Wer mit offenen Augen durch unsere Stadt geht, weiß es: Linz ist dreckiger als je zuvor. Nach 2018 startet Linz daher nun die nächste Sauberkeitskampagne. Ob witzige Sprüche allerdings diesmal etwas helfen, nachdem diese schon vor fünf Jahren wenig Wirkung zeigten, scheint fragwürdig. Auch an der mittlerweile enormen Zahl von Mülleimern im Stadtgebiet liegt es nicht – im Gegenteil, die Situation ist immer schlimmer geworden. Andere Städte zeigen: Ohne Androhung und Exekution von Strafen wird es nicht gehen. Warum traut sich da das (leider immer schmutzigere) Linz eigentlich nicht drüber?
Keine Frage: Bewusstseinsbildung ist der eigentliche Schlüssel dazu, dass die Leute nix mehr achtlos wegwerfen. Das funktioniert aber nicht mit einer weiteren, relativ überschaubaren Kampagne, die auch nicht wirklich originell ist und daher nicht in den Köpfen hängen bleibt wie übrigens die letzte Sauberkeitskampagne aus dem Jahr 2018, Auch damals dachte man, mit ein paar lustigen Aufklebern nach Wiener Vorbild Linz wieder sauberer zu machen. Nur waren die lustigen Wiener Mülleimer-Sticker (die im Vergleich zu den müden Linzer Sprüchen tatsächlich originell sind) nur ein kleiner Teil der Kampagne:
- In Wien gibt es etwa auf fast jedem Mistkübel eine eigene kleine Tschickstummel-Vorrichtung.
- Wien hat auch Straßenkehrer, die in Linz so schmerzlich fehlen und die sich liebevoll um ihr „Grätzel“ kümmern.
- Und in Wien werden Müllsünder bis hin zu Tschickstummel-Wegschnipper durch Waste-Watcher gestraft. Ein Organmandat kostet 50 Euro, bei Anzeigen geht es hoch bis 2.000 Euro. Bei Abfällen, die aus dem Auto geworfen werden, beläuft sich die Strafe auf mindestens 100 Euro.
Und das ständig gebrachte Argument, Linz hätte zu wenige Mülleimer: Nonsens. Linz ist mittlerweile Mistkübelwelthauptstadt. Und selbst wenn irgendwo ein Mistkübel fehlt, ist das kein Grund, den selbst mitgebrachten Dreck einfach irgendwo wegzuwerfen. In Japan etwa findet man so gut wie keinen Mülleimer im öffentlichen Raum. Dennoch käme dort keiner auf die Idee, etwas wegzuschmeißen – auch wegen der horrenden Strafandrohungen von bis zu fünf Jahren Häfen und einer Geldstrafe von zehn Millionen japanischen Yen (ca. 66.000 Euro). Und Linz? Hier gab es in den letzten 20 Jahren gefühlte null Anzeigen oder Geldstrafen für Müllsünder oder Tschick-Schnipper.
„Das ständig gebrachte Argument, Linz hätte zu wenige Mülleimer: Nonsens. Linz ist mittlerweile Mistkübelwelthauptstadt.“
Dann doch lieber noch eine weitere halbseidene Sauberkeitskampagne mit ein paar Leuchtplakaten mit semioriginellen Sujets und Aufklebern, die vielleicht eine nette Beschäftigungstherapie für das Stadtmarketing (das auch für diese etwas lahme Kampagne verantwortlich zeichnet) sind, aber einmal mehr wirkungslos verpuffen.
Es führt kein Weg dran vorbei: Zur Bewusstseinsbildung gehört auch die Androhung (und Exekution) von Strafen. Wäre dem nicht so, würde man diese Maßnahmen auch sonst nirgendwo benötigenen. Kein Gesetzgeber dieser Welt käme auf die Idee, bei Diebstahl, Raub oder gar Mord mit netten Sujets auf Bewusstseinsbildung zu machen. Es sind vor allem die Strafen, die manche von uns zu besseren Menschen machen. Leider.
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