Unter die endlosen, seit Jahren wiederkehrenden Probleme rund um die teils wild campenden Sinti und Roma am Pichlinger See soll ein Schlussstrich gezogen werden: „Wir wollen eine Schließung des Durchreiseplatzes ‚Ketani‘ sowie ein generelles Verbot von Wildcampern in Linz“, sagt ÖVP-Gemeinderätin Michaela Sommer. Da der Steyregger SP-Bürgermeister Gerhard Hintringer ein solches Campierverbot am Pleschinger See umsetzen will, fürchtet Sommer einen zusätzlichen Verlagerungseffekt auf den Durchreiseplatz im Linzer Süden.
„Die Kosten der LINZ AG für Überwachung, Reinigung und Instandhaltung sind mittlerweile enorm“, sagt VP-Vizebürgermeister Martin Hajart, ein Auflassen des Durchreiseplatzes am Pichlinger See sei daher unumgänglich. Im Vorjahr habe man zwar einen gleichlautenden FPÖ-Antrag auf Schließung des Roma-Durchreiseplatzes abgelehnt, das habe aber einen guten Grund gehabt. Michaela Sommer: „Wir haben noch einmal drauf gehofft, dass die Sinti und Roma die Regeln einhalten, es hat sich aber nichts geändert.“
Die Verwüstungen und Vermüllungen, die die aus Frankreich und Deutschland kommenden Gruppen regelmäßig hinterlassen, sollen heuer so schlimm gewesen sein wie noch nie. Kanister mit Chemikalien wurden in die Wiese geschmissen, dazu unzählige Waschmaschinen und Dieselaggregate betrieben und das WC mit den Waschräumen verdreckt, selbst das große „Geschäft“ wird grundsätzlich am Boden verrichtet. Sommer: „Die Fäkalien klebten sogar in ein Meter Höhe an den Wänden.“ Für besonders viel Ärger sorgte die Tatsache, dass es weder Strafen noch irgendwelche Konsequenzen für die Clans, die durchwegs mit Autos im Luxussegment und ebensolchen Wohnwägen unterwegs sind, gab – sowohl Stadt als auch die LINZ AG dulden die latenten Umweltgefahren bisher mehr oder weniger stillschweigend – und das bereits seit vielen Jahren.
Die Linzer ÖVP bereitet daher einen Antrag auf endgültige Schließung des Durchreiseplatzes am Pichlinger Sees vor, seitens der FPÖ wird Zustimmung signalisiert: „Unsere Forderung nach einer Sperre des Platzes ist aufrecht, wir werden den Antrag unterstützen, sobald er am Tisch liegt“, sagt Zeljko Malesevic von der Linzer FPÖ. Bereits im April 2022 gab es einen gleichlautenden Antrag der Linzer Blauen, der im Gemeinderat aber keine Mehrheit fand.
Im Mai 2023 forderte die FPÖ dann die Einhebung einer Kaution von den durchreisenden Gruppen, um Verschmutzungen und Vandaldenakte zu verhindern. Dieser Antrag wurde mehrheitlich zwar dem betreffenden Ausschuss zugewiesen, dort verweigerte aber einmal mehr die Linzer SPÖ die Zustimmung. Jetzt folgt ein weiterer Akt – ob es der finale sein wird, liegt am Gemeinderat: Gibt es dort weiter ein Nein, wiederholt sich das Schauspiel wie alle Jahre zuvor wohl erneut.
Keine Zustimmung gibt’s von LINZplus. Lorenz Potocnik: „Am Durchreiseplatz halten wir fest, das ist eine Errungenschaft. In Wirklichkeit scheitert es an der Feigheit der Verantwortlichen, auf die Einhaltung der simplen Regeln zu pochen – und Vergehen auch entsprechend zu ahnden. Die Kaution wäre das perfekte Mittel gewesen, die Einhaltung dieser Regeln zu gewährleisten, aber leider hat die SPÖ wieder mal den Schwanz eingezogen. Wenn nicht mal die bestehenden Regeln exekutiert werden: Wie will man dann ein Campierverbot durchsetzen?“
Über den Durchreiseplatz „Ketani“
Der Durchreiseplatz „Ketani“ am Pichlinger See besteht seit 2009, er wurde im Rahmen eines Projekts des Kulturhauptstadtjahres 2009 umgesetzt. Er ist der zweite seiner Art in Oberösterreich, ein weiterer befindet sich in Braunau. Der Platz in Linz ist auf 20 bis 25 Gespanne begrenzt. Große Teile des ehemals fahrenden Volks der Sinti und Roma wurde mittlerweile zwar sesshaft, aber es gibt immer noch Familienclans, die mit ihren Wohnwagengespannen quer durch Europa ziehen. Der Zusammenhalt innerhalb dieser Clans ist ein sehr fester, Außenstehende haben kaum eine Möglichkeit, in Kontakt zu treten oder Zugang zu erhalten. Auch geheiratet wird nur innerhalb dieser Clans. Ihr Geld verdienen sich diese Menschen mit Tätigkeiten wie Fassadenreinigen, wobei es hier aber immer wieder zu Ärger mit Wucherpreisen kommen soll.