Als der “Dschungelexpress” noch zum Pichlingersee rollte…
Heute boomt die Bim im Linzer Zentralraum. Das war nicht immer so: Vor 46 Jahren wurde die Straßenbahn von Ebelsberg nach St. Florian eingestellt. Zwölf Millionen Fahrgäste beförderte die Florianerbahn in den sechs Jahrzehnten zuvor. Bis 2003 wurde die 9,7 Kilometer lange Strecke noch als historische Museumsbahn genutzt, an einigen Stellen erinnern noch Gleisreste an die liebevoll “Dschungelexpress” genannte Überland-Bim.
Anfang des 20. Jahrhunderts gab es Pläne, Linz und Steyr mit einer zweiten Bahnlinie zu verbinden. Die Steyrer Kaufleute fürchteten jedoch eine Abwanderung der Kundschaft nach Linz, weswegen lediglich die Strecke zwischen Ebelsberg und St. Florian realisiert wurde. Die Eröffnung erfolgte am 01. September 1913. Bis zu 550.000 Personen nutzten die Bimlinie in ihren besten Zeiten jährlich. 1949 wurde zusätzlich die Station Pichling/See eingerichtet, weil sich der neu entstandene Badesee immer größerer Beliebtheit erfreute. Die Bahn trug damals den exotischen Beinamen „Dschungelexpress“, weil große Streckenteile von dichten Bäumen und Büschen bewachsen waren.

Die Gleise auf Höhe des Pichlingersees im Jahr 2016. Heute befindet sich hier ein Radweg.
Endgültiges Aus 1974
Als die damalige ESG (heute LINZ AG) 1973 beschloss, die Straßenbahnlinie E von der City nach Ebelsberg aus finanziellen Gründen zu kürzen, verlor die Florianerbahn ihre Umsteigemöglichkeit bei der Traunbrücke – was gleichzeitig das Ende der Traditionsbahn ins Linzer Umland bedeutete: Am 01. Jänner 1974 wurde die Strecke endgültig eingestellt und durch einen Postbus ersetzt.
Lokalpolitik als „Totengräber“
Bis 2003 wurde die Bahn zwischen St. Florian und Pichling noch temporär als Museumsbahn betrieben. Danach gammelte die Strecke vor sich hin, der Gleiskörper überwucherte. 2011 wurden zwei Kilometer kupferner Oberleitungsdraht im Wert von 20.000 Euro gestohlen. Die Lokalpolitiker wollen von einer Revitalisierung der Strecke nichts wissen: Laut Anna Hillbrand, Geschäftsführerin der „Florianerbahn Forschungs- und Errichtungs-GesmbH“, seien damals speziell die ortsansässigen Bauern gegen die Strecke, weil diese mitten durch ihr Ackerland führt – und die Lokalpolitik stünde aufseiten der Landwirte.
Radweg statt Straßenbahn
Die Spuren der ehemaligen Bim sind heute sogar noch auf Linzer Stadtgebiet zu entdecken: Oberhalb des Ebelsberger Kreisverkehrs findet man immer noch die zugewachsenen Schienen, hundert Meter weiter sieht man neben der Bundesstraße nach Asten ein von Buschwerk umsäumtes Wartehäuschen. Und beim Billa kurz vor dem Pichlingersee stand bis vor kurzem auf den zugewachsenen Gleisen am Straßenrand ein Gleiserhaltungsfahrzeug.
Ob die Florianer Bim jemals wieder rollen wird? Im Linzer Gesamtverkehrsplan bis 2025 war eine Straßenbahn vom geplanten Verkehrsknoten Pichling nach St. Florian angedacht – allerdings auf einer neuen Strecke. Der Plan ist inzwischen fallengelassen worden. Zwischen St. Florian und der Linzer Stadtgrenze sind alle Gleise mittlerweile komplett entfernt worden, stattdessen wurde ein Radweg errichtet. Das Teilstück auf Linzer Stadtgebiet zwischen dem Pichlingersee und Ebelsberg fehlt aber noch.
Außer der Remise St. Florian, in der der Club Florianerbahn einige Triebwagen liebevoll restauriert und ausgestellt hat, ist nicht mehr viel da von der legendären Überland-Bim. Es gibt aber Pläne, eine 1,5 km lange Strecke zwischen St. Florian und Taunleiten zu restaurieren, um einen Museumsbetrieb zu ermöglichen.
You might also like
Mehr von Freizeit
Nutzt Linz den Lastenräder-Boom zu wenig?
Lastenfahrräder liegen voll im Trend. Sie sparen Platz, sind billig im Betrieb, transportieren bis zu 100 Kg, ein Erwachsener und …
Hot or not: Linzer Skateboard-Infrastruktur in der Kritik
Da dürften Sein und Schein wohl etwas auseinanderliegen: Während die zuständige Vizebürgermeisterin Karin Hörzing die Trendsportart Skateboard in Linz "seit …
Radlerzahlen im Sturzflug!
Nanu was ist denn da los? An den beiden Pendler-Radzählstellen im Zentralraum wurden im April Fünfjahres-Tiefstwerte gezählt. Am Donauradweg zwischen …
Leave A Reply
Title
[…]below you will obtain the link to some web sites that we think you must visit[…]
Title
[…]The details mentioned inside the post are several of the very best out there […]