Happy Birthday Brucknerhaus: Der markante Kulturbau mit seiner 130 Meter langen Glasfront feiert heuer seinen 50. Geburtstag. Ein kleiner Rückblick in die Anfänge des zeitlos schönen Hauses an der Donau, dessen Bau beinahe an politischen Unstimmigkeiten gescheitert wäre.
Die Geschichte des Brucknerhauses reicht aber eigentlich noch viel weiter zurück: Bereits in den 1930er Jahren gab es erste Gedanken für ein neues Linzer Konzerthaus. Damals wurde u. a. das Linzer Vereinshaus und sogar eine Bushalle der ESG (heute LINZ AG) für Konzerte genutzt, dessen Räumlichkeiten allerdings zu klein waren. Später hatte auch Adolf Hitler vor, Linz als Kultur- und Führerstadt auszubauen. Hitlers Architekt, Albert Speer, sah Pläne für eine “Brucknerhalle“ vor. Verwirklicht wurden diese durch den Zusammenbruch des Deutschen Reichs aber nie.
Breite Unterstützung für das Brucknerhaus
Nach dem Zweiten Weltkrieg forderten u. a. das Städtische Symphonieorchester und die heimischen Chöre (Frohsinn, der David-Chorund der Domchor) sowie die Freunde Anton Bruckners, die den Brucknerhaus-Verein ins Leben gerufen hatten, eine neue Aufführungsstätte. Es gab auch mehrere Unterschriftenlisten – teils aus der Bevölkerung, die den Bau eines Konzerthauses forderten. Ende der 1950er Jahre legte sich die Stadt Linz dann fest: Ein Wettbewerb für die Errichtung einer “Konzert- und Mehrzweckhalle” an der Donau wurde ausgeschrieben. 1961 erhielt der finnische Architekt Heikki Sirén den Auftrag zur Umsetzung. Als Standort wurde das Areal zwischen Nibelungen- und Eisenbahnbrücke am Linzer Donauufer gewählt.
Von der Industrie- zur Kulturstadt
Am 16. Mai 1969 legten Bundespräsident Franz Jonas und der damalige Bürgermeister von Linz, Theodor Grill, den Grundstein für das Brucknerhaus. Im Herbst 1973 wurde der Probebetrieb aufgenommen, einen Monat später wurde die Flentrop-Orgel im Großen Saal eingeweiht. “Bis zum Bau des Brucknerhauses war Linz fast ausschließlich eine Stadt der Industrie. Mit dem Brucknerhaus hat man das Fundament als eine Stadt der Kultur gelegt”, erinnert sich Alt-Landeshauptmann Josef Ratzenböck an dieses Jahrhundertereignis. Drei Säle und ein großzügiger Foyerbereich sorgen für eine multifunktional Nutzweise: Im großen Saal einen bis zu 1.570 Besucher Platz, im Mittleren Saal 392 und im Kleinen Saal bis zu 150. Bei Bällen und anderen Veranstaltungen, die das gesamte Gebäude nutzen, wurden sogar schon bis zu 5.000 Besucher gezählt.
50 Jahre Brucknerhaus Linz: Die Timeline
1949: Herbert von Karajan dirigiert im Turnsaal
Nach dem Zweiten Weltkrieg organisierten 1949 der Brucknerbund, der Konzertveranstalter Gerhard Schröder und Domkapellmeister Josef Kronsteiner Benefizkonzerte zur Errichtung einer “Brucknerhalle” in Linz, diese fanden 1950 und 1951 unter dem Dirigat von Herbert von Karajan im Turnsaal der Diesterwegschule statt. Auch in der Halle der ESG-Remise gab es ein Konzert – mit dem Deutschen Wilhelm Furtwängler, damals einer der bedeutendsten Dirigenten seiner Zeit. Schnell man man zu der Erkenntnis, dass solch ein großes Projekt nur durch die öffentliche Hand finanzierbar wäre. Der Beschluss, ein solches Konzerthaus zu errichten, wurde am 28. Juni 1949 schriftlich gefasst: „Wir haben heute den 28. Juni 1949, ein Uhr nachts, beschlossen, die Idee des Baues eines würdigen Brucknerhauses in Linz in die Tat umzusetzen und mit allen hierzu notwendigen Arbeiten unverzüglich zu beginnen. Die Proponenten des Brucknerhauses in Linz: Fritz Rauch, Toni Hofer, Gerhard Schröder.“
1960: Projektunterlagen fertig
Im Jahr 1960 hatten Bau- und Kulturverwaltung der Stadt die Projektierungsunterlagen fertiggestellt. Als Standort wählte man das Areal zwischen Nibelungen- und Eisenbahnbrücke, das nach der Überschwemmung von 1954 als Hochwasserdamm aufgeschüttet worden war. Nach der Prüfung der Platzfrage fassten der damalige Linzer Bürgermeister Ernst Koref und Landeshauptmann Heinrich Gleißner den Grundsatzbeschluss für den Bau. Die Gesamtbaukosten wurden auf damals rund 100 Millionen Schilling (inflationsbereingt wären das heute ca. 62,5 Millionen Euro) und teilten sich auf 20 Prozent Bund und Land und die übrigen 60 Prozent für die Stadt Linz auf.
1962: Architekturwettbewerb
Daraufhin wurde am 1. August der „Wettbewerb Bruckner-Halle Linz“ ausgeschrieben, die 1962 der finnische Architekt Heikki Sirén gewann. In weiterer Folge brachen über das Projekt politische Streitigkeiten aus, vor allem, ob eine Sporthalle oder ein Konzerthaus vordringlicher zu errichtendes Projekt sei, was den Bau abermals verzögerte. Dadurch wurde das Verfahren zur Baubewilligung erst im Dezember 1968 geführt, wodurch die Kosten für das Projekt stiegen.
1969: Grundsteinlegung
Am 16. Mai 1969 erfolgt unter Beisein von Bundespräsident Franz Jonas (1899–1974) und dem Linzer Bürgermeister Theodor Grill der Spatenstich zum Brucknerhaus, zeitgleich wurde eine Kapsel mit tagesaktuellen Gegenständen eingemauert, die sich bis heute in einem Pfeiler des Brucknerhauses befindet.
Ab 1973: Einzug und Probebetrieb
Die Bauzeit des Brucknerhauses dauerte von 1969 bis 1973. Im Herbst 1973 wurde der Probebetrieb aufgenommen, der Vorstand und die Bediensteten der 1971 gegründeten LIVA (Linzer Veranstaltungsgesellschaft mbH) zogen in die weitläufigen Räumlichkeiten ein.
1974: Es geht los!
Am 23. März 1974 wurde das Haus, das von dem finnischen Architektenehepaar Kaija und Heikki Sirén entworfen wurde, als Symbol der Moderne endlich eröffnet. Die Stadt Linz setzte damit ein weithin sichtbares Zeichen und positionierte sich vorwärtsgewandt und offen, trotzdem aber der Tradition verbunden und mit dem Anspruch, internationale Stars und junge aufstrebende Talente gleichermaßen dem Publikum zu präsentieren. Stardirigent Herbert von Karajan flog mit dm Privatjet ein und ließ beim Eröffnungskonzert mit den Wiener Philharmonikern Bruckners 7. Sinfonie erklingen. Der damalige General Manager der LIVA, Horst Stadlmayr, holte die Dirigenten-Legende selbst vom Flughafen ab.
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