Die Fußball-Winterpause in den höchsten beiden Spielklassen steht kurz bevor. Zeit für eine erste schwarz-blau-weiße Bilanz. Während der LASK mit Rang 6 und Leistungen auf Augenhöhe mit viel Tempo unterwegs ist, liegt bei Blau-Weiß Linz eine Liga tiefer mit dem letzten Tabellenplatz nicht nur sportlich noch vieles im Argen.
Blau-Weiß Linz: verbockter Neustart
Rückblick: Ende Mai 2017 übergibt der umstrittene Langzeit-Präsident Hermann Schellmann sein Amt an Nachfolger Walter Niedermayr. Für jeden war klar: Jetzt geht’s erst richtig los – ähnlich wie beim LASK vor ziemlich genau vier Jahren, als dort mit Peter-Michael Reichel ebenfalls eine eher unrühmliche Ära endete. Doch so bemüht Walter Niedermayr und sein Team auch starteten, so wenig Zählbares kam bislang heraus. Es begann mit der Präsentation einer zwar gut gemeinten “Agenda 2027”, die jedoch außer jeder Menge Floskeln wenig Greifbares bot. So fehlt in dem Zehnjahres-Papier sowohl der Plan für eine eigene, dringend benötigte Heimstätte, noch gibt es mutige oder zumindest handfeste Zwischenziele. Lediglich der Aufstiegswunsch innerhalb der nächsten zehn Jahre wurde darin festgeschrieben.
Sportlich sorgte man ebenfalls gleich in den ersten Wochen für unglückliche Entscheidungen: Sportvorstand David Wimleitner zauberte mit Günther Gorenzel einen Trainer aus dem Hut, der mit 45 Jahren noch kein einziges bedeutendes Amt als Chefcoach bekleidete. Eine Personalentscheidung, die absolut niemand verstand – mit Ausnahme Wimleitners: Es sei ein Glücksfall, “so einen Klassemann wie Gorenzel” zu bekommen. Nun, der “Klassemann” ist mittlerweile Geschichte und Blau-Weiß Linz findet sich am letzten Tabellenplatz wieder. Auch die 1b-Truppe kämpft einmal mehr mit der sportlichen Bedeutungslosigkeit: In der sechsthöchsten (!) Klasse, der Bezirksliga, treibt man sich gefährlich nahe an den Abstiegsplätzen herum – unwürdig für einen Profiklub mit Bundesliga-Ambitionen.
Im Marketing gelangen nach der Ära Schellmann ebenso kaum Volltreffer. Ein licht besetzter VIP-Klub, schüttere Ränge (die Zuschauerzahlen bei Heimspielen bewegen sich mittlerweile nur mehr im dreistelligen Bereich, zum Vorjahr gab’s ein Minus von 14,6 Prozent), kaum Dauerkarten – man spricht von 220 verkauften Abos – das sind ausbaufähige Zahlen. Beispielhaft: Die Blau-Weißen feierten im Mai 2017 den 20. Klub-Geburtstag – eine große Feier zur Neuübernahme des Vereins kurz vor dem Saisonstart hätte perfekt zum Neustart gepasst. Man terminisierte die Jubiläumsfeier aber Mitte November, als man am sportlichen und stimmungsmäßigen Tiefpunkt angelangt war. Es gibt wohl bessere Terminplanungen…
Auch andere Maßnahmen sorgten für Unverständnis – etwa das Einstampfen des Stadionprogramms (laut Marketingabteilung aus Kostengründen); oder die für Mai 2017 fix versprochene Umwandlung in einen mitgliedergeführten Verein, auf den die Fans heute – fast sieben Monate später – immer noch warten. Blau-weiße Baustellen – sowohl personell als auch sportlich – gibt’s also mehr als genug. Das Gute an der tristen Situation: Im neuen Jahr kann es nur besser werden.
LASK: vieles richtig gemacht
Positiver die Entwicklung beim LASK: Der Aufsteiger hat sich sportlich im Mittelfeld festgesetzt. Rang 6 und 16 Punkte vom Abstiegsplatz entfernt – da kann 2018 nicht mehr viel anbrennen. Selbst mit den Top-Teams war man fast in jedem Duell auf Augenhöhe, sogar der Europacup-Startplatz ist nur fünf Punkte entfernt. Aber so vermessen sollten die Linzer nicht sein, sondern das Frühjahr unaufgeregt zu Ende spielen und den Fokus auf die nächste Saison legen. Denn auch wenn es wie eine billige Fußballweisheit klingt, stimmt es doch: Für einen Aufsteiger ist vor allem das zweite Jahr das schwierigste. Wirtschaftlich läuft’s ebenfalls perfekt – ausverkaufter VIP-Klub, eine mit 5.600 Fans fast jedesmal volle TGW-Arena und neue Sponsoren begleiten die vielumjubelte Rückkehr der Schwarz-Weißen in die Bundesliga.
Bei aller Euphorie ist aber auch klar: Solange der LASK (noch) nicht über sein eigenes, großes Stadion verfügt, wird man mit Rapid, Austria, Sturm oder Salzburg nicht dauerhaft um die Spitze mitspielen können. Die nächsten Jahre werden daher eher weiter unter dem Motto laufen, die Großen 4 zu ärgern und die wiedererstarkten Rieder im Zaum zu halten, ehe es 2022 mit der neuen 15.000er-Arena dann erstmals um den ganz großen Kuchen gehen könnte…
www.lask.at
www.blauweiss-linz.at
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