Erinnern Sie sich noch? Lange 24 Jahre ist’s her, als das Linzer Fußballpublikum in der Winterpause zuletzt mit einem top-besetzten Hallenturnier bei Laune gehalten wurde. Mit Krachern wie Dynamo Kiew, Eintracht Frankfurt, Bayer Leverkusen, Spartak Moskau, FC Santos, Rapid Wien, den Färöer Inseln oder Dynamo Berlin waren auch große Teams in der alten Linzer Sporthalle zu Gast. Seit 1998 herrscht aber Tote Hose in Sachen Bandenzauber. Jetzt wurde auch der OÖ Liga Hallencup abgesagt – zumindest für 2023.
Grund sei laut OÖ Nachrichten mangelndes Interesse der OÖ Liga Vereine an der Teilnahme. Insgesamt acht der 16 Klubs wollen demnach nicht teilnehmen bzw. ließen eine mögliche Teilnahme offen.
Das Wiener Stadthallenturnier entschlummerte ebenfalls – und das bereits 2009 – ebenso wie Graz vier Jahre zuvor. Ob der einst legendäre Linzer Hallenkick mit LASK, Blau-Weiß und anderen Krachern wieder mal eine Renaissance erfährt, ist mehr als ungewiss. Einer der Gründe: Auch die Hallen sind mittlerweile in der Geiselhaft von Hooligans, Ultras & Co.: In der steirischen Landeshauptstadt sollte es zuletzt 2018 ein Comeback des dortigen Turniers geben, allerdings nur in einer lauwarmen Version, weil der GAK nicht eingeladen wurde, weil man Angst vor möglichen Fan-Ausschreitungen hatte. Schlussendlich hat man das Turnier auch deswegen ganz abgesagt. Der steirische Veranstalter Rudi Hinterleitner brachte es in einem Interview auf den Punkt: „Wir hatten 115 Polizisten und 30 Ordner vorgesehen. Trotzdem wären Sturm- und GAK-Fans zusammen ein völlig unkalkulierbares Risiko. Früher einmal hat‘s nach einem handfesten Aufeinandertreffen 15 Pflaster gebraucht, heute brauchst du fünf Chirurgen. Bitter.“

Das Linzer Hallenturnier sorgte vor 24 Jahren für volle Ränge in der alten Sporthalle – an zwei Tagen kamen 8.000 Fans. (Foto: Holzleitner)
Es liegt aber nicht nur an den möglichen Fan-Tumulten, dass Hallenturniere fast unmöglich wurden: Auch der mittlerweile extrem dicht gewordene Terminkalender samt kurzen Winterpausen lässt kaum Platz für ein dezent eingestreutes Hallenturnier. Und auch die Kicker-Gagen haben mittlerweile selbst bei Klubs aus der zweiten oder dritten Reihe Dimensionen erreicht, die es unmöglich machen, eine Top-Mannschaft nach Linz zu holen. Und neue Sponsoren inmitten von Krisenzeiten zu finden: schwierig,
Ein möglicher Ansatz, der in den Anfängen der 1980er-Jahre auch in Linz verfolgt wurde: eine OÖ Hallenlandesmeisterschaft mit den (acht) Top-Klubs aus unserem Bundesland. LASK, Blau-Weiß, Ried, Vorwärts Steyr, WSC/Hertha, Vöcklamarkt… jeder Klub würde da seine paar hundert Leute mitbringen, die TIPS Arena wäre ein Wochenende lang voll. Aber andererseits will man sich gar nicht ausmalen, was auf den Rängen bei einem Duell LASK-Ried los wäre: Da wird ein Bandenzauber schnell zum Fäusteinferno.
R.I.P. – der Linzer Bandenzauber
Bereits in den 1970er-Jahren gab es dreimal ein großes Hallenturnier in Linz: Zweimal gewann der SK VOEST, einmal die Vienna. Die goldenen Jahre in Sachen Bandenzauber folgten aber in den 1980er-Jahren, als sich die stadteigene LIVA entschloss, nach Wiener Vorbild auch in Linz ein großes Hallenturnier zu organisieren: „Nach dem Internationalen Brucknerfest und der Ars Electronica hat Linz nun seine dritten Festspiele: Fußball-Festspiele“ – jubelte der damalige LIVA-Vorstandsdirektor Karl Gerbel.
Große Namen in der Linzer Sporthalle
Eingeladen werden sollten neben den oö. Top-Teams auch internationale Klubs mit klingendem Namen. Das Konzept ging auf: Die Sporthalle war an den beiden Turniertagen meist brechend voll, 8.000 Fans stürmten die Halle. Dabei waren u.a. Dynamo Kiew mit Superstar Oleg Blochin, DDR-Serienmeister Dynamo Berlin, Spartak Moskau, Hajduk Split, FC Zürich, Bayer Leverkusen, Feyernoord Rotterdam, Eintracht Frankfurt, 1860 München und sogar die Nationalmannschaft der Färöer Inseln (holten 1991 sogar den dritten Platz) verzauberten das Linzer Publikum.
Dem Platzhirschen LASK gelang dabei kein einziger Turniersieg, die Fans trösteten sich aber mit den (emotional wohl viel wichtigeren) fünf von sechs Siegen im direkten Duell gegen die ungeliebten blau-weißen Stadtrivalen.
FC Linz: Turniersieg und Vereinsauflösung
Danach legte das Linzer Hallenturnier eine vierjährige Pause ein, um sich 1996 neu zu erfinden: Statt internationaler Teams waren nur mehr oö. Klubs (mit Ausnahme von Austria Salzburg) mit dabei. Just im Jänner 1997 – dem Jahr der Vereinsauflösung – sicherte sich der FC Linz bei der vorletzten Auflage den Hallentitel in der alten Sporthalle. Irgendwie war die Luft aber draußen, trotz gutem Besuch gab es auch viel Leerlauf. 1998 stieg das traditionelle Linzer Hallenturnier zum letzten Mal, als Sieger krönte sich der LASK mit einem klaren 6:2 Sieg gegen SV Ried.
2004 gab es von der Bundesliga das Projekt “Österreichischer Hallencup”, der auch in Linz Station machte. In der TIPS Arena siegte der LASK, die Idee einer eigenen Hallenmeisterschaft wurde aber mangels Interesse seitens der Bundesliga, vor allem aber der Zuschauer, nicht weiter verfolgt.
Übersicht über alle bisherigen Linzer Hallenturniere: www.austriasoccer.at
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