Die vielen B(l)austellen des FC Blau-Weiß Linz
Rätselraten über Blau-Weiß Linz: Sportlich hat man sich endlich gefangen, aber es gibt mehr als genug offene Baustellen: Während der Abo-Vorverkauf für die neue Arena beim LASK seit einem halben Jahr läuft, gibt es bei den Blau-Weißen immer noch keine Werbekampagne für das Donauparkstadion. Zusätzlich mangelt es an allen Ecken und Enden an Trainingsmöglichkeiten für die Amateur- und Nachwuchsteams, daran wird auch das neue Stadion nichts ändern. Wurde hier vor lauter Euphorie geschlampt?
Donauparkstadion-Vermarktung in der Warteschleife
Sportlich läuft es zwar bei den Blau-Weißen nach drei Siegen in Serie wieder ganz gut, aber organisatorisch dürfte einiges im Argen liegen. So gibt es bis jetzt noch keine Werbekampagne für das neue Stadion, auch der Abo-Vorverkauf ist immer noch nicht angelaufen. Unsere diesbezügliche Anfrage an Vorstand Manuel Wellmann blieb unbeantwortet. Verpennt man auch die wichtige Weihnachtszeit mit dem Abo-Vorverkauf, käme das einem ziemlichen Eigentor gleich.
LASK: Eröffnungs-Doppel gegen zwei europäische Top-Teams
Beim LASK läuft der Vorverkauf für die Raiffeisen Arena seit bereits einem halben Jahr wie am Schnürchen. Das Stadion wird bekanntlich Ende Februar 2023 mit dem Heimspiel gegen Lustenau eröffnet. Die tatsächliche Sause soll aber nach Ende der Meisterschaft im Sommer 2023 steigen: Dabei soll es kein klassisches Eröffnungsspiel geben, sondern gleich ein Mini-Turnier mit zwei absoluten europäischen Top-Teams! In Sachen Stadionbau läuft ebenfalls alles wie am Schnürchen: Aktuell wird bereits die Sound-Anlage installiert.
“Die U16 trainert laut Spieleraussagen momentan nur ein- bis zweimal pro Woche, die U18 lediglich zweimal.”
Blau-Weiß: Nur noch Minimal-Trainingsbetrieb im Nachwuchs?
Anders bei Blau-Weiß: Hier stockt es in der Organisation – zumindest lassen das die vielen Stimmen aus dem Lager der Fans, aber auch der Verantwortlichen vermuten. Dabei scheint die Vermarktung des neuen Donauparkstadions nicht die einzige Baustelle des Linzer Zweitligisten zu sein: Fans bemängeln den geraume Zeit sehr dürftig ausgestatteten Fanartikel-Webshop, zudem ist dieser derzeit offline, Nachwuchstrainings sollen aufgrund organisatorischer Probleme oft abgesagt werden. Die U16 trainiert laut Spieleraussagen momentan nur ein- bis zweimal pro Woche, die U18 lediglich zweimal. Aus Platzmangel soll sogar das Heimrecht bei Meisterschaftsspielen immer wieder hergegeben werden– dennoch sind beide Teams sportlich ganz gut unterwegs.
Teile des Nachwuchses sind mittlerweile am SV Urfahr Platz untergebracht, weil der kleine Schiffswerftplatz als Trainingszentrum heillos überfüllt ist.
“Für den Nachwuchs und den Unterbau ist kein Geld da, alles fließt in in den Profibereich”
Und das in der Landesliga Ost auf dem vorletzten Platz liegende Amateurteam – das normalerweise die Kaderschmiede für den Profikader sein sollte – soll ebenfalls nur auf maximal zwei bis drei Trainings pro Woche kommen, das Team trainiert am anderen Ende der Stadt am Westbahnplatz. “Für den Nachwuchs und den Unterbau ist kein Geld da, alles fließt in in den Profibereich”, schimpft ein Nachwuchsverantwortlicher im Gespräch mit dem LINZA stadtmagazin. Und das, obwohl die LINZ AG mit einem Gesamtsponsoring im (sehr) hohen sechsstelligen Bereich stets die Förderung für den Nachwuchs als Beweggrund in den Mittelpunkt ihres Engagements stellt.
