„Nichtwähler haben kleine Penisse“: Top-Agentur präsentiert Wahlslogans, um Wahlbeteiligung zu heben
„Liebes Kreativboard, ihr wisst, worum es geht: um Millionen!“, sprach Agenturboss Rainer Streichl am letzten Montagmorgen zu seinen versammelten Mitarbeitern. An der international höchst erfolgreich reüssierenden Werbeagentur Streichl & Partner führt heute kein Weg mehr vorbei. Was Wunder, dass sowohl SPÖ als auch ÖVP und FPÖ unabhängig voneinander zum Pitch für die nächsten Wahlslogans geladen haben. Der stets investigativen verQUERt-Redaktion wurde exklusiv ein Tonbandprokoll dieses Kreativmeetings zugespielt.
Agenturboss Streichl (euphorisch): Jaharhar, wenn wir diese Werbeetats abgreifen, sind wir gemachte Leute. Dann kann sich jeder von euch einen E-Lambo kaufen, Leute. Also vollen Input! Los geht‘s, wer hat Ideen für ein paar griffige Wahlslogans? Was ist mit dir, Schneider?
Artdirector Schneider: Okay, ich hab da einen Ansatz: Die Linzer SPÖ ist mir viel zu wenig aggressiv, es gibt keine klaren Aussagen. Mmmh, ich sehe Luger, Hörzing, und diesen dicklichen Mitarbeiter Lankgkacke lässig an einer versifften Wand im Franckviertel lehnend, alle mit Baseballschläger in der Hand: ,Wähle Rot sonst bist du tot‘, angesagter Jugendslang – das geht direkt ins Hirn – so oder so!
Werbeassistentin Weber: Gut und schön, aber wir brauchen prominente Gesichter in der SPÖ-Kampagne – und auch die Frauen-Ansprache. Wie wär‘s mit dem Rapper Nazar und der Headline ,Wählt Rot, ihr Fotzen!‘ (hörbares Raunen am Tisch).
Trainee Grünmandl: Es braucht auch eine stärkere Abgrenzung zur ÖVP, so in der Art ,Baier geht uns auf die Eier‘. Und „Hein du blaues Schwein geh doch heim!“
Agenturboss Streichl (gütig den Kopf schüttelnd): Klasse Idee, Grünmandl, aber Eier geht gar nicht – nach dem Skandal mit dem ‚Bio oder Gift‘-Plakat der Grünen unmöglich, wir müssen die Bauern schonen. ,Baier geht uns auf den Sack‘ wäre da eher was.
Artdirector Schneider: Leute, das eigentliche Problem ist doch die Wahlverdrossenheit, wir brauchen eine gemeinsame Imagekampagne aller großer Parteien. Wie wär‘s damit: „Nichtwähler haben kleine Penisse!“
Agenturboss Streichl (zwirbelt interessiert sein Ohrläppchen): Nichtwähler haben kleine Penisse? Hmm, wusste ich nicht. Ein Cousin eines Nachbarn meines Onkels hat auch einen kleinen Penis – und der hat trotzdem gewählt. Zwar Grün, aber immerhin. Aber soweit ich weiß, hat er nur einen Hoden – und der ist recht klein. Egal, mir ist das sowieso zu schwanzfixiert. Penis sagt man nicht! Ganz abgesehen davon: Die Wahlbeteiligung ist doch völlig Conchita Wurst, hihi!“
Texter Hultsch: Also ich finde, als Nummer Eins muss die SPÖ aus einer Position der Stärke heraus agieren – und auch auf sympathische Weise auf das Schuldenproblem der Stadt eingehen. Ich sehe den fesch angegrauten Luger mit nacktem Oberkörper auf einem leergeräumten Tresor sitzend. Slogan: ,Arm aber sexy!‘ – das wär‘ doch geil! (deutet mit der rechten Hand eine eindeutige, frivole Auf-Ab-Bewegung an)
Agenturboss Streichl (hebt anerkennend den Daumen): Wow, crazy Ansatz, aber wir dürfen auch nicht auf die Eröffnung der Eisenbahnbrücke vergessen, die ist ein Riesenthema bei den Herbstwahlen…
Artdirector Schneider (mit sichtbar ausgebeulter Hose): Das ganze Penis-Gerede hat mich komplett sexualisiert. Wie wär‘s mit Klaus Luger im sexy roten Stringtanga, wie er mit seinem Massageöl-glänzenden Körper und ausgebeultem Schritt posiert: ,Na, wie gefällt euch mein Brückenpfeiler?‘
Texter Hultsch: Massageöl? Pfuuuh, wie glitschig.
