Erst 2012 gegründet, hat die Wiener Combo WANDA in kürzester Zeit alle Erfolge abgegriffen, die zu haben waren. Mittlerweile spielen die fünf Jungs in den größten Hallen im deutschsprachigen Raum. Am 14. Juli wird der Linzer Donaupark – das Konzert ist längst ausverkauft – bespielt. Wir plauderten im Rahmen ihres letzten Linz-Auftritts mit dem Mastermind der Band, Sänger und Songwriter Michael Marco Fitzthum.
Michael, der Erfolg kam ziemlich schnell bei euch. War euch eigentlich immer klar, dass euer Ding so einschlagen wird?
So klar kann einem so etwas gar nicht sein. Es gab aber gewisse Anzeichen. Etwa, als die Leute schon bei den ersten Konzerten die Texte mitgesungen haben, ohne dass es überhaupt eine CD-Veröffentlichung gab. Grundsätzlich waren wir uns unserer Sache schon sicher. Aber wir haben in unserem Musikerleben bewusst sehr lange gewartet, bis wir herausgekommen sind.
Und warum dieses lange Warten? Ihr seid ja alle bereits – zumindest was den Karrierestart in der Musikbranche betrifft – “alte Herren”.
Ich wollte mit nichts Unfertigem an die Öffentlichkeit gehen. Da hätte die Gefahr bestanden, dass ich mich nicht mehr als Musiker weiterentwickeln kann. Das würde ich auch niemanden empfehlen. Mittlerweile habe ich aber gemerkt, dass das Popgeschäft sehr entspannt ist, was die Weiterentwicklung betrifft.
Die Frage ist nur, wann der richtige Zeitpunkt ist. Und wann Songs “fertig” sind.
Fertig ist man als Musiker ein ganzes Leben lang nicht, zumindest wenn man sich als Künstler ernst nimmt. Unser Plan war, zum Start auch bereits eine gewisse Identität vorweisen zu können. Wir wollten den Leuten einfach ersparen, was ihnen andere Bands zumuten.
Eine deiner Aussagen lautet „Die Identifikation mit der Band läuft über die Musik, nicht über die Personen.“ Keine Lust auf Scheinwerfer?
Ja, aus der Sicht des Publikums gesprochen. Ich wünsche mir, dass unser Werk viel mehr beachtet und geachtet wird als wir als Personen. Einen Personenkult braucht kein Mensch, ich möchte kein Bruce Springsteen sein.
Was macht ihr anders als andere, weil WANDA sofort so eingeschlagen haben? Bei sehr vielen Bands dauert es Jahre, bis sie zünden – und dann passiert es oft zufällig.
Das, was wirklich gut ist, setzt sich immer durch. Die geile unentdeckte Band, die schon seit Jahren unbemerkt spielt, gibt es nicht. Ich kenne fast alle Bands in Österreich. Die, die es wirklich drauf haben, sind oben. Und die anderen müssen sich eben weiterentwicklen und es nicht wegen des Erfolges tun. Wir haben es ja auch nicht des Erfolgs wegen getan.
Sondern wofür dann?
Uneingeschränkte Lebensfreude!
Du hast angeblich schon als Kind gewusst, dass du berühmt und erfolgreich sein wirst. Fühlt sich jetzt alles so an, wie du es dir vorgestellt hast?
Ich kann schwer auf meine Wahrnehmungen als Kind zurückgreifen und weiß nicht mehr, wie ich mir das damals vorgestellt habe. Aber ich denke, es ist schöner, als alle damaligen Gedanken. Wir dürfen unglaublich viel Zeit mit spannenden Menschen verbringen, wir dürfen uns auf der Bühne und unseren Instrumenten weiterentwickeln. Ich finde dieses Leben großartig.
Erfolg impliziert gerade in Österreich Neid. Spürt ihr da was?
Ja den gibt’s, das ist aber die absolute Ausnahme und kaum spürbar.
WANDA funktionieren auch in Deutschland hervorragend. Sind wir den Deutschen ähnlicher, als uns oft lieb ist – oder erlebt ihr da von der Bühne herab Unterschiede?
