Wie eine Regionalbahn erfolgreich in einer öffentlich-privaten Partnerschaft seit 108 Jahren geführt werden kann, zeigt die Linzer Lokalbahn. Die LILO wurde im Vorjahr erstmals von mehr zwei Millionen Fahrgäste genutzt – und verzeichnete einen Bilanzgewinn von 2,5 Millionen Euro.
Auf einer Strecke von über 58 Kilometern fährt die Linzer Lokalbahn LILO von Neumarkt im Hauruck durch das Eferdinger Landl nach Linz. 14 klimatisierte Triebwägen beförderten im Vorjahr unglaubliche 2,019 Millionen Passagiere. Auch die betriebswirtschaftliche Bilanz kann sich sehen lassen. Das Nahverkehrsunternehmen mit einer Bilanzsumme von 60,2 Millionen Euro erzielte einen Bilanzgewinn von 2,5 Millionen Euro. Dieses Ergebnis ist das beste in der 108-jährigen Geschichte des Unternehmens.

Die Stadt Linz ist über ihre Unternehmensgruppe mit 54 Prozent Hauptaktionärin der LILO. Obwohl sich nur zwei Kilometer der knapp 59 Kilometer langen Strecken nach Peuerbach und Neumarkt-Kalham auf Stadtgebiet befinden, leistete die Stadt in den vergangenen Jahrzehnten erhebliche Beiträge für Investitionen und Betriebskosten. So steuerte Linz etwa 9,5 Millionen Euro zur 2003 abgeschlossenen Triebwagenerneuerung (Gesamtkosten: 36,5 Millionen Euro) bei.
Die restlichen Anteile der Linzer Lokalbahn AG befinden sich zu 35,3 Prozent bei der Stern & Hafferl Verkehrsgesellschaft. 10,6 Prozent halten andere Gemeinden bzw. sind im Streubesitz. Die Partnerschaft funktioniert einwandfrei, die LILO hat keine Schulden, weist eine positive Gebarung und steigende Frequenzen auf.
1907
Am 13. Oktober 1907 erhielten „auf Grund Allerhöchster Ermächtigung“ der Gutsbesitzer Botho Graf Coreth in Waizenkirchen und der Kaufmann sowie Fabriksbesitzer Franz Eybl in Neumarkt vom k.k. Eisenbahnminister Dr. Julius von Derschatta die Konzession für den „Bau und Betrieb einer mit elektrischer Kraft zu betreibenden normalspurigen Localbahn von der Staatsbahnstation Neumarkt – Kallham nach Waizenkirchen mit einer Abzweigung von Niederspaching nach Peuerbach“, veröffentlicht im RGBl. Nr. 241/1907. Noch im selben Jahr wurde die „A.G. Neumarkt – Waizenkirchen – Peuerbach“ gegründet (NWP). Dies war der Beginn des Ausbaus einer von Seiten der Landeshauptstadt Linz angestrebten Lokalbahnverbindung zwischen Neumarkt – Peuerbach – Waizenkirchen – Eferding – Linz. Ab dem Jahre 1907 kam es daher zu verstärkten Bemühungen, die Bahn über Eferding nach Linz zu verlängern, nicht zuletzt auf lebhaften Wunsch der Städte Eferding und Linz, um der Verkehrsablenkung nach Wels zu begegnen.
Die betriebstechnischen Vorschläge des Baurates Ing. Dr. h.c. Josef Stern und der Finanzierungsplan des Landeshauptmann-Stv. Dr. Ernst Jäger wurden einhellig akzeptiert, denen zufolge die Lokalbahn nach Linz vollkommen aus eigener Kraft, ganz ohne staatliche Subvention, nur mit Unterstützung der lokalen Interessenten durch die Ausgabe einer Obligationsanleihe von 1,2 Millionen Kronen und von Prioritätsaktien um 2,1 Millionen Kronen sowie von Stammaktien um 200.000 Kronen erbaut werden sollte. Am 17. November 1909 beschloss der Gemeinderat der Landeshauptstadt Linz 1,5 Millionen Kronen in Prioritätsaktien und somit 65 Prozent des Aktienkapitals zu zeichnen.