Agenturboss Streichl (trommelt euphorisch mit beiden Fäusten auf den Tisch): Jaha! Gut so, wir brauchen auch was Aktionistisches, Slogans und Plakate sind eh zu wenig. Weiter so, jahuiaa!
Artdirector Schneider: Liferadio hat doch mal so ein Brückenpicknick organisiert. Wie wär‘s wenn wir im Gegenzug mit der ÖVP und der FPÖ ein ,Brückenschmirgeln‘ auf der neuen Eisenbahnbrücke bei den ersten Rostflecken checken? Mit einem Quadratmeter gratis Schmirgelpapier für jeden – und dem Hornbach als Hauptsponsor?
Trainee Grünmandl (springt völlig losgelöst mit ausgestreckten Händen auf den Tisch): Und dazu ein Preisausschreiben mit einer Flex als Hauptpreis?
Agenturboss Streichl (kullert vor Rührung eine Träne über die Wange): Wahnsinn, was habe ich für ein geiles Team! Hinter einem tollen Chef stehen eben ebensolche Mitarbeiter (verabreicht sich spontan selbst einen Zungenkuss und fasst sich zärtlich an den Schritt).
Werbeassistentin Weber (tiefgründig): Ich hab‘ noch was Wichtiges zur ÖVP: Bernhard Baier sollte noch an seiner Bekanntheit in Linz arbeiten. Viele glauben ja, der ist von auswärts. Oder von Vorwärts. Wie wär‘s mit dem Slogan ,Baier kommt nicht aus Steyr‘?
Trainee Grünmandl: Oder ein Plakat mit Bernhard Baier und einer großen, roten Klopapierrolle in der Hand: ,Bernie Baier – damit die nächsten 6 Jahre nicht wieder in die Hose gehen!‘
Agenturboss Streichl (listig): Die ÖVP warnt doch vor weiteren sechs Jahren Rot-Blau, das müssen wir auch irgendwie unterbringen.
Werbeassistentin Weber (halblaut dahinmümmelnd): Wer Rot wählt, wählt blau…
Trainee Grünmandl (forsch): Ich dachte wer Türkis wählt, wählt Grün?
Werbeassistentin Weber: Und wer NEOS wählt, den gibt‘s gar nicht, kicher.
Artdirector Schneider (resignierend): Das ist alles nix, dann lieber den bewährten Klassiker ,Rot und Blau, Bauernsau!‘
Werbeassistentin Weber (sichtlich verwirrt): Ich dachte die Bauern wählen vornehmlich die ÖVP? Jetzt kenn‘ ich mich gar nicht mehr aus.
Agenturboss Streichl (rauft genervt seinen bauchlangen Hipster-Bart): Halt, Stopp, ich fühle mich gefoppt! Das führt zu nix. Hat noch wer Slogan-Ideen für die FPÖ?
Texter Hultsch (messerscharf folgernd): ,Linz darf nicht Kabul werden‘?
Trainee Grünmandl: ,,Wollt ihr den totalen Wahlsieg?‘ – ist zwar schon älter, hat aber schon einmal ganz gut funktioniert. Mehr oder weniger halt.
Agenturboss Streichl (mahnend): Uh, da werden wir wohl Urheberrechtprobleme mit den Urenkerln vom Goebbels Joschi kriegen.
Trainee Grünmandl (deutet mit zwei Finger ein Oberlippenbärtchen an): ,Und wie wär’s mit ,Führer statt Syrer?‘ oder „Jo zu Afghana, owa nur mit vier Bana!“ – da wären wir urheberrechtlich bestimmt auf der sicheren Seite.
Werbeassistentin Weber (deutet einen letalen Halsschnitt an): Bei den Zigarettenpackerln geht das mit den Schreckbildern ja auch, ich könnte mir ein FP-Plakat mit Foto einer geköpften afghanischen Frau vorstellen: ,Nein zu kopfloser Asylpolitik!‘
Artdirector Schneider: ,Zauselbärte sind voll schwul!‘ – da packen wir nicht nur den IS, sondern auch die Homosexuellen gleich mit rein!
Putzfrau Dragica (betritt mit Wischmop in der Hand den Raum):
Große Saustall hier, alle muss raus, ich musse sofort saubermache!
Alle (im Chor): Genial, den Slogan nehmen wir!
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