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Am Linzer Verkehrsproblem vorbeigestaut.

24. November 2016
in Meinung
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Unter dem Motto „Weniger Stau – weniger Emissionen“ präsentierte die Linzer ÖVP kürzlich ihre Ideen zur Lösung des Linzer Stauproblems: „Vorrang für E-Mobilität“ lautet die Stoßrichtung. Mit der Öffnung der Busspur für Elektro-Autos sollen diese künftig „am Stau vorbei“ fahren können. Leider hat man dabei auf einige ganz wesentliche Punkte vergessen.

Eine Busspur-Freigabe für Elektro-Autos: Ob das eine gute Idee ist? Spinnt man den Gedanken, der wohl auch als Anreiz zum Umstieg auf E-Autos verstanden werden soll, weiter, ergibt sich vor allem ein neues Problem: Dann stehen auch bald die Öffi-Busse im Stau, die sich die Busspur bereits jetzt mit Motorrädern, Radfahrern und Taxis teilen. Dem Stau ist es egal, ob die verursachenden Autos mit Benzin, Diesel oder Strom fahren. Weniger Abgase bedeuten keine hübschere Autoschlange – oder weniger Ärger und Zeitverlust. Ein Stau bleibt ein Stau bleibt ein Stau bleibt ein Stau.

Wollen E-Mobilität in Linz fördern: Vizebürgermeister Bernhard Baier (links) und Martin Hajart
Wollen als Maßnahme gegen den Stau die E-Mobilität in Linz fördern: Vizebürgermeister Bernhard Baier (links) und Klubobmann Martin Hajart

 

 

 

 

 

Spricht man von den Emissionen, macht die Aktion durchaus Sinn. Aber das ist nicht das wirkliche Problem im Linzer Stauchaos. Elektro-Autos helfen da weder kurz- noch mittelfristig weiter. Auch die von der ÖVP stets heroisch verteidigten Pendler haben von der Aktion nicht viel. In Sachen Reichweite kommen Elektroautos für diese Zielgruppe kaum in Frage – schon gar nicht, wenn man den Akku an den Stadteinfahrten eine Stunde lang im Stop-and-Go-Verkehr in den roten Anzeigebereich treibt.

Ganz abgesehen davon: Aktuell gibt es ca. 300 Elektroautos in Linz. Elektroautos sind zudem nach wie vor eine Domäne der Besserverdiener – egal ob es jetzt einen aktuell diskutierten staatlichen 4.000 Euro-Zuschuss gibt oder nicht. Ein (von der ÖVP gezogener) Vergleich mit Norwegen hinkt da gewaltig: Denn dort werden Elektro-PKWs zu 100 Prozent gefördert – das heißt, wenn die Akku-Kiste 30.000 Euro kostet, bezahlt der Käufer nur 15.000 Euro.

Die angepeilten 4.000 Euro Förderung bei uns? Naja, nett. Sehr teuer bleibt die E-Geschichte trotzdem noch. Ein BMW i3 kostet etwa 25.119,29 Euro in der Grundausstattung, der Opel Ampera kommt auf 38.400 Euro, den E-Golf gibt’s ab 34.900 Euro. Selbst der smart electric drive kostet mit 19.420 Euro fast doppelt so viel wie sein Benzin-Bruder. Und auch nach dem Kauf ist der Betrieb nicht gratis: Zusätzlich fallen 3,50 Euro an Stromkosten bei 100km Fahrt durchschnittlich an (beim Benziner sind es sechs bis neun Euro), von den Investitionen in eine private Ladestation (und dem Problem des Auftankens in der Stadt oder am Arbeitsplatz) ganz zu schweigen.

Ein weiterer Vorschlag lautete, Fahrgemeinschaften zu forcieren und eine entsprechende „Pendler-App“ in die Welt zu setzen. Auch das keine neue Idee, die sich zudem erst kürzlich als totaler Flop erwies. Beim „Pendler Speed Dating“ des ÖAMTC tauchte kein einziger Interessent auf. Machen wir uns nichts vor: Es ist für viele Pendler nach wie vor immer noch zu bequem und auch zu attraktiv (Stichwort Gratis-Parkplatz am Jahrmarktgelände), mit dem Auto mitten in die Stadt zu fahren.

Summa summarum sind die Vorschläge weder Pendler-tauglich noch wird damit das Stauproblem gelöst. Auch die Linzer Bevölkerung hat nichts davon, weil weiter alles steht. Eine klassische lose-lose-Situation. Schade, dass da nicht mehr kommt von der Linzer ÖVP. Etwa Ideen für Park & Ride Konzepte, spannende Umstiegsangebote für Pendler oder innovative Nahverkehrslösungen zur Vermeidung von Autokolonnen. Die ÖVP Linz-Forderung nach Freifahrt für E-Autos ist gewiss sinnvoll und notwendig. Am Linzer Verkehrsproblem rauscht diese aber mit Vollgas vorbei.

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