Es gibt da nicht so die Unterschiede zwischen Deutschland und Österreich, sondern eher von Konzert und Konzert. Grundsätzlich haben wir ein wahnsinnig gemischtes Publikum, das sich dadurch auch immer wieder gleicht.
Und wie sind wir Linzer und Oberösterreicher als Publikum? Ihr wart ja mittlerweile mehrmals bei uns zu Gast.
Linz ist vom Publikum her wie Wien. Gerade in der Anfangszeit haben wir in Linz öfters auf kleinen Festln gespielt, das war echt Wahnsinn. Da sind wir dann meistens sogar noch auf der Tanzfläche geblieben und haben mit den Leuten getanzt.
Passt ihr euch an das jeweilige Publikum oder die Stimmung an oder zieht ihr euer Ding immer gleich durch?
Man muss schon ein bisschen fühlen und einen Fluss mit dem Publikum finden. Das dauert bei jedem Konzert immer die ersten drei Nummern, irgendwann springt dann der Funke über, die Tore öffnen sich und es wird magisch.
Die Song-Texte scheinen euch extrem wichtig zu sein. Wenn du ein Lied schreibst: Sitzt da gleich der erste Anzug oder gehst du da noch oft drüber und zweifelst du?
Unterschiedlich. Es gibt Songs, die schreibe ich in der Sekunde. “Bologna” etwa habe ich in dreieinhalb Minuten geschrieben.
Wie selbstkritisch ist man noch oder zweifelt an sich selbst – angesichts immer größerer und vollerer Hallen?
Wir sind irrsinnig selbstkritisch. Ich hab sogar oft das Gefühl, jetzt nach 300 Konzerten läuft’s erst wirklich. Ich merke, dass es mich nicht mehr raushaut oder ich den Flow verliere. Mit jedem Konzert verändert man sich, wie man sich bewegt, wie man singt. Man will immer besser werden und die Menschen immer glücklicher machen.
Wie geht ihr mit den Schattenseiten des Erfolgs um?
Das Privatleben war in den letzten beiden Jahren eine “milde” Depression. Das ist aber wohl unvermeidlich. Schlimmer geht’s den Weltstars. Wenn ich mir das bisschen Depression aufsummiere, die ich von einem Markt habe, will ich mir gar nicht vorstellen, wie das erst ist, wenn ich 20 Märkte bedienen muss. Bist du wahnsinnig.
Privat unterwegs sein in Wien ist (noch) kein Problem für dich?
Nein überhaupt nicht. Aber ich muss mich sehr oft zwingen, überhaupt rauszugehen. Oder besser gesagt nicht nur in mein Stammbeisl zu gehen.
Ihr seid momentan auf einem absoluten Höhenflug. Beschäftigt euch das Thema Misserfolg und die Angst davor?
Momentan ist nicht absehbar, dass etwas nicht funktioniert, darum denken wir nicht daran. Aber wenn es so weit ist, wird der Charakter auf die Probe gestellt. Dann muss man schauen, ob man wirklich der große Mensch ist, der man sein will. Das Ziel ist es natürlich, über unsere Arbeit so ein Mensch zu werden.
Wie funktioniert euer Zusammenleben? So viele Tage und Nächte gemeinsam zu verbringen, bietet natürlich auch Reibungsflächen an.
Wir sind wie ein archaischer Stamm, aber dennoch lose demokratisch organisiert. Alles steht unter dem Stern, uns besser kennenzulernen.
Nach den intensiven letzten beiden Jahren, in denen ihr schon so viel erreicht habt: Wie geht das alles weiter? Gibt es die Angst vor einer Abnutzung?
Wir halten uns immer die Möglichkeit des Versagens offen. Dadurch kann sich WANDA gar nicht abnutzen. Früher haben die Gesellschaften auch immer ekstatische Rituale vollzogen, unsere Konzerte sind nichts anderes. Davon kann man nicht genug haben im Leben.
Ihr singt auch gegen Fremdenfeindlichkeit, Homophobie und Rassismus. Wird die allgegenwärtige Unsicherheit und Angst je verschwinden?
Mir macht die Menschheit Angst. Wenn ich ein Geschichtsbuch in die Hand nehme, sieht man: Alles wiederholt sich, aber die Angst bleibt. Mein Freund ist die Angst jedenfalls nicht.
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