Er ist eine der unbekannten „Hideaways“ der Stadt: Der Segelflugplatz Linz-Ost mit rund 30 Hektar Fläche (= 37 Fußballfelder) ist der letzte zusammenhängende Über-Lebensraum für unzählige Tier- und Pflanzenarten. Zuletzt waren hinter vorgehaltener Hand immer wieder Begehrlichkeiten zu hören, dass man die Fläche zumindest an den Rändern „anknabbern“ und zur Nutzung als Betriebsansiedlungsgebiet nutzen will. Jetzt gilt, es diese Naturoase nach umfassenden Renaturierungsmaßnahmen auch ins Bewusstsein der Öffentlichkeit zu rücken – und das Areal damit für die zukünftigen Generationen zu bewahren:
Wer beim Wort „Flugplatz“ an dröhnende Motoren, asphaltierte Rollfelder und allgemeine Hektik denkt, kennt den Segelflugplatz OST nahe des Linzer Tankhafens nicht. Gerade an den Rändern des weitläufigen Areals findet die Stadtnatur das, was sie zum Leben braucht: Wiesen, Hecken, Stauden, Flurgehölze und Tümpel – allesamt wichtige Lebens- und Rückzugsräume für eine Vielzahl an Tier- und Pflanzenarten: Unter anderem Libellen, Amphibien, Reptilien, Biber, Niederwild, Igel, Wildbienen- und Schmetterlingsarten aber auch totholzbewohnende Insekten siedeln sich in diesen von großer Pflanzenvielfalt geprägten Bereichen an.
2022 wurde das Gebiet für seine vorbildliche Biodiversität ausgezeichnet. Dahinter steckt die Naturkundliche Station der Stadt Linz, die ein nachhaltiges Konzept voller ökologischer Maßnahmen erarbeitet hat. Dafür gab‘s vom Umweltministerium nun eine Auszeichnung beim „Grand Prix der Biodiversität“.
Bereits 2023 montierte die Berufsfeuerwehr Schlafplätze für die Fledermäuse am Hangar montieren. Die Aktion der Stadt Linz stieg im Zuge der Prämierung des Stadtflugplatzes zur Grünoase. Brutkästen für die Mauersegler wurden bereits zuvor von den Piloten befestigt.
„Projekte wie diese sind unverzichtbar, um die Arten Vielfalt in unserer Stadt zu erhalten“, sagt dazu die zuständige Stadträtin Eva Schobesberger. Das Konzept ist in drei große Teilbereiche gegliedert. Der erste Abschnitt widmet sich einem Bewirtschaftungsplan für ausgewählte Flächen.
Der zweite Teil des Konzepts schlägt konkrete Maßnahmen zur Verbesserung von Lebensräumen vor. Diese umfassen etwa Attraktivierungen des Bereichs für Amphibien, das Anbringen von Vogelnistkästen oder die Schaffung von Reptilien-Habitaten in Form von Kleintierhabitaten oder Lesesteinhaufen. Totholzhaufen beziehungsweise eine so genannte Käferburg sollen totholzbewohnenden Insekten Lebensräume bieten.
Der dritte Teil nun startende widmet sich der Bewusstseinsbildung: Um den Linzern, die das Gebiet um den Segelflugplatz als Naherholungsgebiet nutzen, die Bedeutung des Geländes für den Klimaschutz sowie für den Erhalt von Tier- und Pflanzenarten näherzubringen, sollen entlang der Spazierwege, an Teichen, am Qualmbach oder an Wiesenböschungen Info-Tafeln angebracht werden.
Das Flugplatzareal war übrigens bis Ende der 1970er Jahre von dichtem Auwald umringt, der mittlerweile Industriebauten und Betriebsansiedlungen weichen musste. Bleibt zu hoffen, dass diese wunderschöne grüne Oase an der Donau noch lange vor dem Zugriff von Investoren und bauwütigen Politikern verschont bleibt.
Der Flugplatz Linz Ost
Ab 1934 begannen die Flugaktivitäten am heutigen Segelfluplatz in der Katzenau, es gab 1937 sogar eine kurzzeitige Linienflugverbindung nach Salzburg. Aber bereits 1938 wurde das Flugfeld wegen der Errichtung der Chemie Linz durch die NSDAP aufgelöst. Gleichzeitig wurde der (damals noch rein militärische) Flugplatz in Hörsching gebaut.
Nach dem Krieg, 1948, wurde der Flugplatz (oder besser gesagt die dortige Wiese) von vier Flugbegeisterten wieder reaktiviert, der Grundstein zum heutigen Segelflug-Mekka war gelegt. Bis Anfang der 1980er-Jahre war der „Flugplatz Linz-Ost“ von mächtigen Auwäldern umgeben, der mit den Jahren zugunsten von Betriebsansiedlungen immer weiter zurückgedrängt wurde. Dennoch findet sich hier nach wie vor ein Naturparadies, das 2015 auch dem Ansinnen, ein riesiges Open Air-Eventgelände aufzuziehen, standhielt.
Einen urbanen Ausflug ist der Flugplatz Linz Ost mehr als wert. Sei es, um den spektakulären Winden-Starts der tollkühnen Segelflieger zuzuschauen oder um sich ein wenig die Beine zu vertreten: Der Platz lässt sich in einer guten Stunde in einem kurzweiligen Walk entlang der Donau gemütlich umrunden.
Wanderung rund um den Flugplatz: https://www.bergfex.at/sommer/oberoesterreich/touren/wanderung/218083,segelflugplatz–der-linzer-osten/





























