Coole Sache: Bereits in fünf Jahren werden Überland-Straßenbahnen mit WC auf Linzer Stadtgebiet rollen: Bis 2025 kauft das Land OÖ 20 moderne Triebwägen, die sowohl auf der LILO-Strecke und in weiterer Folge auch auf der zum Hauptbahnhof durchgebundenen Mühlkreisbahn über die neue Donaubrücke rollen werden. Die Bahnen können sowohl als herkömmlicher Zug als auch im Straßenbahnbetrieb eingesetzt werden.
Auf der Linzer Lokalbahn (LILO) und der Lokalbahnen Lambach Vorchdorf-Eggenberg sind derzeit noch (ur)alte Triebwägen eingesetzt, die das Ende ihrer technischen Lebensfähigkeit erreicht haben. Einige Fahrzeuge haben ein Alter zwischen 65 und 70 Jahren und können nur noch in Ausnahmefällen eingesetzt werden. Diese Fahrzeuge werden den heutigen Anforderungen nicht mehr gerecht. Weitere 14 Gelenkstriebwägen erreichen ab 2030 das Ende der Nutzungsdauer.
Insgesamt ergibt sich mit den 14 Fahrzeugen der LILO, den vier zu ersetzenden Altfahrzeugen und zwei zusätzlichen Fahrzeugen ein Bedarf von 20 Fahrzeugen. Im oberösterreichischen Zentralraum besteht zudem mit dem Durchbindungsprojekt Mühlkreisbahn und der Errichtung der Stadtbahn von Linz nach Gallneukirchen/Pregarten mittelfristig ein weiterer Bedarf an Neufahrzeugen.

Grundsätzlich werden für alle zuvor genannten Bahnen baugleiche Fahrzeuge benötigt. Dabei handelt es sich um Stadtbahnfahrzeuge, die als sog. “Tramtrains” auf Strecken mit unterschiedlichen Stromsystemen und sowohl auf Vollbahnen als auch im städtischen Straßenraum im Begegnungsverkehr mit Straßenbahnen und dem Individualverkehr verkehren können. Derartige Fahrzeuge werden bereits seit vielen Jahren erfolgreich im Mischbetrieb im Umland von Städten eingesetzt – etwa in Karlsruhe und Saarbrücken.
Neues, günstigeres System der Fahrzeugbeschaffung
Die Beschaffung von Schienenfahrzeugen stellt einen sehr zeit- und ressourcenaufwändigen Prozess dar: “Die langen Vorlaufzeiten und der hohe finanzielle Aufwand bei der Beschaffung von Schienenfahrzeugen erfordern einen langfristig angelegten Beschaffungsvorgang“, sagt Infrastruktur-Landesrat Günther Steinkellner.

Die Beschaffung von Schienenfahrzeugen erfolgte in der Vergangenheit meist durch die Eisenbahnverkehrsunternehmen, die auch die Verkehrsdienste durchführten. “Oberösterreich geht mit der landeseigenen Schiene OÖ neue Wege“, so Steinkellner . So wurde im Infrastrukturressort die Entscheidung getroffen, die Fahrzeuge im Wege der dafür eingerichteten Schiene OÖ GmbH, einer 100%igen Landesgesellschaft, zu beschaffen und dem Eisenbahnverkehrsunternehmen zur Verfügung zu stellen. Die Vorgangsweise bringt neben der dauerhaften Verfügungsgewalt über die Fahrzeuge vor allem auch Vorteile in Punkto Finanzierungskonditionen mit sich.
Günstige Sammelbestellung
Aktuell haben sich in der Bundesrepublik Deutschland fünf Regionen zu einer Kooperation zusammengeschlossen (Projekt VDV TramTrain), um gemeinsam für die Stadtbahnen in den Großräumen Karlsruhe, Saarbrücken, Chemnitz und Reutlingen Neufahrzeuge zu beschaffen. Das Projekt wird vom Verband Deutscher Verkehrsunternehmen unterstützt (daher der Projektname VDV TramTrain). Ziel dabei ist es, eine weitgehende Standardisierung der bisher unterschiedlichen Fahrzeuge zu erreichen, um im Rahmen einer gemeinsamen Beschaffung auch höchstmögliche Stückzahlen und bestmögliche Preise zu erzielen. Durch die hohe Standardisierung und Stückzahlen werden auch während des Betriebes Preisvorteile bei der Wartung und der Ersatzteilversorgung erwartet.
