Untersuchung zu Linzer Moscheen: “Predigten sind kein Beitrag zur Integration”
Der Wiener Historiker und Autor Heiko Heinisch publiziert sehr erfolgreich in den Themenbereichen Antisemitismus, Integration und Islam. Der 54-Jährige untersuchte Linzer Moscheen und dort abgehaltene Predigten, um möglichen radikalen Strömungen auf die Spur zu kommen. Die Ergebnisse sind teilweise erschreckend: Nicht-Muslime seien “schlecht”, das “eigenhändigen Schlachten von Opfertieren” wird zwingend vorgeschrieben und Frauen werden als “Sklaven und Konkubinen” bezeichnet. Heiko Heimisch: „Die untersuchten Moscheen zeichnen sich in ihren Predigten zudem nicht durch Bemühungen zur Integration ihrer Mitglieder aus, im Gegenteil. Die Zuhörer wurden auf die religiöse Eigengruppe eingeschworen, während sie gleichzeitig von der sie umgebenden Gesellschaft entfremdet werden. In den Predigten herrscht eine Geisteshaltung vor, die die Integration in die Gesellschaft aktiv zu behindern versucht.“
In Linz existieren 12 Moscheevereine, von denen die Hälfte aus der türkischen Community heraus gegründet wurde. Damit betreiben türkische Vereine mit Abstand die meisten Moscheen in Linz. Heiko Heinisch wählte drei türkische Vereine aus, je einen aus einem der drei relevanten großen türkischen Verbände ATF, ALIF und ATIB.
ATF-Moschee: Nicht-Muslime sind “schlecht”
In einigen Passagen von Predigten in der ATF-Moschee der Türkischen Föderation wird die Unterteilung der Menschen in Gläubige und Ungläubige vorgenommen. So wird etwa die Frage „Wer ist schlecht?“ unter anderem damit beantwortet, es sei derjenige, „der den Befehlen Allahs nicht nachkommt.“
In den Predigten wird zudem eine eigene Welt geschaffen, die in keinerlei Verbindung zur Außenwelt steht. Der einzige Bezugspunkt sind der Islam und die imaginierte (Welt-)Gemeinschaft der Muslime (Umma), daneben scheint nichts zu existieren. Mit dem Außen findet keinerlei Kommunikation oder Auseinandersetzung statt.
“Die Frage „Wer ist schlecht?“ wird unter anderem damit beantwortet, es sei derjenige, „der den Befehlen Allahs nicht nachkommt.“
Heiko Heinisch
Die ALIF-Moschee: Aufruf zum eigenhändigen Schlachten von Opfertieren
Bei dieser Moschee handelt es sich um jene der Austria Linz Islamische Föderation, den österreichischen Ableger der türkischen Milli Görüş Bewegung. Sie arbeitet eng mit Organisationen der Muslimbruderschaft zusammen. Die ideologische Nähe zu Milli Görüş ist in den drei beobachteten Predigten erkennbar und von einem traditionell-konservativen Islamverständnis geprägt. Sie sind von einem traditionell-konservativen Islamverständnis durchdrungen, dass sich durch Autoritätsgläubigkeit, Gehorsam, Gottesfurcht, ein Apokalyptisches Weltbild und den Glauben an göttliche Strafen im Jenseits wie im Diesseits und einem islamischen Puritanismus auszeichnet. In diesem Sinne betont der Imam auch immer wieder die Wichtigkeit des Gebets und ruft dazu auf, noch mehr zu beten und im Koran zu lesen. Diese Aufforderung zum immer mehr Beten durchzieht alle drei Predigten. Der Imam betont dabei besonders die Wichtigkeit der religiösen Erziehung: Wer seine Kinder liebt, der bringt sie dazu, den Koran zu lesen.
“Wer seine Kinder liebt, der bringt sie dazu, den Koran zu lesen.”
Zwei Opfertiere für männlichen Nachwuchs
Das Opfern eines Tieres am Opferfest wird als vorgeschriebene Handlung betrachtet, die jeder Muslim, der es sich finanziell leisten könne, unbedingt auszuführen habe. In diesem Zusammenhang betont der Imam zudem, dass es besser sei, wenn man das eigene Opfertier selbst schlachte. Nur wenn man dazu nicht in der Lage sei, könne man es auch durch jemand anderen schlachten lassen. Mit keinem Wort wird darauf eigegangen, dass die rituelle Selbstschlachtung in Österreich verboten ist. In dieser Missachtung eines österreichischen Gesetzes, wenn auch nur im Wort, zeigt sich in dieser Moschee der mangelnde Bezug zu Österreich und womöglich das Unwissen des Imams über das Land und seine Gesetze. In einer der Predigten kommt zudem eine eindeutig Hierarchie der Geschlechterrollen zum Vorschein: Demnach müssen für einen Buben nicht eines, sondern zwei Opfertiere geschlachtet werden.
