Die Zahl der Aktivpassbesitzer geht weiter zurück: Derzeit sind 27.868 Aktivpässe für bedürftige Linzer ausgegeben – im Vorjahr waren es noch 29.835. Beanspruchen dürfen ihn unabhängig vom Haushaltseinkommen alle, die pro Monat weniger als 1.324 netto verdienen. Zurückzuführen dürfte der stetige Rückgang u.a. auf eine stärkere Kontrolle der tatsächlichen Bedürftigkeit sein, nachdem die Ausgabe der Aktivpässe zuvor förmlich explodierte – was für Kritik sorgte.
Die Zahl der Aktivpässe ist seit Einführung 1989 stark gewachsen. Zwischen 2008 und 2018 hat sich in Linz die Zahl der Aktivpass-Besitzer verdreifacht. Obwohl die Zahl mittlerweile rückläufig ist, besitzen heute immer noch etwa 20% aller altersberechtigter Linzer einen Aktivpass, in Graz und Wien ist das anders: Nur etwas mehr als fünf Prozent aller Wiener nutzen den dortigen “Mobilpass”, die “Sozialcard” im um 30% größeren Graz wird von knapp 13.000 Bewohnern in Anspruch genommen.
Seit 32 Jahren gibt’s den Linzer Aktivpass, der Bedürftigen diverse Vergünstigungen bietet. Die Idee boomte, auch viele nicht wirklich Bedürftige nahmen die Maßnahme in Anspruch. Die Forderung, den Erwerb des Aktivpasses an das Gesamt-Haushaltseinkommen zu binden, wurde in der Vergangenheit von der SPÖ immer wieder abgeschmettert. Bislang kann jeder mit einem monatlichen Einkommen von bis zu 1.324 Euro netto einen Aktivpass beantragen – unabhängig von Vermögen oder Einkommen des Lebenspartners. 43% der Aktivpassbesitzer sind Ausländer.
Umdenken im Magistrat?
“Es braucht endlich eine Reform des Aktivpasses”, forderten etwa FPÖ oder NEOS in der Vergangenheit immer wieder. Gefordert wurde, das Haushaltseinkommen als Grundlage heranzuziehen. Auch durch Nachweis eines mindestens zwölfmonatigen Linzer Hauptwohnsitzes sollte der Missbrauch minimiert werden. Dem kam die SPÖ zwar nicht nach, es wurde mittlerweile aber bei der Ausgabe nachgeschärft.
Zuvor wurden die Pässe relativ sorglos ausgegeben: Für Kopfschütteln sorgte etwa 2018 die interne Anweisung eines Vorgesetzten an die Mitarbeiter des Magistrats, dass man bei der Vergabe des Aktivpasses “nicht so streng sein und sich nicht das Leben unnötig schwer machen” solle.

“Bitte macht euch das Leben nicht unnötig schwer”: Dienstanweisung an Mitarbeiter der Ausgabestelle von Aktivpässen.
Seine Attraktivität verdankt der Aktivpass in seiner aktuellen Form vor allem dem damit verbundenen Monatsticket für öffentliche Verkehrsmittel. Der Preis für die Benutzung der LinzLinien ist für Aktivpass-Inhaber um nur 14,50 Euro (statt 52,10 Euro) äußerst günstig gehalten. Skurril: Selbst Hundehalter müssen für ein Monatsticket (29 Euro) ihre Lieblings mehr bezahlen. Den LinzLinien entgehen durch die intensive Nutzung des Aktivpasses jährlich Einnahmen von fünf Millionen Euro.
Kommentar
Keine Frage: der Aktivpass ist richtig – und wichtiger denn je. Aber wie überall im Leben muss es auch hier klare Regeln geben, die im Zusammenleben eingehalten werden müssen. Wenn teilzeitbeschäftigte Hausbesitzer und Wohlbetuchte (zwei aktuelle Fälle liegen dem LINZA vor) mit dem Aktivpass ganz legal fast zum Nulltarif die Öffis nutzen und andere (kostenlose) Vorteile genießen, weil jeder mit weniger als 1.324 Euro Netto-Monatseinkommen den Aktivpass erhält, stimmt was nicht. Wie kommt die Allgemeinheit dazu, solchen Leuten das Straßenbahnfahren zu finanzieren? Und was spricht dagegen, das Haushaltseinkommen als Grundlage heranzuziehen?
Dass es in Linz mit seinen 208.000 Einwohnern fast 28.000 Aktivpassnutzer gibt, im ungleich größeren Graz (291.000 Einwohner) aber nur 13.000, zeigt, dass nach wie vor einiges falsch läuft. Hilfe für sozial Schwache muss zielgerichtet sein, denn künftig wird sich Linz eine gießkannenartige Unterstützung querbeet nicht mehr leisten können.
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