Verdammt noch mal, wo bleibt die Tägliche Turnstunde?
Die “Tägliche Turnstunde” sollte es eigentlich schon seit Jahren geben – in OÖ wurde die Einführung etwa für das Schuljahr 2017/18 als “fix” angekündigt. Die aktuelle Lage: In der Unter- und Oberstufe müssen die Schüler oft immer noch mit nur zwei Bewegungseinheiten pro Woche das Auslangen finden. Jetzt soll ein neuerlicher Anlauf unternommen werden, obwohl die Kosten von 200 Mio. Euro als “unfinanzierbar” gelten. Eine Farce – angesichts der 1,3 Milliarden Euro, die bislang für Massen-Covidtests an Schulen ausgegeben wurden.
“Ab dem Schuljahr 2017/18 kommt die tägliche Turnstunde in Oberösterreich” – das haben der damalige Sportminister Hans Peter Doskozil (SPÖ) und der in OÖ für Sport zuständige Ex-Landesrat Michael Strugl (ÖVP) Anfang Oktober 2016 verkündet. Finanzieren würde das Projekt der Bund. Jetzt – fünfeinhalb Jahre später – ist immer noch nichts passiert, von einer täglichen Turnstunde ist das heimische Schulwesen weiter weg denn je.
Etwas später – im November 2018 – wurde vom damaligen Sportminister Strache die Einführung der Täglichen Turnstunde mit 2020 angekündigt – müßig zu erwähnen, dass das alles ebenfalls heiße Luft war. Und bereits im Jahr 2012 unterschrieben alle 183 Abgeordneten eine Petition für die Einführung der täglichen Turnstunde – Output: keiner.
So erfreulich die aktuellen Erfolge unserer Sportler bei Olympia in Peking sind, so beschämend präsentieren sich die derzeitigen Lehrpläne des Ministeriums, was Sport und Turnen betrifft:
Volksschulen: keine fixen Vorgaben beim Turnunterricht
In Volksschulen gibt es etwa gar keine fixe Zeitvorgabe für den Turnunterricht, sondern lediglich “Richtmaße”. Hier steht es den Lehrern frei, im als “Bewegung, Sport und Spiel” titulierten Zeitblock auch das Thema Turnen einzubauen. Weniger sportorientierte Lehrkräfte vernachlässigen dabei die Bewegung bei den 6 bis 10-Jährigen dabei oft massiv.
Unterstufe: Eine einzige Turnstunde pro Woche zulässig
In der Unterstufe sind es drei (1./2. Schulstufe) bzw. gar nur zwei (3./4. Schulstufe) Bewegungseinheiten pro Woche, wobei selbst das noch ganz legal nach unten geschraubt werden darf: “Durch schulautonome Lehrplanbestimmungen können…die Wochenstunden in den einzelnen Pflichtgegenständen pro Schulstufe um höchstens eine Wochenstunde, insgesamt um höchstens zwei Wochenstunden, erhöht bzw. verringert werden”, heißt es im aktuellen Lehrplan des Ministeriums. Da ist die Verlockung bei vielen Schulen groß, eine oder zwei Turnstunden lieber in etwas vermeintlich “Nützlicheres” zu investieren…
Andreas, Schüler der 4. Klasse eines Linzer Gymnasiums, berichtet, dass er aktuell auf drei Turnstunden pro Woche kommt – wobei eine “Stunde” nur 50 Minuten dauert. Inklusive Vor- und Nachbereitung bleiben da meist nicht mehr als 30 Minuten pro Einheit übrig. “Und weil im Stundenplan zwei Stunden auf eine Doppeleinheit zusammengelegt wurden, haben wir nur an zwei von fünf Wochentagen Sportunterricht.”
Schwimmen nicht zusätzlich, sondern statt Turnunterricht
Zehn Wochen im Schuljahr gibt es Schwimmunterricht – allerdings nicht zusätzlich, sondern zulasten des Turnens, denn dabei werden alle drei Turneinheiten zusammengefasst und ins Hallenbad verlegt. Das klassische Turnen fällt in dieser Zeit komplett aus, vier Tage pro Woche gibt es somit keinerlei körperliche Ertüchtigung für die 10 bis 15-Jährigen.
Oberstufe: zwei Turnstunden pro Woche gängige Praxis
In der Oberstufe ist die Situation nicht viel besser: Hier sind drei Sport-Wochenstunden im Lehrplan vorgesehen, aber auch da wird getrickst – mehr als zwei Einheiten stehen mancherorts kaum am Plan. Helene (18), die heuer maturiert, hat den Turnunterricht eher als Lückenfüller denn als wirklich aktive Einheit erlebt: “In den vier Oberstufenjahren hatten wir stets nur zwei Turnstunden pro Woche, uns allen war das viel zu wenig.”
Ein weiterer erfolgloser Anlauf zur täglichen Turnstunde?
Jetzt wird – zum wievielten Mal eigentlich? – das Thema der täglichen Turnstunde wieder aufgegriffen. Das Bildungsministerium kündigte an, das Projekt im kommenden Schuljahr in einer Modellregion probeweise einzuführen (wozu man nach so vielen Jahren noch einen Probegalopp benötigt, weiß allerdings keiner). Bis zu fünf Millionen Euro will man sich den Versuch kosten lassen.
Eine österreichweite Einführung der täglichen Turnstunde würde laut Berechnung des Ministeriums allerdings um die 200 Millionen Euro zusätzliche Personalkosten verschlingen (2019 wurden für die tägliche Turnstunde hingegen Zusatzkosten von lediglich 50 Millionen Euro errechnet).
“Unfinanzierbar” sei das, wie hinter vorgehaltener Hand zu hören war. Wenn man aber bedenkt, dass für das hinterfragenswerte Massentesten an Schulen bislang 1,3 Milliarden Euro ausgegeben wurden – oder man für die skurrile SPÖ-Impflotterie locker eine weitere Milliarde aus dem Ärmel geschüttelt hätte, klingt der Begriff “Unfinanzierbar” für die tägliche Turnstunde fast schon wie ein Hohn…
Mehr von Meinung
Spielt endlich mit offenen Karten!
Die gestrige FPÖ-Anfrage im Linzer Gemeinderat brachte es ans Licht: Über 600 weitere Asylplätze werden in den nächsten Wochen und …
voestalpine: Höchste Zeit, etwas zurückzugeben.
Die voestalpine als Sponsoring Partner ausgerechnet des LASK – das ist gerade für viele Blau-Weiß Linz Fans kaum zu ertragen. …
Selber schuld!
Eine teurer Spaß wurde das LASK-Heimspiel gegen Salzburg für die rund 80 abgeschleppten Autos auf der Gugl: Zum Strafmandat (mind. …