711 Zentimeter wurden am Scheitelpunkt der Donau-Hochwasserwelle heute um 16:45 Uhr gemessen. Der Wert liegt ziemlich genau im Bereich eines sogenannten „zehnjährigen Hochwassers“, das mit 701 Zentimetern angegeben wird. Auch ein Blick in die Geschichtsbücher zeigt: Die Donau präsentiert sich trotz laufender Klimadiskussion und ständiger Angst vor Extremereignissen komplett unaufgeregt – ja mehr noch: Vor 100, 200 Jahren – und damit vor Beginn der Klimadiskussion – gab es eine ungleich höhere Zahl an Hochwässern, die noch dazu weit verheerende Auswirkungen hatten als heutzutage. Mittlerweile ist es bereits elf Jahre her, dass Linz vom letzten großen Donauhochwasser heimgesucht wurde. Seit der großen Flut von 2013 herrschte Ruhe – verdächtige Ruhe. Das jetzt eingetretene, sog. „10jährige Hochwasser“ ist nahezu pünktlich angekommen und eine ganz gewöhnliche Angelegenheit, Klimadiskussion hin oder her…
Die Donau scheint vom Klimawandel und den immer wieder prognostizierten Fluten gottseidank unbeeindruckt zu sein. 2023 gab es lediglich einen einzigen Tag, an dem der Wasserstand der Donau 5,50m überschritt, 2022 war dies kein einziges Mal der Fall, 2021 geschah dies ebenfalls nur einmal – und selbst das ist weit weg von der ersten Alarmstufe (6,50m).
Seit elf Jahren kein “fünfjähriges” Hochwasser mehr
Der Grenzwert für ein 5-jähriges Hochwasser liegt bei 6,59m – dieser Wert wurde zuletzt vor elf Jahren erreicht. In den letzten 44 Jahren gab es in Linz zehn “5-jährige” Hochwässer – das entspricht etwa dem Schnitt. Von einem zehnjährigen Hochwasser spricht man, wenn eine Wasserhöhe von 701cm erreicht wird – davon gab es seit 1980 fünf Stück, auch hier liegt die Donau annähernd im Durchschnitt.
Ein Hochwasser, das alle 100 Jahre auftritt, übertrifft 9,34m. Beim letzten großen Hochwasser im Juni 2013 kletterte der Wasserstand auf 9,27m, was ziemlich genau so einem 100-jährigen Hochwasser entspricht. Nur 1954 stieg die Donau in den letzten 500 Jahren noch höher (9,71m). Noch dramatischer war es bei der “Jahrtausendflut” im Jahr 1501 – das zehn Tage lang anhaltende Hochwasser überstieg das 1954er-Hochwasser in Linz nochmals um einen guten Meter…
“Fällig” war laut Statistik sowohl ein 5-jähriges (659cm) als auch ein 10-jähriges Hochwasser (701cm), beides gab es es seit elf Jahren nicht mehr. Für 30-und 100-jährige Hochwässer liegt Linz hingegen im langjährigen Schnitt.
Linzer Hochwässer seit 1980:
- 5-jährige Hochwässer (mind. 6,59m): 1981, 1985, 1988, 1991, 2002, 2005, 2009, 2010, 2013, 2024
- 10-jährige Hochwässer (mind. 701cm): 1981, 1985, 1990, 2002, 2013
- 30-jährige Hochwässer (mind. 861cm): 2013
- 100-jährige Hochwässer (mind. 934cm): 1954
Die „Jahrtausendflut“ von 1501
Während für ganz Westeuropa sowie das Einzugsgebiet des Rheins und der Elbe das Hochwasser des Jahres 1342 das wohl größte im vergangenen Jahrtausend gewesen sein dürfte, war dies für den Donauraum östlich von Regensburg das Hochwasser vom August 1501. Die Flut begann am Tage vor Mariä Himmelfahrt und dauerte fast zehn Tage. Aufgrund der Größe des Ereignisses ist dieses Hochwasser durch zahlreiche, sehr unterschiedliche Quellen dokumentiert. Zur Erinnerung brachte man an zahlreichen Stellen Hochwassermarken an, die in Linz die Höhe von 1954 noch um etwa einen Meter überstieg (Info: Forum OÖ Geschichte).
Die größten Donau-Hochwässer | |
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868 | Erste schriftliche Nachricht über ein Hochwasser in Linz |
1012 | „So kam eine unzählbare Menge Menschen und Vieh um, und auch viele Gebäude und Wälder wurden durch die Gewalten der Fluten zerstört.“ |
1051 | „Nämlich während der Sommerszeit traten infolge der Regengüsse die Gewässer außerordentlich über ihre Ufer. Hierdurch kamen sowohl zahlreiche Menschen als auch Pferde im Wasser um.“ |
1194 | Dieses Hochwasser wurde damals in englischen Quellen als Strafgericht Gottes gegen Österreich wegen der Gefangennahme von Richard Löwenherz gedeutet. |
Winter 1235/36 | Es kam in Regensburg zur Zerstörung ganzer Stadtviertel durch Einsturz von Mauern, Häusern und Türmen, wobei „Menschen wie Tiere von den Wogen mitgerissen und in den wilden Fluten ein nasses Grab fanden“. |
1342 | Die vielleicht schwersten Überschwemmungen des Mittelalters, im Ostalpenraum aber weniger stark spürbar |
1501 | Das größte Hochwasser an der Donau in historischer Zeit, 14. bis 24. August. |
1598 | Es regnete vom 14. bis zum 25. August, großes Hochwasser. |
1709 | Am 5. Januar 1709: „Es ließ die Kälte wieder nach, folgete ein Regen-Wetter bey 4. Täg … Was das Wasser für Schaden … gethan habe, … ist nicht zu beschreiben.“ |
1784 | Die außergewöhnliche Höhe der Flutwelle war auf die Regenfälle, die Schmelzwassermengen und auf Eisstau zurückzuführen. |
1830 | Das schlimmste Eishochwasser |
1899 | Augusthochwasser, in der Intensität mit 2002 vergleichbar, in den Wasserständen teils viel höher. |
1954 | Das schlimmste Hochwasser des 20. Jahrhunderts |
1991 | Julihochwasser |
1997 | Doppelhochwasser vom 5.7. bis 8.7. und vom 17.7. bis 20.7. |
2002 | Doppelhochwasser vom 20. bis 23. 3. und vom 7. bis 16. 8. |
2013 | Mit 913 Zentimetern erlebt Linz den höchsten Donaupegel seit 1954, Schäden bleiben dank der Dämme aus. |
Historische Hochwässer in Linz, die durch Aufzeichnungen dokumentiert sind, gab es unzählige, Alleine im 18. Jahrhundert wurde die Vorgängerin der Nibelungenbrücke durch Hochwässer elfmal (!) weggerissen – im Jahr 1736 sogar zweimal (27. Jänner und 20. Juli). Siehe auch HIER.
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