“Die Gugl ist ab Sommer 2020 keine wirkliche Option für uns”
Nach wie vor viele Fragen offen sind zur Zukunft des FC Blau-Weiß Linz: Klub-Koordinator Stefan Reiter und Vorstand Manuel Wellmann geben im LINZA Talk ausführlich Auskunft, wie es mit dem Stahlstadtklub weitergeht – und wo ab Sommer 2020 gespielt werden soll.
Stefan Reiter, die Neuaufstellung des FC Blau-Weiß Linz scheint auf Kurs. Wie ist die aktuelle Situation in Bezug zur laufenden Saison?
Reiter: Die laufende Saison ist ausfinanziert und kann ganz normal zu Ende gespielt werden.
Es geisterten so viele Zahlen durch den Raum – u.a. war von einem Finanzierungsloch von 800.000 Euro für die aktuelle Saison die Rede. Dann hieß es wieder, alles sei nur halb so schlimm. Was entspricht nun den Tatsachen?
Reiter: Wäre alles so weitergelaufen wie bisher, hätten wir tatsächlich einen Finanzbedarf von 800.000 Euro bis zum Ende der Saison gehabt. Durch mehrere Maßnahmen konnten wir diese Summe auf ein paar hunderttausend Euro drücken, die wir durch Partner und Sponsoren abdecken können.
Wie sieht es mit der kommenden Saison und der Lizenzierung aus?
Reiter: Fakt ist, dass wir im letzten Abschluss per 30. Juni 2019 ein Minus stehen haben – ebenso wie in den Zwischenberichts-Zahlen per 31.12.2019, die wir der Bundesliga vorlegen müssen. Wir haben aber einen klaren Weg vorgegeben, der uns bis zum Sommer 2020 schuldenfrei macht und auch ein gutes Budget für die nächste Saison garantiert.
Könnte es Einwände oder Sanktionen seitens der Bundesliga geben – nach den vielen negativen Schlagzeilen?
Reiter: Es ist Tatsache, dass der letzte Jahresabschluss bekanntlich nicht zeitgerecht an die Bundesliga übermittelt wurde und da jetzt Sanktionen drohen könnten.
Wie könnten diese Sanktionen aussehen? Punkteabzug, Zwangsabstieg, Geldstrafe?
Wellmann: Das kann man nicht sagen, weil es noch keinen derartigen Präzedenzfall gibt.
Wie sehen Sie den Klub grundsätzlich?
Reiter: Auf der einen Seite gibt es sehr viel Historie, aus der der Verein gewachsen ist. Und auf der anderen Seite ist der FC Blau-Weiß Linz mit seinen 23 Jahren auch noch sehr jung. Das ist eine sehr interessante Mischung.
Bis 2023 bekommt der Verein dank der Initiative von Bürgermeister Klaus Luger ein neues Stadion. Steht das ursprünglich angedachte Finanzierungskonzept mit einer Drittel-Beteiligung des Vereins an den Baukosten von 9 Millionen Euro noch?
Reiter: Das ist alles noch im Gespräch und in Planung. Fakt ist aber auf jeden Fall, dass sich der Verein in irgendeiner Form finanziell beteiligen wird müssen.
Wie soll Blau-Weiß in der aktuellen Situation überhaupt drei Millionen Euro zusätzlicher Ausgaben stemmen?
Reiter: Wie gesagt, das ist alles noch im Gespräch. Denkbar ist eine langfristige Finanzierung über viele Jahre.
Medial war auch von einem “Donaupark light” die Rede … einer abgespeckten Version. Ist das für Sie ein gangbarer Weg?
Wellmann: Am Fassungsvermögen von 5.000 Plätzen darf aus unserer Sicht nicht gerüttelt werden. Denkbar wäre aber, etwa die Rasenheizung, die man nur im Falle eines Aufstiegs in die 1. Bundesliga zwingend benötigt, wegzulassen. Auch die angedachten Skyboxen könnten erst in einem zweiten Schritt errichtet werden.
