Der Herbst-Jahrmarkt ist Geschichte – und die Bilanz fiel mit geschätzten 440.000 Besuchern durchaus positiv aus. Echte Schwächen zeigen sich aber im östlichen Marktbereich – viele leere, offensichtlich nicht besetzte Flächen und wenig Frequenz prägten das Bild. „Die Stadt muss sich hier etwas einfallen lassen, es braucht auch in diesem Bereich Frequenzbringer“, sagt uns ein Schausteller. Eine Neustrukturierung dieser teils brachliegenden Flächen würde auch die Möglichkeit ergeben, den Donauradweg während der Marktzeit freizuhalten. Aktuell ist dieser wichtige überregionale Radhighway bei jedem Jahrmarkt bis zu vier Wochen blockiert. Ideen für eine Neupositionierung gäbe es mehr als genug.
60.000 Quadratmeter – oder sieben Fußballfelder – groß ist das Jahrmarktareal an der Donau. Weniger als die Hälfte dieser Fläche wird tatsächlich „aktiv“ als Ausstellungs- und Fahrgeschäftsfläche genutzt, der Rest ist Parkplatz, Staubereich oder steht leer. Speziell der östliche Bereich wurde in den letzten Jahren immer mehr zum Sorgenkind: Da ein paar Gartenmöbel mit einem lustlosen Vertreter, daneben ein Stand mit Socken, dazwischen ein riesiges Loch von 15 Metern gefolgt von einem Stand mit billigen Lederjacken… daneben die beiden Messezelte mit einem Sammelsurium an teils skurrilen Ständen: Das östliche Jahrmarktareal präsentiert sich unattraktiv, kein Wunder, dass der Großteil der Jahrmarktbesucher den Weg dorthin erst gar nicht findet.

Man hat den Eindruck, es gibt für diesen Bereich keinerlei Konzept, Ideen oder Willen, man hat es schlichtweg aufgegeben, hier etwas Griffiges umzusetzen. Von einigen Schaustellern erfahren wir, dass manche Kollegen von früher nicht mehr kommen und sich das auch nicht mehr ändern werde. Die Zeiten, in denen Schausteller abgewiesen wurden, seien längst vorbei: „Mittlerweile ist man wohl froh, die hinteren Flächen irgendwie halbwegs voll zu bekommen.“ Diese Entwicklung wird sich wohl auch nicht mehr umkehren, der Handel im klassischen Sinn ist überall auf dem Rückzug – auch auf den Jahrmärkten.

Auch die sehr zentrale Standfläche beim ehemaligen Linz09-Zelt (vorher stand hier ein zweites großes Bierzelt mit einer „Innviertler Ochsenbraterei“) direkt neben dem Pfarrfriedhof Urfahr wird seit Jahren nur noch als Parkplatz für Marktbeschicker genutzt. Hier hätte locker ein großes Fahrgeschäft oder – wie gehabt – ein ganzes Festzelt Platz.
Sinn machen würde eine Neukonzeption und dabei entsprechende Fragen zu stellen: Warum setzt man in Zukunft zum Beispiel nicht vermehrt auf Gastronomie, wie es Shoppingzentren und Innenstädte tun, statt krampfhaft an einem längst nicht mehr funktionierenden Messekonzept festzuhalten? Streetfood boomt nach wie vor, am „Urfix“ findet man davon so gut wie nichts. Auch das Thema Wein(Dorf) wird so gut wie nicht behandelt (früher gab es sogar ein eigenes großes Weinzelt). Oder warum vergrößert man nicht den nach wie vor funktionierenden Fahrgeschäftsbereich? Mit einer Neustrukturierung könnte man auch den wichtigen Uferbereich zur Donau hin freimachen. Irgendwie hat man den Eindruck, keiner macht sich Gedanken über diese Themen, weil der Markt ja eh irgendwie halbwegs funktioniert. Eine vertane Chance…

Und da ist auch noch das leidige Thema des Donauradwegs: „Der Radweg beim Urfix muss in Zukunft frei bleiben“, fordert etwa Brita Piovesan von LinzPLUS, „Platz ist ja nicht das Problem, wie man gut sehen kann. Denn der östliche Bereich des Jahrmarktes ist halb leer – die Stände gehören einfach anders angeordnet“, so Piovesan, die seit Jahren für einen freien Radweg kämpft, „Ein Miteinander von Alltagsradlern und Jahrmarkt ist sofort möglich – wenn der Marktreferent endlich auch den Willen dafür aufbringt.“
Kommentar
Keine Frage, das Jahrmarktareal gehört endlich aufgeräumt. Unsere Bilder zeigen, dass es vor allem im östlichen Bereich keinerlei Struktur mehr gibt, viele Löcher tun sich auf, dazwischen parken unzählige Schausteller und Bedienstete. Die beiden Messezelte bieten ein völlig anachronistisches Sammelsurium an Angeboten (bis hin zu Messern und Bundesheersocken), die keiner braucht. Gleichzeitig hieß es im Rahmen der geplanten Umgestaltung des Areals immer wieder, dass in Sachen Begrünung kein großer Wurf möglich sei, weil die gesamte Fläche zweimal im Jahr für den Jahrmarkt genutzt werden muss. Anhand unserer Fotos gleicht das einem schlechten Witz. Es kann nicht sein, dass man den vorhandenen Platz nicht besser nutzt und lieber Leerstehen lässt in der Hoffnung auf bessere Zeiten.
„Eine gekonnte Neuanordnung würde dem Urfahraner Jahrmarkt auch Chancen eröffnen, sich zeitgemäßer und aufgeräumter zu präsentieren, ohne auch nur einen einzigen Quadratmeter Platz zu verlieren.“
Zuallererst: Die Autos gehören raus aus dem Gelände. Klar, die Schausteller müssen auch irgendwo parken, das gehört aber alles raus an den Rand. Oder noch besser: Warum nutzt man nicht die nahe Rathaus-Garage und quartiert die Magistratler aus – das sollte doch für die zwei Wochen im Jahr machbar sein.
Eine gekonnte Neuanordnung würde dem Urfahraner Jahrmarkt auch Chancen eröffnen, sich zeitgemäßer und aufgeräumter zu präsentieren, ohne auch nur einen einzigen Quadratmeter Platz zu verlieren. Im Osten würde sich z.B. ein frequenzstarker Streetfood Market anbieten, hier gäbe es mehr als genug Interessenten – ein Profi wie Sigi Goufas, einer der Streetfood-Urgesteine dieses Landes, könnte sich hier wertvoll einbringen. Auch das erprobte Gastro-Team rund um Karl Weixelbaumer (Sandburg) wäre ein spannender Partner. Das würde dem Markt auch einen neuen, flotten und internationalen Touch mit mehr Event-Gastro (die auch heute noch funktioniert) bringen.
Aber man traut sich da seit Jahren nicht drüber und schiebt immer wieder „die Tradition des Marktes“ vor, derzufolge keinesfalls zu viel verändert werden dürfte. Ein dringend nötiges Uplifting des „Urfix“ wäre auch eine Chance für den neuen Marktreferenten Martin Hajart, sich als Macher und Umsetzer zu präsentieren, nachdem gerade der Marktbereich in den letzten Jahren stiefmütterlich behandelt wurde.





























