Linz ist nicht nur für seine Torte bekannt, sondern auch für seine „Steinwüsten“ wie den Hauptplatz, den Pfarrplatz oder den Domplatz. Auch die großteils zurechtgestutzte Natur in den innerstädtischen Parks bietet an heißen Tagen kaum Abkühlung. Im Stadtzentrum fehlen Wasserflächen – wie etwa großzügig angelegte Brunnen, Bäche und Teiche. Das würde nicht nur für Abkühlung sorgen, sondern auch für Mensch und Tier mehr Lebensqualität bringen. Viele ehemalige Wasserflächen sind verschwunden, Bäche wurden verrohrt. Jetzt gibt es Forderungen, diese Bäche wieder an die Oberfläche zu holen und neue urbane Wasserflächen zu schaffen.
Ein Blick in die Vergangenheit zeigt, wie viel Wasser es einst in Linz gab
Vergleicht man die heutigen Landkarten mit jenen aus dem angehenden 20. Jahrhundert, realisiert man den enormen Verlust an Wasserflächen in Linz: Teiche, Donau- und Traun-Seitenarme wurden zugeschüttet, die Flussläufe begradigt, mehrere Bäche wie der Füchselbach, der einst quer über den heutigen Bulgariplatz floss, verrohrt und in das Abwassernetz geleitet.
Die Donau war einst im Bereich des heutigen Pleschinger Sees nicht so wie heute 300 Meter, sondern eineinhalb Kilometer breit, im Bereich der Traunmündung betrug der Abstand zwischen den beiden Donauufern immer noch bis zu 1,3 Kilometer. Durch die Ludlgasse schlängelte sich ein kleiner Donau-Seitenarm.
Nördlich und südlich des Posthofs gab es zwei kleine Seen mit etwa 100 Metern Länge, ebenso im Bereich des heutigen Volksgartens und in Urfahr, wo der Straßenname „Am Teich“ bis heute an den ehemaligen Aubergteich erinnert. Durch Kleinmünchen flossen einst sogar fünf Bäche mit Seitenarmen, heute ist nur mehr der (großteils verrohrte) Weidingerbach übrig geblieben.
„Wieder die Menschen in den Mittelpunkt der Stadtentwicklung stellen“
Klüger wurde man nach diesem Raubbau im vorigen Jahrhundert nicht: 2011 beschloss die Stadtregierung, ein Drittel der wertvollen Wasserflächen im Linzer Hafen zu „verlanden“. Heute stehen auf der 62.000m2 großen, zugeschütteten Fläche (das entspricht acht Fußballfeldern) ein Parkhaus und Lagerhallen: „Das bringt zwar noch mehr Autos in die Stadt, aber weder Lebensqualität noch Arbeitsplätze, denn Hochregal-Lagerhallen sind durchwegs vollautomatisiert“, sagt Joachim Aigner, Landesparteiobmann von MFG.
„Wir fordern Bürgermeister Luger & Co auf, endlich wieder die Menschen in den Mittelpunkt der Stadtentwicklung zu stellen“, sagt Joachim Aigner auch im Hinblick auf die von Luger geplante Umwidmung von 100.000 m² Grünland im Linzerl Grüngürtel.
Studie soll Potenziale ermitteln
Konkret schlägt MFG vor, eine Studie erstellen zu lassen, wo auf Linzer Stadtgebiet die Errichtung neuer oder die Renaturierung alter Wasserflächen möglich wäre. Aigner: „Ich denke da in erster Linie an Parks, bestehende Grünflächen oder Naherholungszonen. Kleine Teiche und Wasserläufe würden diese Bereiche enorm aufwerten.“
„Bäche wieder an die Oberfläche holen“
Zusätzlich soll geprüft werden, ob einige der in den vergangenen Jahrzehnten verrohrte oder in die Kanalisation abgeleitete Bäche auf Stadtgebiet – wie etwa der Füchselbach oder der Weidingerbach in Kleinmünchen – wieder an die Oberfläche geholt werden könnten. In Urfahr würden möglicherweise der Pflasterbach oder der Auhofbach, die vor Jahrzehnten in die Kanalisation abgeleitet wurden, in Frage kommen.
„Es braucht ein Konzept, wie wir diese für Mensch und Tier wertvollen Bereiche wiederherstellen können“ – so Joachim Aigner: „Mensch, Tier, Natur und deren Schutz stehen bei uns ganz oben, darum braucht es hier ein Umdenken. Mehr Wasserflächen sind nachweislich auch das beste Rezept für ausgewogenere Temperaturen in Städten.“
„Lasst uns diesen ‚Wasser-Schatz‘ heben!“
Dass eine „Wiederbelebung“ von Bächen möglich und durchführbar ist, beweist die Renaturierung des Aumühlbachs im Linzer Süden. Das vor 25 Jahren verrohrte Gewässer wurde 2018 wieder ans Tageslicht geholt. Ein neues Bachbett wurde gegraben, abgedichtet und naturnah ausgestaltet. Dieses mittlerweile sogar preisgekrönte Vorzeigeprojekt sollte laut MFG zum Anlass genommen werden, weitere ähnliche Ideen umzusetzen. Joachim Aigner: „Lasst uns diesen Wasser-Schatz heben! Das wäre nicht nur gut fürs Stadtklima, sondern würde auch dem Flair und der Lebensqualität mancher Stadtviertel einen enormen Schub verleihen.“