Ein 80-Meter-Hochhaus im Niemandsland: Pläne für Kaserne Ebelsberg entzweien die Gemüter
Für gespaltene Meinungen sorgt der geplante 80m+-Wohnturm am Kasernenareal Ebelsberg, der eines der höchsten Gebäude der Stadt wäre. Hauptkritikpunkt: Warum muss auf einem 33 Hektar großen Areal im Nirgendwo ein völlig überdimensioniertes Gebäude hingestellt werden?
Das 80m+Hochhaus soll neben einem “Quartierstor” direkt an der Wiener Straße entstehen, die Straßenbahn rollt nicht mehr am Kasernengelände vorbei, sondern mitten durch. Ebenfalls vorgesehen sind ein großer Platz und ein zentraler Park als Zentrum. Ob die Gegend ein so groß dimensioniertes Gebäude verträgt, wird sich zeigen. Kritik kommt etwa von Stadtentwickler Lorenz Potocnik: “Ich versteh es nicht. Es macht keinen Sinn. Wir haben dort absolut kein Platzproblem. Der USP lag eindeutig auf Wohnen im Grünen und doch in der Stadt. Ein Hochhaus sendet ein komplett verkehrtes Signal aus.”
Der Ebelsberger Wohnturm wäre nach seiner Fertigstellung eines der höchsten Gebäude der City:
111m / Quadrill Tower (2024/25)
100m / Trinity (2025)
99m / Brucknertower
98m / Terminal Tower
81m / Lentia Urfahr
80m / Garten Ebel-Turm (ca. 2026)
75m / Bahnhofcity (2025)

Auch die undurchdacht wirkenden Renderings des siegreichen Architektenteams lassen viele Fragen offen: So werden Straßenbahngleise ohne Bankett und Oberleitungen dargestellt, es gibt keine Ampeln, auch Gehsteige und Radwege fehlen, obwohl genau das einer der Schwerpunkte des neuen Quartiers sein sollte Zudem wurde das geplante 80m+Hochhaus maßstäblich viel zu klein dargestellt – wohl, um beim Wettbewerb nicht zu sehr zu verschrecken.

In Summe sollen am Kasernengelände und den angrenzenden Sommergründen 3.000 Wohnungen entstehen. Aufgrund der abgeschiedenen Lage 12 Kilometer vom Stadtzentrum entfernt werden viele der zukünftigen Bewohner (auch) aufs Auto setzen, was das Verkehrsproblem im Linzer Süden massiv verschärfen wird. Antworten dazu wurden noch nicht geliefert – der ursprünglich geplante Radhighway über die Traun etwa steht nach wie vor in den Sternen, der Ausbau der S-Bahntrasse soll frühestens 2028 kommen, er allein wird das Problem aber nicht lösen. Unter dem Strich viel Arbeit für den neuen Linzer Verkehrsreferenten Bernhard Baier.
Kommentar
Und wieder wird das Pferd von hinten aufgezäumt: In Ebelsberg wird auf Teufel komm raus geplant, 3.000 neue Wohnungen sollen im Linzer Süden entstehen, dabei ist das Gebiet bereits jetzt hoffnungslos mit dem Verkehr überfordert. Lösungen liegen nicht mal ansatzweise am Tisch. Wann lernt Linz endlich, seine Hausaufgaben (in Form eines zukunftsfähigen Verkehrskonzepts) zu machen und erst dann neue XXXL-Stadtteile zu planen? Einmal mehr geht man nach dem Prinzip “Bau ma moi, dann seh ma scho” vor.
Und ob es tatsächlich ein 80-Meter-Hochhaus so weit draußen vor der Stadt braucht, ist nicht nur eine Geschmacksfrage. Das kann gutgehen (Aufwertung, Landmark) oder auch in die andere Richtung explodieren (weitere Ghettoisierung Ebelsbergs). Hochhäuser und Problemviertel können eine brisante Mischung ergeben – siehe das “Badest Practice”-Beispiel Harter Plateau in den 1980er-Jahren. Möglicherweise vernünftiger wäre es gewesen, kleinstrukturierter zu denken und jungen Familien grünen Wohnraum mit Gärten zu ermöglichen. Aber ohne Hochhaus (inklusive Maximalverwertung des 41 Millionen Euro teuren Grundstücks) geht’s halt nicht, vor allem wenn ein privater Investor – in diesem Fall die WSF-Privatstiftung der XXXLutz-Gruppe – dahintersteckt.
Renderings/Bilder: www.froetscherlichtenwagner.at
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