27. Lockdown, 500m-Hochhaus, neues Jahrmarkt-Konzept, Luger wird BAWAG-Boss: Das bringt 2021
2020 hatte es in sich, aber 2021 wird auch nicht ohne. Unsere verQUERt-Redaktion hat einen Blick in die Kristallkugel geworfen und berichtet schon jetzt über die einigermaßen ungewöhnlichen Höhepunkte im neuen Jahr.
01. Jänner 2021: Linzer Stadtbudget saniert!
“Ein guter Tag beginnt mit einem sanierten Budget” jubelt der Linzer Finanzdirektor Christian Schmid, als er am 01. Jänner 2021 seinen Mailordner checkt: Unter dem Betreff “Gluckwunsch sie habe gewone” fand er ein Mail der “Lotteria Espanol Internacional”. Inhalt: die Verständigung über den Hauptgewinn in Höhe von 973.677.325,43 Euro. Das Linzer Budget 2021 ist damit gerettet. Lediglich eine Bearbeitungsgebühr von drei Millionen Euro sei vorab zu überweisen. “Aber musse mache shnell, weil verfallung von gewin ist moglichkeit bis 31.01.2021”, heißt es weiter in dem von der Anwaltskanzlei “S&G Abogados” aus Granada etwas holprig aufgesetzten Schreiben. Dass das angegebene Konto für die Spesenüberweisung zu einer Bank auf Antigua führt, stört bei der Stadt niemanden: “Wir waren da anfangs auch etwas skeptisch, darum holten wir ein zweiseitiges Gutachten (inkl. Deckblatt, Anm.) bei Ex-Finanzstadtrat Johann Mayr ein. Er meinte, das würde wohl daran liegen, dass dort die Kontoführungsgebühren niedriger sind”, so Schmid erleichtert.
12. Februar 2021: Weitere Verzögerung bei der Neuen Donaubrücke
Oje – nix wird’s mit dem Einschwimmen des Ersten Brückenteils der neuen Eisenbahnbrücke: Die anbrechende Laichzeit des “Donauquakers” – einer seltenen grünlichen Kröte, die nur zwischen Nibelungen- und VOEST-Brücke abzulaichen pflegt, erfordert einen sofortigen Stopp der Bauarbeiten. Die Umsiedlung der mehrere Dutzend Tiere umfassenden Population wird Monate oder sogar Jahre in Anspruch nehmen, die Fertigstellung der Brücke im Jahr 2021 ist damit endgültig Geschichte. Aber keine Angst: Der neue Fertigstellungstermin im September 2027 – zufälligerweise wieder ein Wahljahr – gilt diesmal als “ganz bestimmt fix”.
15. März 2021: Neuer Linzer Bürgermeister
Oha: Ein subversives Grüppchen altroter Senioren rund um Franz Dobusch sammelt 200 Unterschriften und verhilft so Josef Ackerl zu einer Kampfabstimmung mit Klaus Luger um den Bürgermeistersessel. Da sich der ehemalige Vize Christian Forsterleitner zu keinem Comeback überreden lässt (“SPÖ? Nie gehört! Verschwinden Sie!”), wird der wortgewaltige ehemalige Parteichef Ackerl mit dem knappen Vorsprung von nur einer Stimme zum Linz-Capo gewählt. Gleich in seiner ersten Rede im Gemeinderat, in der er sämtliche Nicht-SPÖ-Mandatare als “Geistige Nackerpatzerln mit Sandküberlhirn” bezeichnet, schließt Ackerl an seine erfrischend-griffigen Auftritte als Landesrat anno dazumal an. Ackerl as it’s best!

Er ist wieder da: Josef Ackerl wird neuer Linzer Bürgermeister
18. April 2021: Klaus Luger wird BAWAG-Boss
Geld auszugeben war eine seiner Stärken – und einen neuen Job braucht der abgewählte Bürgermeister Klaus Luger auch: Was liegt da näher als ein Wechsel in den Vorstand der roten BAWAG? Dank seiner brillanten Kontakte in die Politik gelingt Luger gleich im ersten Jahr ein Bombenerfolg: Er schließt mit der Stadt Linz einen – äh, lukrativen SWAP-Vertrag ab. “Dieser Vertrag ist diesmal wasserfest, zumindest für uns von der BAWAG”, zwinkert Luger schelmisch.
