Der Taubenmarkt ist das nördliche Ende bzw. der Anfang der Linzer Landstraße – und er ist neben dem Hauptplatz der prominenteste Linzer Platz. Der Ort wurde von der Politik bislang kaum wahrgenommen, nicht geschätzt, zwei Blech-Würstelbuden, ein heruntergekommener Brunnen, Fahrradleichen, Stromkästen und Mistkübel dominieren die Szenerie. Statt dieses innerstädtische Juwel zu heben und zu beleben, will die Stadt aber nun statt des bestehenden Brunnens ein Bäumchen pflanzen und ein erdgefülltes Rondeau errichten. Der echte Wille, einen pulsierenden, urbanen Innenstadtplatz mit dem Potenzial, die gesamte Landstraße zu beleben, zu schaffen, fehlt. Bis zu 85.000 Euro sollen für diese Umgestaltung investiert werden. Schwarz, Blau und LinzPLUS lehnen den rot-grünen Plan ab – zurecht.
Zur Vorgeschichte: Der Sparkassenbrunnen am Taubenmarkt soll mit Ende 2025 abgebaut und an seinem ursprünglichen Standort in der Sparkassenzentrale an der Promenade wiedererrichtet werden. Als Ersatz hat die Stadt Linz eine begrünte Pflanzinsel mit einem Baum vorgesehen, eingefasst von einer Sitzbank in Form eines Dreiviertelkreises. In der offenen Rundung wird ein öffentlicher Trinkbrunnen installiert.
„Viel gescheiter wäre es, wenn man eine ganzheitliche, durchdachte Lösung aus einem Guss entwickelt – und dafür einfach den Brunnen noch etwas länger stehen lässt.“
Das Problem des Taubenmarkt-Areals war und ist aber nicht der Brunnen, sondern das Gesamt-Ensemble mit riesigen Mülleimern einer angrenzenden Fastfood-Kette, Stromkästen, versifften Radständern mit mehreren Radleichen, zwei unansehnliche Würstelbüden, abstoßende Metallgitter-Sitzbänke und ein Bus-Wartehäuschen, das ohne Rücksicht auf das Umfeld fast mitten auf den Platz gestellt wurde.

Das hat auch Vizebürgermeister Martin Hajart (ÖVP) erkannt. Er sagt: „Viel gescheiter wäre es, wenn man eine ganzheitliche, durchdachte Lösung aus einem Guss entwickelt – und dafür einfach den Brunnen noch etwas länger stehen lässt. Das wäre aus Sicht der Stadt besser. Bei einer dauerhaften Lösung sollte man auch darüber nachdenken, wieder einen Brunnen zu errichten. Es könnte auch die Gestaltung der beiden Würstelstände mitgedacht werden. Auch der Haltestellenbereich der Linz AG, der Fußgängerübergang, die Eingangssituation zur Domgasse, etc. Wir als VP Linz werden diese Punkte und unser Stimmverhalten im Stadtsenat noch beraten, aber – wie gesagt – ich sehe die Schobesberger-Prammer-Planung aus Stadt-Sicht für kritisch.“

Auch der freiheitliche Stadtrat Michael Raml kündigt an, dieser Maßnahme in der kommenden Stadtsenatssitzung nicht zuzustimmen: „Knapp 80.000 Euro für einen einzigen Baum samt Sitzbank und Trinkbrunnen – als bloße Übergangslösung – das ist weder verhältnismäßig noch verantwortungsvoll im Umgang mit Steuergeld“, so Raml.