“Für einen Buben muss nicht eines, sondern zwei Opfertiere geschlachtet werden.”
Aufruf, den Dschihad zu beschreiten
In einer der Predigten findet sich zudem ein positiver Bezug auf den Dschihad. Ein Kind müsse, so heißt es dort, auf dem Weg der Propheten gehen und ebenfalls den Dschihad machen. Eine Kontextualisierung oder Erklärung, was in diesem Zusammenhang mit Dschihad gemeint sei, findet nicht statt. Heiko Heinisch: „In der ALIF-Moschee wird ein sehr konservativer Islam gepredigt, verbunden mit einer klaren Trennung der Welt in Muslime und alle anderen Menschen.“
ATIB-Moschee: Ehefrauen werden zu „Sklaven und Konkubinen“
ATIB (Türkisch-Islamische Union in Österreich) ist der österreichische Ableger der staatlichen türkischen Religionsbehörde Diyanet. In den drei Predigten, die von einem traditionell-konservativen Islamverständnis geprägt sind, ist eine starke ideologische Nähe zur Regierung Erdoğans und der AKP erkennbar.
Das traditionell-konservative Islamverständnis dieser Moschee zeigt sich in den hier vermittelten streng konservativen Geschlechterrollen. Die einzig erlaubte Verbindung zwischen Mann und Frau bestehe in der Ehe. Sie sei zudem eine verpflichtende Verbindung. Daher sei es die Pflicht der Eltern, „ledige Personen im heiratsfähigen Alter zum Heiraten zu bewegen“. Das wird mit einem Koran Vers bekräftigt: „Verheiratet die Ledigen unter Euch mit Euren Sklaven und Konkubinen, die in gutem Ansehen sind.“ Die Welt des Koran mit den Hinweisen auf Sklaven und Konkubinen zeigt den Widerspruch zur Lebensweise der heutigen Gesellschaft Österreichs auf. Der Mann sei das Oberhaupt der Familie, er hätte Rechte gegenüber Frauen. In einer Predigt fällt der Satz „Männer sind Frauen in diesen Rechten um einen Grad überlegen.“
„Verheiratet die Ledigen unter Euch mit Euren Sklaven und Konkubinen, die in gutem Ansehen sind.“
Abwertung aller Nichtmuslime
Gutes Handeln wird auf das Handeln gegenüber anderen Muslimen beschränkt: „Was tut ein Muslim seinem Bruder (einem anderen Muslim, Anm.) niemals an? Er betrügt ihn nicht, er bricht ihm nicht das Herz, tut ihm nicht weh und antwortet mit einem lächelnden Gesicht und einer süßen Zunge (= mit lieben Worten, Anm.).“ Grundsätzlich fällt auf, dass die Werte, die in den Predigte vertreten werden, partikularer Natur sind – sie gelten in aller Regel nur für den Umgang mit anderen Muslimen. Die Welt, so der Imam in einer Predigt, wurde von Gott überhaupt nur erschaffen, „um diejenigen zu trennen, die gehorchen und diejenigen, die es nicht tun“.
Auffallend war, dass sich ein großer Teil der Predigten dem Thema der Drogen und Suchtproblematik widmete. “Das deutet darauf hin, dass es innerhalb der Moscheegemeinde ein Drogenproblem geben könnte”, so Heinisch.
Heiko Heinisch: “Integration wird aktiv behindert”
In allen drei besuchten Linzer Moscheen wurden die Zuhörer auf die religiöse Eigengruppe eingeschworen, während sie gleichzeitig von der sie umgebenden Gesellschaft entfremdet werden. Die Moschee wird zu einem Raum, der wie ein Fremdkörper in einer mehrheitlich nicht-muslimischen Umgebung wirkt. Daher konnten alle drei Moscheen auf der Integrationsskala nur unter struktureller Integration beziehungsweise Distanzierung eingeordnet werden. In ihnen herrscht eine Geisteshaltung vor, die die Integration ihrer Zuhörer und Mitglieder in die Gesellschaft aktiv zu behindern versucht. Zwar werden die staatlichen Institutionen anerkannt, aber gleichzeitig ist eine weitgehende Distanzierung von der Mehrheitsgesellschaft in Form von Gleichgültigkeit und Indifferenz ihr gegenüber erkennbar.
„Die drei untersuchten Moscheen stellen ein Viertel aller Linzer Moscheen dar und gehören zu jenen Moscheeverbänden, die mit den aus der Türkei eingewanderten Menschen und ihren Nachkommen die zahlenmäßig größte Gruppe gläubiger Muslime abdecken. Dass ausgerechnet in diesen Moscheen Inhalte gepredigt werden, die nicht nur nicht zur Integration beitragen, sondern diese zum Teil aktiv behindern, muss als gesamtgesellschaftliches Problem betrachtet werden, das thematisiert und gemeinsam dringend in Angriff genommen werden sollte“, so Heiko Heinisch in seinem Bericht.
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