Der Urfahraner Jahrmarkt braucht eine Neukonzeption
“Der Urfahraner Jahrmarkt soll so bleiben, wie er ist” – diesen Satz hörte man fast von allen Stadtpolitikern, als es es um die anstehende Neugestaltung des Jahrmarktgeländes ging. Dabei wäre es die perfekte Möglichkeit, das in die Jahre gekommene Konzept des “Urfix” zu überdenken – und mit Gurkenhoblern, Messerschleifern und Standeln, die Militärsocken und Mieder verkaufen, aufzuräumen. Auch die zweijährige Corona-Pause bot eine ideale Chance, den Markt samt Volksfest da und dort neu anzudenken, statt sich fast schon ängstlich hinter dem Begriff “Tradition” zu verstecken. Unser Kommentar der Woche.
Vorweg: Auch wir lieben den Urfahraner Jahrmarkt und er hat nach wie vor jede Menge Flair und Ausstrahlung. Aber der zweimal jährlich stattfindende Urfix ist da und dort angestaubt, mit dem Totschlagargument “Tradition bewahren” fehlt es an nötiger Weiterentwicklung. Da ein Standl mit Jagdmessern und Feitln, daneben gibt’s Mieder und Bundesheersocken, ein Stück weiter steht ein Inder mit offensichtlich gefälschter Markenmode. Und gleich daneben preist ein vollbärtiger Mann mit Glatze und Strickjacke ein Wundermittel für eine glänzende Auto-Kühlerhaube an. Mehr (falsch verstandener) Retro-Charme geht fast nicht.
Auf dem ohnehin beengten Gelände stehen dafür seit Urzeiten gleich drei riesige Autodroms (“aus historisch gewachsenen Gründen”, wie es seitens der ARGE Urfahranermarkt heißt), die sich um die wenigen Fahrgäste duellieren. Auch die seit gefühlten Jahrzehnten am besten Platz aufgestellte Wasserbahn dreht mit großteils leeren Booten ihre Runden – kein Wunder, Ende April bzw. Anfang Oktober will sich niemand von oben bis unten nasspritscheln. Statt dem Riesending hätten hier zwei bis drei neue Fahrgeschäfte Platz.
Gurkenhobler trifft Murmelstiersalben
Dafür gibt es seit Jahren nur mehr ein Bierzelt, eine dringend nötige Konkurrenz beim Angebot fehlt damit. Die Messezelte im hinteren Bereich des Jahrmarktgeländes lassen keinerlei Klammer, Thema oder Richtung mehr erkennen, hier findet sich mittlerweile ein Sammelsurium an Glücksrittern und Händlern mit Entsaftern, Energiearmbändern, Gurkenhoblern, Murmeltiersalben, Wunder-Küchengräten und weiteren “Weltneuheiten”, die vielleicht gerade noch auf den Kirtag in Klaffer passen. Mit einer echten “Messe” (wie die kuriose Schau da und dort immer noch bezeichnet wird) hat das – selbst bei allergrößter Liebe zum Urfix – nix mehr zu tun.

Kitzbühel trifft München trifft Linz: die Donaualm am Urfahraner Jahrmarkt
Eine erste zarte Initiative zu mehr Qualität gab es vor ein paar Jahren mit der doppelstöckigen Donaualm, die sich auch gut bewährt hat. Es müssen aber mehrere solcher Ideen und Initiativen her. Auch die Auswahl der Fahrgeschäfte folgt keinerlei Logik, sondern wird einfach Jahr für Jahr mit den althergebrachten Attraktionen fortgeschrieben – bis auf eine Ausnahme, dennoch fehlen die ganz großen Attraktionen. Eine echte Achterbahn – ein Muss für jedes Volksfest – sucht man in Linz zum Beispiel vergeblich. Der Platz wäre da, wenn man denn endlich eines der vielen Autodroms wegließe und die östlich Freifläche besser nutzen würde.
Es gab schon mal Ansätze, Neues zuzulassen: Vor ein paar Jahren gab es auch ein zweites Bierzelt und auch ein Weinzelt, beides wurde nach kurzer Zeit wieder eingestampft. Eine echte Chance gab man diesen Änderungen nie.
Reden hätte man auch über den Termin können: Warum zwei Jahrmärkte mit je nur neun Tagen? Warum denkt man nicht nach Oktoberfest-Vorbild nur mehr einen, aber dafür längeren Termin (2-3 Wochen) an? Warum etwa kein echter Frühlings-Urfix den ganzen Mai? Nur mehr ein (längerer) Jahrmarkt würde mehr Planungssicherheit bringen und zudem Organisations- bzw. Aufbaukosten minimieren – und auch weniger Eingriffe in die Natur vor Ort (in Zukunft sollen hier bekanntlich Bäume wachsen und eine Wasserbucht entstehen) verursachen. Nur weil etwas immer so war, heißt das ja nicht, dass dies die Ideallösung für alle Ewigkeiten darstellt.
Eine echte Neukonzeption des Urfix – etwa mit einem neuen Flächenkonzept und einer anderen Nutzung der Ausstellungshallen – würde Sinn machen und mehr Möglichkeiten einer aktiven, zukunftsweisenden Umgestaltung bieten. Aber das wird wohl nix – ebenso wie das zusammengestutzte Vorzeigeprojekt Donauinsel, das bereits 2021 umgesetzt hätte werden sollen und nun immer weiter in Donau unterzugehen scheint…
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