17. Juni 2021: Jahrmarkt-Gelände Ideenwettbewerb: Siegerprojekt gekürt
Monatelang wurde getüftelt, hunderte spannende Ideen gingen ein – am 17. Juni 2021 schließlich präsentiert die eigens eingesetzte Zukunftswerkstatt das Siegerprojekt zur Neugestaltung des Jahrmarktgeländes. Gewonnen hat das Projekt “LIPA _ Linz Parkt”. Der visionäre Plan sieht vor, dass das Gelände an der Donau zukünftig als “urbaner, kostenloser und ganzjähriger Großparkplatz für Pendler und Linz-Besucher genutzt wird”, zusätzlich soll hier “zweimal jährlich ein Jahrmarkt mit Volksfestcharakter” stattfinden. Die Parkplatz-Idee fand bei der Jury besonderen Anklang, denn “ein kostenloser Großparkplatz fehlt am Jahrmarktgelände seit gut drei Jahren schmerzlich”, so das Experten-Urteil.
12. Juli 2021: Nahverkehrsproblem gelöst!
Es kommt halt DOCH auf die Größe an: Mit einer beachtenswerten Idee lässt das Innovationsbüro der LINZ LINIEN aufhorchen. Dort arbeitet man an der Entwicklung von 500 Meter langen Straßenbahnen. Die neuen XL-Mega-Cityliner (Arbeitstitel: “Long Don-Bim”) weisen die fünffache Kapazität auf. Auch eine extended Version mit 1.000 Metern Länge soll gebaut werden. Damit könnte man zum Beispiel vom Musiktheater bis zum Hauptplatz ohne einen einzigen Haltestellen-Stopp gelangen: Man muss nur hinten einsteigen und ganz nach vorne durchgehen. Einziger möglicher Knackpunkt: die Gewerkschaft, die dem Projekt skeptisch gegenübersteht. Grund: unzumutbar lange Gehwege für die Straßenbahnkontrolleure.
22. August 2021: Linz wird Europas Spekulationshauptstadt
Das war zu erwarten: Linz wird von einer EU-Kommission einstimmig zur “European Capital of Speculators and Investors” – Europas Hauptstadt für Anleger und Spekulanten – gewählt. Grund sind die unzähligen “vorbildlich intransparent abgewickelten Umwidmungen” und die “völlig ohne jede Regel errichteten Hochhäuser mit Anlegerwohnungen”, so das einhellige Urteil des EU-Rates.
Als stolzes Symbol für diese Auszeichnung errichtet Linz hinter dem Alten Rathaus den 500 Meter hohen “SPECULATION TOWER” – natürlich mit Spekulations- und Anlegerwohnungen. Die horrenden Kosten von 1,2 Milliarden Euro will die Stadt durch eine großzügige Umwidmung des restlichen Linzer Grüngürtels in Bauland hereinbekommen. “Die dortigen Parkplätze werden selbstverständlich mit mobilen Bäumen und Kunstrasen ordentlich begrünt”, wischen die Stadtverantwortlichen mögliche Bedenken vom Tisch.

Gewaltig: der Linzer SPECULATION TOWER mit 500 Metern Höhe.
04. August 2021: Freifahrt für Autos in der Innenstadt
Nachdem mit dem Strickwarenshop “Häkelmarie” das letzte verbliebene Geschäft auf der Linzer Landstraße für immer zusperrt, macht auch die Fußgängerzone keinen Sinn mehr. Der ÖAMTC schlägt daher vor, die Landstraße wieder als Durchzugsstraße (Arbeitstitel: „Landstraßenautobahn“) für Autos und LKWs zu öffnen. Auf Rücksicht auf die Anrainer ist trotz Schnellstraßencharakter jedoch geplant, zwischen Taubenmarkt und Goethekreuzung ein Tempolimit von 100km/h einzurichten. Radfahrer erhalten von den Linzer Autohändlern einen 500 Euro-“Rückkehr-Bonus” beim Kauf eines Autos – plus vier Winterreifen und ein Wunderbäumchen gratis.