1911
Nach schwierigen Verhandlungen wurde am 12. Jänner 1911 die Konzession zum Bau und Betrieb „der normalspurigen Lokalbahn von Linz über Eferding nach Waizenkirchen“ erteilt und im „Reichsgesetzblatt für die im Reichsrate vertretenen Königreiche und Länder“, VI. Stück vom 25. Jänner 1911, RGBl. Nr. 13/1911, verlautbart. Die Projektierung und Bauausführung lag von Anfang an bei Stern & Hafferl. Dieses erfahrene Bahnunternehmen übernahm auch die Betriebsführung. Diese „Public Private Partnerschaft“ hat sich bis zum heutigen Tag bestens bewährt.
1912
Bereits am 21. März 1912 wurde das 1. Teilstück Linz – Eferding dem öffentlichen Verkehr übergeben; die 2. Teilstrecke bis Waizenkirchen und damit die Verbindung mit der NWP nach Neumarkt und Peuerbach wurde am 16. Dezember 1912 trotz verregneten Sommers und schwierigen Bauterrains noch vor Ablauf des vereinbarten Fertigstellungstermins eröffnet. Vier Personentriebwagen und eine Güterzuglokomotive, vier Personenanhängewagen, zwei Gepäckwagen mit Postabteil, fünf gedeckte und neun offene Güterwagen hatte die Grazer Waggonfabrik geliefert.
1952
Lange Zeit musste mit diesen Fahrzeugen das Auslangen gefunden werden. Erst nach 40 Jahren konnten zwei neue Grazer Triebfahrzeuge samt Beiwägen in Betrieb genommen werden. Ansonsten musste man sich mit Gebrauchtfahrzeugen behelfen.
1987
Die Linzer Lokalbahn beförderte vor 33 Jahren mit 750.000 Passagieren gerade mal ein gutes Drittel der heutigen Fahrgäste-Anzahl.
1997
Es dauerte weitere 45 Jahre, bis nach langwierigen Verhandlungen des Vorstandes mit dem Land Oberösterreich und der Stadt Linz im Jahr 1997 der Durchbruch erzielt und die Entscheidung über die längst fällige Erneuerung des Fuhrparks der <LILO> gefällt wurde: So wurden im Jahr 2000 acht neue Triebfahrzeuge geliefert und im Zuge der Realisierung der PROGNOS-Studie über die Gestaltung des öffentlichen Verkehrs rund um Linz weitere 6 Stück angekauft, sodass derzeit 14 moderne Gelenktriebwagen (GTW) ihren Dienst versehen.
1998
Im Jahr 1998 wurde die Neumarkt-Waizenkirchen- Peuerbach-Lokalbahn NWP mit der <LILO> zu einer Aktiengesellschaft verschmolzen und damit der seit 1912 bestehenden Betriebsgemeinschaft auch formal Rechnung getragen.
2005
Die letzte Ausfahrt aus dem Lokalbahnhof in der Coulinstraße fand im Beisein von Landeshauptmann a.D. Dr. Josef Ratzenböck am 8.11.2005 mit einem KBE-Triebwagen im Rahmen einer Vernissage statt. Für die Einbindung in den Hauptbahnhof in Linz ab 18.11.2005 waren die neuen Gelenktriebwagen mit 2-System-Betrieb (750 V Gleichstrom, 15 kV Wechselstrom) eine unabdingbare betriebliche Voraussetzung, weil zwei unterschiedliche Stromsysteme (<LILO> und ÖBB) für die Traktion zur Verfügung stehen. Die Gelenktriebwägen sind mit Transformatoren, Netzstromrichter, IGBT-Stromrichter, vier 3-Phasen- Drehstrommotoren, Niederflureinstieg, Vollklimatisierung, Luftfederung und WC´s ausgestattet und erreichen mit einer Dauerleistung von 520 kW eine Höchstgeschwindigkeit von 120 km/h. Sie sind 38,2 m lang, 58,2 t schwer und verfügen über 126 Sitz- und 108 Stehplätze.
Für die sich im Besitz der <LILO> befindlichen GTW leistete die Stadt Linz einen großen Beitrag zur Finanzierung in Höhe von € 9,5 Mio. bzw. 26 % von insgesamt € 36,5 Mio. 74 % finanzierten das Land OÖ und der Bund. Neben den 14 GTW´s verfügt die <LILO> über 2 Nostalgiefahrzeuge, 2 Triebwagen und 4 Loks, die alle mit GPS-Zugleitfunk ausgestattet sind und auf 1435 mm Normalspur fahren. Auf der Baulänge von 59 km befinden sich 44 Haltestellen und Bahnhöfe und 252 Eisenbahnkreuzungen, welche die betrieblichen Abläufe wegen des einspurigen Fahrweges und doch sehr dichten Verkehrs nicht gerade leicht machen.
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