Reiter: Wir haben der Stadt aber auch klar gemacht, dass es das Stadion in dieser Größe unbedingt braucht. Da geht’s ja nicht nur um uns. Die neue Gugl gehört die nächsten 80 Jahre dem LASK, Linz hätte dann als drittgrößte Stadt Österreichs nicht mal ein eigenes Stadion.
Vor 2023 wird das neue Donauparkstadion nicht stehen. Auch das Linzer Stadion ist bis dahin nicht bespielbar. Wohin mit dem Klub in den nächsten zwei Saisonen?
Reiter: Das ist tatsächlich ein Problem. Es gibt zwar ein Agreement mit dem LASK, dass wir in den kommenden zwei Jahren weiter auf der Gugl spielen dürfen. Das ist aber angesichts der zu erwartenden Mega-Baustelle wohl eine Illusion – und weder für den LASK noch für uns eine Option.
Wellmann: Und man darf nicht vergessen, dass der Verein ja nicht nur aus einer Mannschaft besteht. Auch der Nachwuchs und die Amateurmannschaft stehen bald auf der Straße.
Das heißt im Klartext: Herbergssuche. Nur: Es gibt außer der Linz AG Arena von ASKÖ Donau wohl keine zweitligataugliche Spielstätte in Linz.
Reiter: Wir sind aktuell am Evaluieren der vorhandenen Linzer Sportstätten, um dann eine Entscheidung zu treffen. Die Zeit drängt auf jeden Fall, bis zum neue Saisonstart sind es nur wenige Monate.
Gibt es überhaupt andere Plätze als jenen des SK Donau, der ernsthaft in Betracht gezogen werden kann?
Reiter: Auch der Donau-Platz hat noch nicht die erforderlichen Mindestmaße, die für die zweite Liga nötig sind.
Käme ein Exodus aus dem Linzer Stadtgebiet hinaus in Frage?
Wenn es keine Zwischenlösung in Linz gibt, dann Ja.
An was denken Sie da?
Reiter: Zum Beispiel das Trauner Stadion, aber auch Schwanenstadt wäre dann eine denkbare Möglichkeit.
Wie geht’s mit dem Klub bis zur Eröffnung des neuen Donauparkstadions 2023 weiter? Mit der Ausweich-Spielstätte und der aktuellen Finanzsituation ist wohl eher nicht an große Sprünge zu denken.
Wellmann: Bis 2023 ist unser ganz klares Ziel, in der zweiten Liga zu spielen und dort zu bleiben. Erst danach kann man wieder an einen Aufstieg denken.
Ein Riesenproblem beim Klub ist die kaum vorhandene Unterstützung im Stadion. Auch im Vorjahr, als man um die Spitze mitspielte, waren die Besucherzahlen meist nur dreistellig. Worauf führen Sie das zurück?
Reiter: Ganz klar auf das Linzer Stadion und sein Ambiente. Das höre ich sehr oft in den Gesprächen mit Sympathisanten, die nicht mehr ins Stadion gehen – und davon gibt es in Linz enorm viele.
Mit Verlaub: Machen Sie es sich da nicht ein bisschen zu leicht? Ist nicht auch der ins Leben gerufenen Mitgliederverein schuld, der gerade die vielen Sympathisanten aussperrt?
Reiter: Die Kritik ist teilweise berechtigt. Genau darum haben wir ja auch ein Kuratorium mit Persönlichkeiten und Menschen von außerhalb des Vereins gegründet, um uns zu öffnen. Hier ist zum Beispiel auch der bekannte Künstler und Karikaturist Gerhard Haderer mit dabei.
Warum soll man überhaupt Spiele des FC Blau-Weiß Linz besuchen – oder anders gefragt: Wie positioniert sich der Klub, um gegenüber dem derzeit alles überstrahlenden LASK einen USP zu generieren und mittelfristig überleben zu können?
Wellmann: Wir wollen mehr denn je der Stadtklub sein, der Verein für alle Linzer. Diese Rolle kann der LASK niemals einnehmen, der sich klar als Klub für alle Oberösterreicher positioniert hat.
Und ein mittelfristiger Aufstieg in die 1. Bundesliga?
Reiter: Ich denke mit dem neuen Donauparkstadion ist alles möglich.
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