Da die deutschen Stadtbahnfahrzeuge auch für den Einsatz auf den genannten Bahnen in Oberösterreich geeignet sind, wurde die Schiene OÖ GmbH in das Projekt aufgenommen. Auch das Bundesland Salzburg hat sich dem Projekt angeschlossen, da dort die Erneuerung des Fuhrparks der Salzburger Lokalbahn ansteht. “Diese vorbildliche, länderübergreifende Beschaffungskooperation wird uns einen riesigen Schritt voranbringen“, so Günther Steinkellner.
Mittlerweile wurde ein gemeinsamer Kriterienkatalog, ein sogenanntes Lastenheft, entwickelt. Darin werden die Anforderungen aller Beteiligten an die Fahrzeuge beschrieben. Die Ankündigung der Vergabe wird in Kürze erfolgen. Voraussichtlich wird die Plattform „VDV TramTrain“ an die 450 Fahrzeuge ausschreiben. Der Zuschlag wird noch im Jahr 2021 erwartet. Die ersten Fahrzeuge werden voraussichtlich 2025 den Betrieb aufnehmen.
Fahrzeugeigenschaften:
- Länge: 37m
- Breite: 2,65m
- Spurweite: 1.435mm (Normalspur)
- 100% barrierefrei
- Einstiegshöhe: 55cm
- Kapazität: 80-90 Sitzplätze
- Gesamtkapazität: ca. 200 Personen
- Zwei Multifunktionsabteile für Kinderwägen, Rollstühle, Fahrräder
Die Zusammenarbeit mit den deutschen Regionen bringt vor allem finanzielle Vorteile. Durch den hohen Standardisierungsgrad und die hohe Stückzahl wird erwartet, dass der Anschaffungspreis pro Fahrzeug zumindest 20% unter einer Einzelbeschaffung mit nur geringer Stückzahl zu liegen kommt. Es wird mit einem Preis von rund 4,5 Mio. Euro pro Fahrzeug gerechnet, was Einsparungen in Millionenhöhe bringen wird. Auch bei der Wartung wird von erheblichen Einsparungen ausgegangen – etwa 80.000,- Euro pro Fahrzeug und Jahr. Der Beschaffungswert der fix bestellten Fahrzeuge für Oberösterreich wird mit in Summe 90 Mio. Euro erwartet. “Durch die gemeinsame Beschaffung können alleine bei der Erstbeschaffung von 20 Stück voraussichtlich um die 25 Mio. Euro eingespart werden“, so Steinkellner.
Ein großer Vorteil der gemeinsamen Beschaffung liegt auch beim Zulassungsprozess. Für die Fahrzeuge wird eine deutsche Zulassung erwirkt werden, was die in der Folge auch noch notwendige Zulassung für Österreich vereinfachen wird. Vorgespräche mit der österreichischen Zulassungsbehörde wurden bereits geführt.
Die Auslieferung der Fahrzeuge wurde für Oberösterreich so vorgesehen, dass die ersten sechs fix bestellten Fahrzeuge in den Jahren 2025 und 2026 zum Einsatz kommen. Die Auslieferung der restlichen 16 fix bestellten Fahrzeuge erfolgt in den Jahren 2028 bis 2030. Dank der gemeinsamen Beschaffung war es der Schiene OÖ GmbH möglich, eine sehr hohe Anzahl an Fahrzeugen (50 Stück) auch noch optional nach 2030 in das Beschaffungsprogramm einzubringen. Damit können bei zeitgerechter Umsetzung des Durchbindungsprojektes der Mühlkreisbahn und Errichtung der Stadtbahn von Linz nach Gallneukirchen/Pregarten Fahrzeuge abgerufen und zum Einsatz gebracht werden.
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