29. September 2021: Gerlinde Grünn (KPÖ) gewinnt Gemeinderatswahl
Aber hallo – bei der Linzer Gemeinderatswahl im Herbst 2021 kommt es zu einer faustdicken Überraschung: Just die bislang kleinste Partei, die KPÖ, gewinnt die Wahl mit ihrer Spitzenkandidatin Gerlinde Grünn. Medien vermuten russische Hacker hinter dem seltsamen Ergebnis, das erst nach einem Auszählungsmarathon von viereinhalb Wochen feststeht. Zweiter wird Lorenz Potocnik von NEOS Linz, der mit seinen kurzweiligen Slogans (“Luger ist ein Lulu!”) punktet. Linz erhält damit nach Wien die österreichweit zweite rot-pinke Koalition.
23. Oktober: Rolltreppen-Desaster in der Plus City erregt die Weltöffentlichkeit
Diesen Höllentrip wird der Linzer Kevin Fleischanderl (19) wohl sein Leben lang nicht vergessen: Aufgrund eines Defekts war er in der Plus City sieben Stunden lang auf einer steckengebliebenen Rolltreppe gefangen. “Ich wollte zum McDonalds in den ersten Stock hinauffahren, als auf halber Strecke die Rolltreppe stehenblieb, Oida!”, schildert Fleischanderl die dramatischsten Momente seines noch so jungen Lebens. Sieben Personen befanden sich zu diesem Zeitpunkt auf der Rolltreppe. “Es war furchtbar, überall Geschrei, Panik und in Angstschweiß gebadete Körper. Wir konnten weder vor noch zurück, krallten uns in Todesangst an den Handläufen fest”, so der 19-jährige Maurer. Das in Windeseile herbeigerufene Spezialistenteam – ein Haustechniker und sein Lehrling – konnten den Schaden bald lokalisieren. Es sollten aber noch sieben weitere Stunden vergehen, bis die durchgebrannte Sicherung ausgetauscht werden und die Kunden ihre Rolltreppenfahrt fortsetzen konnten.
Davor spielten sich menschliche Tragödien in fast drei Metern Höhe ab: Auf der Rolltreppe stehend mussten die Festsitzenden ausharren, den Werbedurchsagen der Plus City ausgeliefert, dazu machten sich quälender Hunger und Durst breit. Ohne funktionierende Rolltreppe war an eine Versorgung der Festsitzenden jedoch nicht zu denken. Der von der Bergrettung angeforderte Hubschrauber musste unverrichteter Dinge abdrehen, weil er aufgrund der niedrigen Raumhöhe nicht an die Rolltreppe heranfliegen konnte. Auch die Feuerwehr konnte nicht helfen – der Kranwagen verhedderte sich in der Eingangs-Drehtür des Shoppingtempels.
Als nach Stunden der Hunger immer drängender wurde, wollte der auf der Rolltreppe festsitzende Hundebesitzer Sebastian K. seinen Dackel Maxi schlachten. Glücklicherweise kam es nicht dazu: Just als der Mann seinen Hund mit einem Taschenfeitl enthaupten und tranchieren wollte, sprang die Rolltreppe wieder an.
08. November 2021: Lockdown-Time!
Oje: Anfang November wird der mittlerweile 27. Corona-Lockdown ausgerufen. “Sie wissen es schon: Die nächsten zwei Wochen werden entscheidend”, mahnt Immer-noch-Gesundheitsminister Rudi Anschober angesichts steigender Infektionszahlen. Die bekannt rigorosen Ausgangsbeschränkungen dürfen nur aus triftigen Gründen gebrochen werden – etwa um Spazieren zu gehen, Blumen zu pflücken, um seinen exhibitionistischen Trieben nachzugehen oder im Park einen ordentlichen Koffer abzustellen.
01. Dezember 2021: Linzer Weihnachtsbaum als Sparversion
“Es hätte wohl keiner verstanden, wenn wir trotz Krisenzeiten eine pompöse 25-Meter-Tanne aus dem Salzkammergut nach Linz gekarrt hätten”, informiert die Pressestelle des Rathauses. Stattdessen wird heuer eine lediglich drei Meter hohe Fichte am Hauptplatz stehen. Der Baum ist durch den Borkenkäferbefall bereits 2012 abgestorben: “Im Vorjahr kostete uns der Weihnachtsbaum inklusive aller Nebengeräusche wie Transport, Beschmückung, Aufstellung und Entsorgung 32.000 Euro. Heuer benötigen wir gerade mal 50 Euro: 20 für den Waldarbeiter, der die Staude abschneidet und 30 Euro für die Traktorfahrt nach Linz.”
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