Grundwassergefährdung durch Wild-Camper am Pichlinger See?
„Sie fahren Porsche und Mercedes, haben die teuersten Wohnwägen, aber scheren sich um absolut keine Regeln, sch… sogar in die Wiese“ – so beschreiben Badegäste am Pichlingersee die Situation. Grund: Die zum Teil wild am See campierenden, bis zu 90 Roma-Familien aus Frankreich und Deutschland. Ein Lokalaugenschein zeigt die Misere: Neben unzähligen Fäkalien haben wir zehn in der Wiese stehende Waschmaschinen gezählt, deren Abwässer einfach in den Boden abgelassen werden. Dazu kommen noch mal so viele Dieselaggregate, die nur wenige Meter neben dem See betankt werden und rund um die Uhr laufen.
Hintergrund: Der Grundeigentümer Linz AG gestattet den jährlich für mehrere Wochen kommenden, sichtlich nicht bedürftigen Roma-Großfamilien auf einer abgegrenzten, mit WC sowie Strom- und Wasseranschlüssen ausgestatteten 3.000m2-Fläche das Campen. Der Zulauf aus ganz Europa hat sich mittlerweile aber vervielfacht, der vorgesehene Platz am Durchreiseplatz wird nicht mehr eingehalten und reicht oft auch nicht mehr. Seitens der Stadt hat man die ausufernde Wildcamperei offensichtlich stillschweigend toleriert, denn Hinweise und Beschwerden seitens der Badegäste und Campingplatzbenützer gab es genug.
“An manchen Tagen im Sommer waren es sogar über 200 Wohnmobile und Wohnwägen, die von der Bundesstraße bis hinunter zum Strandcafe Waikiki wild campierten”, erzählt eine Familie aus Linz, die seit vielen Jahren den Sommer am gegenüberliegenden Campingplatz verbringt. Auch halte sich von den Wildcampern keiner an die Regeln: “Es werden ständig Lagerfeuer entfacht, die Wiese ist ein einziges WC, Dieselaggregate stehen mitten im Grünen und laufen rund um die Uhr, daneben Benzinkanister und allerlei andere Geräte, überall stehen Waschmaschinen, aus denen das Abwasser einfach im Boden versickert.”
Wenn die Großfamilien weiterziehen, bleibe ein Chaos aus Müll und Dreck zurück, wurde uns berichtet. “Wir haben bereits einen Brief an Bürgermeister Luger geschickt, der hat uns aber an die Polizei verwiesen, die wiederum meint, es sei Privatgrund und die Stadt oder die Linz AG müsse aktiv werden.” Der Ball würde irgendwie ständig zwischen der Linz AG, der Stadt und der Polizei hin- und hergespielt, keiner fühle sich verantwortlich, heißt es.
Kommentar
Die Versäumnisse am Pichlingersee sind offensichtlich. Die Entscheidung von 2009, einen Platz für diese “besonderen” Reisenden, die häufig in Oberklasse-Autos und mit z.t. teuren Wohnwägen anreisen, zur Verfügung zu stellen, war grundsätzlich richtig. Dieser reicht aber mittlerweile ganz offensichtlich nicht mehr aus, es gibt auch keinerlei Kontrollen oder Regeln. Das Verhalten der Wildcamper ist zudem im wahrsten Sinn des Wortes “unter aller Sau”. Aber einen Wildwuchs zulassen, die Augen zumachen und Wegschauen – das ist ein absolutes No-go.
Entweder man findet eine vernünftige Lösung in Form erweiterter, geregelter und kontrollierter Stellflächen, oder man greift durch. Bei “Bio”-WCs im großen Stil, brummenden Dieselaggregaten direkt beim See und in der Wiese stehenden Waschmaschinen, deren Abwässer im Boden des Grünlandes versickern, hört sich jede Toleranz auf.
Bei allem Verständnis: Hier ist Gefahr in Verzug für das Grundwasser. Neben Umweltstadträtin Eva Schobesberger und Sicherheitsstadtrat Michael Raml ist die ganze Stadtregierung gefordert.
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