Selbst Kinder unter zehn Jahren wachsen heute in einer digitalen Welt auf, in der das Smartphone ständiger Begleiter ist. Einerseits fördert die ständige Erreichbarkeit die Selbstständigkeit junger Menschen, andererseits sind sie durch soziale Medien wie Facebook, Instagram, Snapchat oder TikTok immer und überall einer geballten und ungefilterten Ladung an Wahnsinn ausgesetzt. Der OÖ Familienbund fordert nun eine Social Media-Sperre bis 16 Jahre. Gewaltverherrlichung, sexualisierte Inhalte, Mobbing, Hass und Hetze sind Inhalte, die man laut OÖ Familienbund-Obmann Martin Hajart „von Kindern bestmöglich fernhalten“ müsse.
Forderung nach Altersbeschränkungen für soziale Medien
Ein zentraler Punkt ist die Forderung nach strengeren Regulierungen für soziale Medien. Martin Hajart plädiert für eine Altersbeschränkung, ausgenommen reine Messengerdienste: „Es braucht in Österreich dringend ein Limit von 16 Jahren für Social Media – reine Messengerdienste ausgenommen. Kinder und Jugendliche sind in virtuellen Räumen unterwegs und werden dabei mit Dingen konfrontiert, die nicht altersadäquat sind.“
Hajart verweist auf Griechenland, das ab Ende Oktober 2025 Minderjährigen unter 16 Jahren den Zugang zu Plattformen wie Facebook, TikTok, Instagram und X verbietet. Dort soll die staatliche App „Kids Wallet“ automatisch die Nutzung solcher Plattformen auf Geräten Minderjähriger blockieren. Hajart fordert, dass Österreich – sollte die EU in den nächsten sechs Monaten keine einheitliche Regelung umsetzen – als Testregion für eine nationale Social-Media-Einschränkung agieren soll.
„Acht Stunden Bildschirmzeit sind heute bei Jugendlichen keine Seltenheit. Problematisch wird es, wenn die sozialen Netzwerke und deren oft grob bedenklichen Inhalte plötzlich den Mittelpunkt des Lebens darstellen und andere Bereiche vernachlässigt werden. Dann muss man gegensteuern“, so Familienbund-Landesobmann Martin Hajart.
Verantwortung der Tech-Konzerne
Ein weiteres Anliegen des OÖ Familienbundes ist die Verantwortung der großen Tech-Konzerne. Hajart fordert, dass diese Unternehmen, die „ein Milliarden-Geschäft machen, oft eben auch auf Kosten der Gesundheit unserer Kinder“, für die Inhalte auf ihren Plattformen verantwortlich gemacht werden. Bei Verstößen sollten hohe Strafen drohen, um wirksame Kontrollmechanismen zu gewährleisten.
Herausforderungen für Eltern
Die ständige Verfügbarkeit von Smartphones, Online-Gaming und sozialen Medien stellt Eltern vor neue Herausforderungen. Fragen wie „Wie viel Bildschirmzeit ist gesund?“ oder „Welche Auswirkungen hat die ständige Handynutzung auf die Entwicklung?“ beschäftigen viele Eltern. Primar Priv.-Doz. Dr. Yazdi-Zorn erklärt, dass die Nutzung problematisch wird, „wenn Kinder und Jugendliche das Gerät nicht mehr freiwillig aus der Hand legen oder das Zusammenleben beeinträchtigt wird“. Ssoziale Medien sprechen gezielt das Belohnungs- und Beruhigungssystem an, was für junge Menschen einen noch größeren Anreiz darstellt. Dies kann dazu führen, dass Kinder und Jugendliche Smartphones nutzen, um innere Anspannung zu reduzieren – ein Mechanismus, der Suchtverhalten ähneln kann.
Eltern stehen vor der Aufgabe, einen Mittelweg zwischen Kontrolle und Begleitung zu finden. Für Kinder zwischen neun und zwölf Jahren sind klare Regeln und Verbote, wie etwa „kein Handy am Esstisch“, unerlässlich, da sie noch nicht in der Lage sind, sich selbst zu regulieren. Ab etwa 14 Jahren sollte der Fokus auf Begleitung liegen: „Miteinander sprechen, neugierig bleiben, sich dafür interessieren, was Jugendliche online sehen und erleben“, empfiehlt Yazdi-Zorn. Statt detektivischer Kontrolle sei ein offenes Gespräch über belastende Inhalte entscheidend.
„Die Einführung des ersten Smartphones sollte ebenfalls gut durchdacht sein. Es sollte nicht als Geschenk, sondern als Leihgerät mit klaren Regeln verstanden werden.“
Digital Detox und Medienkompetenz
Ein gesunder Umgang mit digitalen Medien erfordert regelmäßige Pausen. Der sogenannte „Digital Detox“ – bewusste Offline-Zeiten am Wochenende oder für einige Tage – hilft, die Flut an Informationen zu verarbeiten und Raum für Kreativität, Gespräche und Erholung zu schaffen. Yazdi-Zorn betont, dass Kinder in kürzester Zeit unzählige Inhalte konsumieren, die sie emotional überfordern können. Ohne Pausen fehle die Möglichkeit, diese Eindrücke zu verarbeiten.
Die Einführung des ersten Smartphones sollte ebenfalls gut durchdacht sein. Es sollte nicht als Geschenk, sondern als Leihgerät mit klaren Regeln verstanden werden. Apps zur Überwachung von Nutzungsdauer und Inhalten können hilfreich sein, sollten aber in einer wertschätzenden Haltung eingesetzt werden, um Konflikte zu vermeiden. Ziel ist es, das Smartphone in ein ausgewogenes Familienleben zu integrieren.
Elternbildung als Schlüssel
Der OÖ Familienbund will Eltern bei diesen Herausforderungen gezielt unterstützen. „Je mehr Mütter und Väter über die kindliche Entwicklung wissen und je besser sie ihre Kinder verstehen, desto einfacher gelingt es ihnen, sie in den verschiedenen Lebensphasen zu begleiten.“ Die Vortragsreihe „ErziehungsImpulse“, die seit 2004 besteht, bietet fundierte Elternbildung mit Expertenvorträgen und hat bereits über 20.000 Besucher erreicht, inklusive Livestream seit 2021. Mit rund 150 Vorträgen und Workshops jährlich, die von etwa 1.800 Personen besucht werden, leistet der OÖ Familienbund einen wichtigen Beitrag zur Unterstützung von Eltern.




