Stadtplaner und Gemeinderat Lorenz Potocnik von LinzPLUS sagt: „Hier gehört endlich aufgeräumt. Meint man es ernst mit dem Taubenmarkt, muss alles in Frage gestellt werden, bis hin zu den hässlichen Würschtlbuden. Warum müssen die fast mitten am Platz stehen statt irgendwo am Rand? Wenn man die selbst auferlegte Innenstadtstrategie ernst nimmt, muss man größer denken.“ Eine Idee wären die oft angedachten Wasserspiele hier zu platzieren, so Lorenz Potocnik: „Beim Wiener Westbahnhof wurde so ein Projekt mit Sonnensegel, Wassernebel und Wasserdüsen realisiert, alle sind begeistert.“
Kommentar
„Typisch Linz“ möchte man angesichts der Neugestaltung des Taubenmarkts fast sagen. Das Allheilmittel in Form eines Bäumchens soll den prominenten Platz künftig aufwerten. Die Latte der eigenen Ansprüche als innovative Stadt wurde damit unter das Bodenniveau verlegt. Martin Hajart (ÖVP), aber auch die Blauen haben das Problem erkannt – das aber sicher nicht bei den(von der FPÖ kritisierten) Kosten von bis zu 85.000 Euro zu suchen ist. Lorenz Potocnik von LinzPLUS bringt es auf den Punkt, wenn er fordert, dass der Platz als allererstes radikal aufgeräumt gehört.
„Eva mach es zu deinem Projekt!“
Das, was jetzt geplant ist, ist DIY-Do-it-yourself auf OBI- und Bauhaus-Niveau. „Eva, mach es zu deinem Projekt!“ möchte man in Anspielung an einen Werbeslogan da der grünen Stadträtin Eva Schobesberger zurufen. Ist ja so schön einfach: Weil durch den Wegfall des Brunnens ein Loch entsteht, schüttet man Erde rein und pflanzt ein Bäumchen. Gegen einen Baum kann schließlich keiner was haben, Bäume sind bekanntlich das neue Allheilmittel in der Innenstadtgestaltung, bei der Klimarettung und sowieso immer und überall super.
Auf diesem infantil-provinziellen Fridays-for-Future-Niveau weitermachen geht nicht, wenn man es ernst meint und Linz die Landstraße wirklich aufwerten und die Innenstadt attraktiveren will. Das Herumwurschteln muss ein Ende haben. Oder glaubt irgendjemand noch ernsthaft, die Linzer lassen sich mit solchen Placebo-Maßnahmen Sand in die Augen streuen? In diese Kategorie fällt auch die Aussendung der Stadt, derzufolge der Taubenmarkt ja eh „längerfristig insgesamt neugestaltet“ werden soll. „Längerfristig“ bedeutet in Linz irgendwas zwischen 2050 und nie…
Klar ist auch: Die Stadt hat kein Geld. Aber solange Millionen in großteils sinnbefreite Projekte wie den Ordnungsdienst, das Innovationsbüro am Hauptplatz, die ausufernde Kunst- und Kulturuförderung, aber auch in die millionenschweren Mandatar- und Fraktionsförderungen des Gemeinderats fließen, dringend notwendige Stadtentwicklungsprojekte wie dieses aber in kläglicher Billigmanier umgesetzt werden (müssen), glaubt die Sache mit dem fehlenden Geld keiner.
Über den Linzer Taubenmarkt
Bis 1880 fand am nördlichen Ende der Landstraße regelmäßig ein Geflügelmarkt statt, weshalb der Platz lange Zeit unter dieser Bezeichnung bekannt war. Erst im Jahr 1952 wurde die Fläche rund um den Sparkassenbrunnen offiziell in „Taubenmarkt“ benannt – den nahen trug er bereits viele Jahre lang vorher, allerdings nur im Volksmund.
Mit der Errichtung der Dreifaltigkeitssäule im Jahr 1716 auf dem Hauptplatz wurde der Pranger auf den Taubenmarkt verlegt, wodurch dieser an Bedeutung gewann und sich über seine ursprüngliche Funktion als Marktplatz hinaus entwickelte. Lange Zeit war der Platz lediglich über die schmale Domgasse erreichbar. Erst 1861 ermöglichte der Abriss des Schmidtors eine direkte Verbindung zum Hauptplatz. Im 20. Jahrhundert etablierte sich der Taubenmarkt als wichtiger Umsteigeknoten für zahlreiche Straßenbahn- und Buslinien. Heute zählt er nicht nur zu den belebtesten Plätzen der Stadt, sondern belegt mit wöchentlich 236.000 Fußgängern zwischen 08:00 und 19:00 Uhr österreichweit den dritten Platz unter den meistfrequentierten Orten.





























