Ende 2015 werden die letzten Soldaten aus der Kaserne Ebelsberg ausziehen. Knapp 20 Hektar beträgt die Fläche des freiwerdenden Kasernengeländes. Laut Gemeinderatsbeschluss sollen hier 1.000 weitere Wohnungen entstehen. Leider fehlt den Stadtvätern die Fantasie, den Süden von Linz durch eine nachhaltige Stadtplanung aufzuwerten, anstatt ein bereits jetzt problematisches Wohnviertel weiter zu „ghettoisieren“.
Das Ebelsberger Ennsfeld gilt nicht unbedingt als erste Wohnadresse: triste Blöcke, viele einkommensschwache Familien, Satellitenstadt-Feeling. Hinter vorgehaltener Hand fällt immer wieder der Begriff “Wohnghetto”.
Gegenüber dem Ennsfeld wird bis 2015 das 200.000 m2 große Areal der Kaserne Ebelsberg frei: Das Bundesheer konzentriert seine Einheiten in Hörsching und verkauft das riesige Grundstück an die Stadt, die dort wiederum weitere Wohnungen bauen will. Wie bei der Solar-City und der Grünen Mitte (ehemaliger Frachtenbahnhof) sollen auch hier verschiedene Wohnungsgesellschaft die Flächen kaufen und darauf Wohnbauten errichten. Das ist insoferne schade, als dass hier die große Chance besteht, neue, bahnbrechende Wohnkonzepte umzusetzen anstatt einemal mehr eine Maximalzahl an Wohneinheiten zu bauen.
Verkehrsprobleme werden potenziert
“Ein Irrsinn”, kontert Manfred Carrington von der Interessensgemeinschaft Linz-Süd: „1.000 Wohnungen bedeuten bis zu 3.000 weitere Bewohner. Die Fehlplanung rund um den Monalisatunnel führt bereits heute zu extremen Verkehrsproplemen. Jetzt dort ein weiteres Ballungszentrum zu schaffen, wäre absoluter Irrsinn.” Die IG Linz-Süd würde sich andere Ideen – etwa eine Bildungseinrichtung – auf dem Kasernenareal wünschen: “Das Gelände und die Gebäude wären ideal, hohe Räume, lange Gänge, auch die Bausubstanz ist in einem hervorragendem Zustand.”
Multifunktionale Fußball-Arena statt Wohnghetto?
Aber auch als Standort für die oft geforderte neue Fußballarena wäre Ebelsberg eine Alternative: Mit einem komplett ausgestatteten Bahnhof steht in nur 500 Metern Entfernung ein vollwertiger Westbahn-Anschluss zur Verfügung. Und bei der Autobahn beim Ebelsberger Berg besteht bereits heute eine Behelfsausfahrt, die bei Großereignissen temporär geöffnet werden könnte: “Für den Linzer Fußball würde sich ein lang gehegter Traum erfüllen. Wir könnten uns bei der Planung von Anfang an einbringen”, zeigt sich etwa Blau-Weiß Linz-Präsident Hermann Schellmann von der Idee einer “LINZ SÜD ARENA” begeistert. Auch der Fußballverband stünde hinter einem neuen Stadionprojekt: “Der OÖFV würde so ein Projekt grundsätzlich positiv bewerten”, heißt es auf Anfrage. Das Stadion auf der Gugl sei auch nach der Renovierung keine Alternative, denn: “Das Stadion wird zwar künftig die Anforderungen für internationale Spiele erfüllen, ist aber aufgrund der Infrastruktur nicht für echte Topspiele geeignet.”
Ins selbe Horn stößt auch die Linzer FPÖ, die sowohl Stadion als auch Wohnungen für realiserbar hält: “Der Neubau einer Fußballarena wäre mutig und wichtig. Gerade das Kasernengelände eignet sich hervorragend: Im Gegensatz zur Gugl funktioniert dort die Anbindung an den öffentlichen Verkehr und auch Parkflächen wäre vorhanden. Das Gelände ist groß genug, um dringend notwendigen Wohnraum zu schaffen. Fußballstadion und Wohnungen sind kein Widerspruch, wie viele andere große Städte zeigen.”
Auch die Linzer ÖVP ist von der Idee angetan: „Es flossen so viele Millionen in die Behübschung der Gugl, um die anderswo Stadien völlig neu gebaut wurden. Ein multifunktionales Fußballstadion würde den Linzer Süden enorm aufwerten.”
EBELSBERG: SEIT 1940 KASERNE
Die Hiller-Kaserne bezieht ihren Namen von General Johann Freiherr von Hiller, der sich in Ebelsberg am 3. Mai 1809 ein blutiges Gefecht mit den napoleonischen Truppen lieferte. Die Nationalsozialisten erkoren Ebelsberg 1938 als Standort für eine SS-Garnisonskaserne aus. 6.000 Mann der Schutzstaffel sollten hier kaserniert werden, die ersten Objekte waren 1940 bezugsfertig. Ein Wasserwerk in Fischdorf und eine Kläranlage an den Abhängen zur Traun wurden extra errichtet. Am Ennsfeld sollte eine Siedlung für das Militärpersonal entstehen, der zweite Weltkrieg stoppte diese Pläne jedoch.
Von Kriegsende 1945 bis in den Herbst 1947 nutzte das US Militär die Kaserne, von 1947 bis 1950 wurde Ebelsberg zum “Lager Davidstern” – die aus den KZ befreiten und zunächst in verschiedenen Orten OÖs untergebrachten Juden wurden hier zusammengezogen und mit Schulungen und Kursen auf ihre Auswanderung nach Israel vorbereitet. 1951 erfolgte die Übernahme durch die sog. “B-Gendarmerie”, der Vorläuferin des österreichischen Bundesheeres, 1952 wurde eine Gendarmerieschule eingerichtet. 1956 rückten die ersten Wehrpflichtigen ein, seitdem ist die Hillerkaserne Heimat verschiedenster Bundesheer-Einheiten – zuletzt des Panzerstabsbataillons 4 und der 4. Panzergrenadierbrigade.
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