Hot or not: Temperaturcheck im Linzer Rathaus
Noch genau ein Jahr bis zur nächsten Gemeinderatswahl. Höchste Zeit, zu checken, welche Partei bereits auf Betriebstemperatur läuft. Von HOT bis NOT ist so ziemlich alles vertreten.
Klaus Luger: Frostig
Bürgermeister Luger fing sich 2015 mit 32% das schlechteste SPÖ Ergebnis seit 1949 ein – und trotzdem wäre das Halten dieses Resultats wohl ein Riesenerfolg. Klaus Luger erwies sich als gewiefter Taktiker, die Mehrheit für seine oft strittigen Entscheidungen verdankt er meist der FPÖ. Mit Volksnähe und Hemdsärmeligkeit hapert‘s. Schwäche zeigte Luger nur, als ihm bei einigen seiner Projekte wie etwa dem LASK-Stadion am Pichlingersee oder den wiederholten Griffen nach dem Linzer Grüngürtel von Bürgerinitiativen die Grenzen aufgezeigt wurden. Er wird als Bürgermeister wohl das Rennen machen, aber charismatisch und vom Weitblick reicht er an seine(n) Vorgänger nicht heran.
Markus Hein: kalt-warm
Viele dachten 2015, der gelernte Informatiker Markus Hein würde mit dem ungeliebten Infrastruktur-Ressort einen Riesen-Bauchfleck machen. Es gelang ihm aber, einiges weiterzubringen – auch im Ausbau der Radwege und bei den Öffis. Dem stehen jedoch nicht verwirklichte Prestige-Objekte wie Stadtseilbahn oder Radverleih (bereits 2018 erstmals angekündigt) gegenüber. Plus: Trotz FPÖ-Krise im Bund arbeitete der Linzer Ableger unaufgeregt weiter. Kritiker werfen Hein & Co. den Dauer-Kuschelkurs mit der SPÖ vor. Spannend, ob es noch gelingt, Luger härter ranzunehmen. Der zweite Stadtratsposten (und Rang 2) wackelt, aber wie man weiß, drehen sich Stimmungen in der Politik immer schneller.
Bernhard Baier: Standgas
„Der Watzl hätte 2015 die Wahl gerissen“, flüsterte uns ein ehemaliger ÖVP-Stadtrat. Das erste Baier-Wahlergebnis (20,1%) war auch für die ÖVP das schlechteste seit 1949. Bei haarigen Themen duckte man sich lieber weg statt Kante zu zeigen (manche sehen es auch eine Stärke, nicht überall mitzuheulen). Dort, wo man liefern hätte können (müssen) – etwa bei der Neugestaltung des Jahrmarktes – kam nix. Mit einer griffigeren Perfomance wäre es 2021 sogar möglich, am Bürgermeister-Thron zu rütteln. Möglich, dass die Türkisen gar mit einer neue Nr. 1 ins Rennen gehen – etwa mit einer der beiden Power-Frauen Elisabeth Manhal oder Doris Lang-Mayrhofer.
Eva Schobesberger: Wohlfühltemperatur
Obwohl viele (grüne) Themen in Linz nicht von Schobesberger & Co. aufgegriffen wurden, werden sie den Grünen zugeordnet. Die Öko-Partei kann derzeit (Klimawandel!) kaum was falsch machen. Mal sehen, ob der Rückenwind aus dem Bund bis Ende 2021 anhält, dann könnte es sogar Richtung 20% gehen (2015: 14,8%). Richtig gute Arbeit macht Klubobmann Helge Langer, der ebenfalls einen guten Spitzenkandidaten abgäbe.
Lorenz Potocnik: Überhitzt
Mit 4,9% stieg Lorenz Potocnik 2015 in den Gemeinderat ein. Der „Scheissdirnix“ hat es gekonnt geschafft, Themen zu setzen – seine Begriffe wie Stadtplanung oder Innovation waren in Linz vor 2015 noch Fremdworte. Ins politische Kastensystem lässt sich Potocnik kaum einordnen. Manko: Seine unkonventionelle Art schmeckt nicht allen. Auch ein leichter Bobo-Mief umgibt den streitbaren Bald-50er. Spannend wäre es allemal, Potocnik als Stadtrat in die Verantwortung zu nehmen – dazu bräuchte es aber ambitionierte neun bis zehn Prozent Stimmenanteil.
Gerlinde Grünn: Betriebstemperatur
Die KPÖ liefert beständig ihre sozialen Themen ab – meist ungehört von den Medien. Problem: Mit dem Begriff „Kommunistisch“ will kaum wer anecken. Ein zweites Mandat hätten sich die beherzten „Kummerln“ verdient, das würde (Klubstatus) auch eigene Anträge ermöglichen.
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