durch den Linzer Süden verläuft.
Der westliche „Weltmittelpunkt“ (1871) befindet sich in der Neuen Heimat gegenüber des Hauses Vogelfängerweg 70, die verblasste Inschrift ist immer noch gut lesbar: „Westlicher Eckpunkt der im Jahr 1871 gemessenen Grundlinie“. Es ist der genauestens vermessene Basispunkt einer Linie, die sich bis nach Kleinmünchen zum Haus Wimmerstraße 15 erstreckt. Der Steinkoloss steht dort unbehelligt im Gastgarten eines Beisls und ist um zehn Jahre jünger als sein Double aus der Neuen Heimat. Die Linie zwischen den beiden Steintürmen ersetzte eine ältere, die ursprünglich den Kirchturm von Marchtrenk als Ausgangspunkt hatte. Eine neue Vermessung in Kleinmünchen wurde notwendig, weil die Kirche samt Turm nach einem Blitzschlag abbrannte.
In Österreich existieren drei solcher genau vermessener Grundlinien: in Linz, in Wiener Neustadt und in Hall in Tirol. Diese waren die Grundlage zur genauen Landvermessung und somit der Erstellung exakter Landkarten. Ausgehend von diesen Grundlinien trug man mittels Triangulierung Dreiecke auf und legte weitere Vermessungspunkte fest. Die Messung war dermaßen exakt, dass diese Grundlinien ihre Bedeutung bis zur Ära zur Satellitenvermessung beibehielten.
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