Die Parallelen sind unübersehbar: 2017 verabschiedete sich der charismatische Finanzreferent und Vizebürgermeister Christian Forsterleitner (SPÖ) in Richtung Privatwirtschaft. Jetzt tut es ihm seine Nachfolgerin Tina Blöchl gleich, auch sie scheidet aus der Stadtregierung aus. Doch beide Abgänge dürften nicht ganz aus eigenem Antrieb erfolgt sein, beide Male wurden sie wohl vom jeweiligen Bürgermeister (Luger bzw. Prammer) gewünscht bzw. in die Wege geleitet. Und: Beide Finanzreferenten galten fernab des starren Parteiapparats als große Hoffnungen, die auch über Parteigrenzen hinweg als gewinnend und wählbar erschienen.
Rückblick: Vizebürgermeister und Finanzreferent Christian Forsterleitner kündigt im Juli 2017 seinen Rücktritt für den September desselben Jahres an. Er begründete diesen Schritt mit persönlicher Lebensplanung und dem Wunsch, wieder in die Privatwirtschaft zurückzukehren. Es gab Stimmen, die behaupteten, Luger wollte sich damals eines (zu) starken und sympathischen möglichen Konkurrenten entledigen.
Ziemlich genau acht Jahre später macht seine Nach-Nach-Nachfolgerin Tina Blöchl den selben Schritt. Offensichtlich gab es aber auch hier den starken Wunsch des direkten Vorgesetzten (des Bürgermeisters), den Sessel zu räumen. Über weitere mögliche tatsächliche Gründe dieses völlig überraschenden Abganges kann aktuell nur spekuliert werden.
Die Linzer ÖVP sieht in der jüngsten Personalrochade mehr als nur parteipolitisches Schachspiel – sie macht sich ernsthaft Sorgen um die Stadt Linz. „Wenn jetzt auch noch die Finanzstadträtin gehen muss, stellt sich die Frage: Wie katastrophal steht’s wirklich um die Stadtkasse? Oder was wird da noch alles unter den Teppich gekehrt?“, fragt Vizebürgermeister Martin Hajart via Aussendung.
Seit Monaten mauere die Prammer-SPÖ, wenn es um klare Antworten zur Höhe des Schuldenbergs geht: „120 Millionen Euro neue Schulden wollte die SPÖ dieses Jahr aufnehmen – und selbst das scheint nicht zu reichen“, vermutet die ÖVP .
Kommentar
Seltsam ist die Personalpolitik der SPÖ nicht nur in Linz allemal. Persönlichkeiten, die sich zuvor in der Privatwirtschaft verdient gemacht haben, große Strahlkraft haben und politisch sehr gerne und oft über den Tellerrand blicken, werden in die Wüste geschickt. Partei-Soldaten und jene, die außerhalb der politischen Welt und somit im echten beruflichen Leben wenig Bauchbares geliefert haben, steigen dafür in der Hierarchie auf.
Es sind nicht immer die besten Köpfe, die es ganz nach oben schaffen. Sondern jene mit dem größten Sitzfleisch und der längsten Parteizugehörigkeit. Zudem ist es nicht ganz von der Hand zu weisen, dass man sich gerne auch mal möglicher Konkurrenten zeitgerecht und möglichst elegant (nämlich „auf eigenen Wunsch“) entledigt – zumindest beim Abgang von Christian Forsterleitner stand dieser Vorwurf damals im Raum. Freund, Feind, Parteifreund.
Titelfoto: Redaktion, Zoe Goldstein





























