Jahresfehlbeträge, fehlende Beiratsbeschlüsse zu wichtigen Entscheidungen, Mitarbeiter-Jubiläumszahlungen und ausufernde Sponsorings: Der Kontrollamtsbericht zu den Geschäftsgebarungen des stadteigenen Design Centers ist starker Tobak. Umsätze und Ergebnisentwicklung der letzten Jahre lassen dunkle Wolken aufziehen. Wir haben die wichtigsten Auszüge des Kontrollamtsberichts aufgelistet:
Die stadteigene Ausstellungs- und Messehalle Design Center ist ein Dauerpatient. Jetzt deckte ein Bericht des Linzer Kontrollamts eine große Zahl an Fehlentwickungen auf. Das Ergebnis: In den letzten vier Jahren gab es ausnahmslos Jahresfehlbeträge.
- 2016 gab’s ein Minus von 1,2 Millionen Euro
- 2017 waren’s knapp 600.000 Euro
- 2018 dann 939.000 Euro
- und im Vorjahr 1,1 Millionen Euro.
Lediglich durch die Auflösung von Kapitalrücklagen wurde 2017 bis 2019 kein Bilanzverlust ausgewiesen. Auch in den Umsatzerlöse ist kaum eine positive Entwicklung zu sehen: In den letzten drei Jahren vor der Corona-Krise gab es ein Umsatz-Minus von 6,6 Prozent auf zuletzt 4,6 Millionen Euro. Die Eigenmittelquote sank von 2018 bis 2019 (letztes Bilanzjahr) von 14,22 auf 9,75 Prozent.
Die Anzahl der Besucher bei Veranstaltungen im Design Center sank seit 2016 (168.910) um knapp 33 Prozent, die Zahl der Belegtage war ebenfalls rückläufig und betrug im Vorjahr 206 Tage (inkl. Auf- und Abbautage).
Großzügige Mitarbeiter-Jubiläumszahlungen
Während Magistratsmitarbeiter erst nach 25 Jahren eine Jubiläumsauszahlung erhalten, bekamen Design Center-Mitarbeiter bereits nach zehn Jahren eine “Jubläumsauszahlung” in Höhe eines Monatsgehalts, nach 20 Jahren zwei und nach 25 Jahren drei Brutto-Monatsgehälter zusätzlich.
Trotz fehlender Aufträge wurde im im Jahr 2020 von den Mitarbeitern kaum (massiv vorhandener) Urlaub abgebaut.Von 1.015 Tagen vorhandenem Resturlaub aus den Vorjahren wurden seit März2020 lediglich 191 Tage abgebaut.
Beschlüsse ohne Genehmigung des Beirats waren Alltag
Vom Beirat wurden Beschlüsse gefasst, obwohl dieser gar nicht beschlussfähig war, da nicht genügend Mitglieder anwesend waren. Unrechtmäßig beschlossen wurde u.a. der Jahresabschluss 2017 sowie die Entlastung der Geschäftsführung, Erfolgsprämien für Mitarbeiter und die Geschäftsführung für 2017 (obwohl in diesem Jahr im Betriebsergebnis ein Fehlbetrag von knapp 600.000 Euro ausgewiesen wurde). Pikant: All diese fehlenden Beschlüsse wurden formal erst in der Beiratssitzung vom 23.9.2020 nachgeholt.
In einer Reihe von durchgeführten Veranstaltungen wurde ein negativer Deckungsbeitrag 1 erzielt, das heißt: der Verzicht auf die Durchführung dieser Veranstaltungen hätte das operative Ergebnis wesentlich verbessert.
- Beispiel Galanacht des Sports der OÖN: “Die Einnahmen beliefen sich auf rund 76.000 Euro, der Material- und Personalaufwand betrugen rund 64.200 Euro und es wäre nach Abzug der weiteren Aufwendungen ein positiver Deckungsbeitrag möglich gewesen, wenn nicht ein Sponsoring in Höhe von rund 15.900 Euro dies verunmöglicht hätte und letztendlich mit einem Minus von 4.146 Euro endete.“
- LInzer Eiszauber: “Für diese Fremdveranstaltung wurden 2019 Nebenleistungen verkauft, die bei weitem nicht den Aufwand deckten. Bei einem Umsatz von 47.500 Euro betrugen 2019 die Ausgaben für Material und Personal 66.646 Euro, womit ein Verlust von 19.133 Euro für dieses Projekt zu verbuchen ist.
- Einemanderen nahestehenden Unternehmen wurde ein ungewöhnlich hoher Rabatt von 60 Prozent auf den Veranstaltungs-Gesamtumsatz gewährt.
Besonders stach den Prüfern die hohe Sponsoringleistung für die Miss Austria Corporation ins Auge:
- “Die höchste Einzelsubvention in den Jahren 2016 – 2019 mit 59.253 Euro und damit etwa das Dreifache der Klangwolkenunterstützung erhielt die Miss Austria Corporation. Es gibt keine nachvollziehbare Begründung, warum diese privatwirtschaftliche Veranstaltung sowohl in ihrem Zweck als auch in ihrer exorbitanten Höhe durch die öffentliche Hand finanziell zu unterstützen gewesen wäre.”
Pikant: Die einzelzeichnungsberechtigte Prokuristin des Design Centers war Mitveranstalterin (!) des Miss Austria-Events und zudem mit dem Veranstalter privat verflochten.
Für die Krone-Sportgala wurde ein Werbekostenbeitrag von fast 20.000 Euro gewährt. Für jede Subvention, Zuschuss oder Spende über 1.000 Euro wäre aber die Zustimmung des Beirates erforderlich gewesen, was in sehr vielen weiteren Fällen nicht erfolgte:
- Der größte Empfänger von Sponsoringleistungen war die LIVA selbst: Sie stiegen im Laufe der Zeit massiv an. Kritisch sieht das Kontrollamt den Umstand, dass ein Geschäftsführer eines Unternehmens an ein Unternehmen, das er ebenfalls führt, ohne Zustimmung des Beirates Zuwendungen leistet.
- Die Compliance-Richtlinie für die UGL (Unternehmensgruppe Linz, Anm.) hält zum Thema Sponsoring und Spenden fest, dass jegliche derartige Aktivität transparent und dokumentiert sowie unter Beachtung der einschlägigen rechtlichen Vorgaben und auf Basis allfällig geltender interner Richtlinien zu erfolgen hat.
- Im Jahr 2019 erhielten 52 von 75 (laut Quartalsbericht) Veranstaltungen Rabatte, teilweise bis zu sechs unterschiedliche Ermäßigungen für eine Veranstaltung.
- Urteil der Prüfer: “Die DCB ist ohne Zuschüsse von außen nicht lebensfähig. Der Cashflow ist stark negativ, auch die Finanzierungs- und Rentabilitätskennzahlen liegen im Negativbereich.”
- “Die Lage der DCB ist existenzbedrohend, da der Geschäftsbetrieb mit 10.3.2020 de facto eingestellt wurde. Im Verkehrsbeschränkungszeitraum bis Ende Juni wurden 21 Veranstaltungen abgesagt, bereits im April 2020 lag die DCB KG bei den Erlösen mit 700.000 Euro hinter Plan.“
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