“Trainingsplätze sind bei der neuen Arena zwischen Eisenbahn- und Voestbrücke keine vorgesehen – diese wären auch gar nicht realisierbar”
Und wer jetzt dachte, mit der Eröffnung des neuen Donauparkstadions würde die Trainings-Situation besser, der irrt: So spannend die Lage der Arena aus städtebaulicher Sicht und auch für die Fans sein mag, so prekär präsentiert sich die Situation aus Sicht des sportlichen Alltags. Trainingsplätze sind bei der neuen Arena zwischen Eisenbahn- und Voestbrücke keine vorgesehen – diese wären auch gar nicht realisierbar, weil es schlicht und einfach am Platz fehlt. Auch Ausweichplätze oder eine echtes Trainingszentrum, wie es andere Klubs mit Stadien ohne Trainingsmöglichkeiten haben, sind eine nicht finanzierbare Illusion.

Das bedeutet für dieZukunft: Außer den Abschlusstrainings vor Meisterschaftsspielen kann in der neuen Arena kaum ein Trainingsbetrieb stattfinden. Für die Profis, die Nachwuchsteams und die 1b-Mannschaft würden zumindest drei Sportplätze benötigt.
Bei der neuen Raiffeisen Arena des LASK ist die Situation eine andere: Dort gibt es sämtliche Einrichtungen samt Plätzen, die einen kompletten Trainingsbetrieb und kurze Wege ermöglichen. Warum man das bei der Planung und Standortentscheidung der neuen blau-weißen Heimstätte nicht mitbedacht hat, sit rätselhaft – oder auch nur ein grober Planungsfehler.
Wie zu erfahren war, steht jetzt sogar die Auflösung einzelner Nachwuchsteams im Raum, weil man das Platzproblems schlichtweg ignoriert hat und nur noch vom Aufstieg träumte.
Kommentar
Hat man bei der Stadt und bei Blau-Weiß Linz aus lauter Euphorie über den Neubau des Donauparkstadions einfach das Hirn ausgeschaltet – oder warum hat niemand an Trainingsplätze gedacht, als man 2019 die Verträge zum Auszug aus dem Linzer Stadion unterschrieb? Warum hatte keiner adäquate Trainingsmöglichkeiten im Kopf, sondern nur das schön beleuchtetes Stadion ohne jede zusätzliche Infrastruktur?
Dass die blau-weißen U16- und U18-Teams schon jetzt teilweise nur 1-2mal pro Woche trainieren können und praktisch alle Mannschaften – inklusive der Profis – mehrmals pro Woche quer durch die ganze Stadt fahren müssen, um zu sporteln, gleicht einem echten Armutszeugnis. Jetzt droht sogar das Zurückfahren des Trainingsbetriebes, während die Profiabteilung ein ums andere Mal mit teuren Zugängen bestückt wird. Sorry, aber das kann’s nicht sein – und das entspricht auch nicht der sozialen DNA des FC Blau-Weiß Linz.
Liebe Blau-Weiße: Runter von den testosterongetriebenen Träumereien vom Aufstieg und Duellen gegen den LASK. Lieber erst mal die Hausaufgaben machen. Diese Ignoranz haben sich die vielen, durchwegs erfolgreichen Nachwuchskicker absolut nicht verdient!
Man darf auch gespannt sein, ob und wie die Truppe rund um Manager Reiter die zeitgerechte Vermarktung und auch die termingerechte Eröffnung des Donauparkstadions hinbekommt. Zeit wäre noch genug, aber das, was man hinter vorgehaltener Hand hört, lässt für die restlichen siebe Monate nichts Gutes vermuten.
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