Am 14. Juli präsentierte sich der FC Hertha Wels als neuer Bundesligist im Rahmen seiner Saisonpressekonferenz – mit dem mutigen Ziel, innerhalb von vier Jahren den Aufstieg von der zweiten in die erste Bundesliga anzupeilen. Bis dahin soll auch die Huber Arena, die derzeit nur über 500 überdachte Sitzplätze verfügt, erstligatauglich gemacht werden. Zeit wär’s für ein sportliches Ausrufezeichen der achtgrößten Stadt Österreichs. Dahin führt allerdings ein herausfordernder Weg.
„Im ersten Jahr wollen wir die Gewissheit haben, dass wir auch 2026/27 Teil der zweiten Bundesliga sind“, gibt Chefcoach Christian Heinle die Richtung nach dem Aufstieg vor. In der Premierensaison gehe es nur ums Lernen und ums Ankommen in der Liga, so Heinle. Es gelte, den Verein in allen Bereichen zu professionalisieren. Das fängt beim Kader an, der mittlerweile fast durchwegs auf Profibetrieb umgestellt wurde.
„Wir wollen Profifußballl in Wels etablieren, aber mit wirtschaftlicher Vernunft.“
Vorstandsvorsitzender Peter Huliak, der in führender Position bereits beim FC Blau-Weiß mitwirkte und dort wertvolle Erfahrungen sammelte, sagt: „Mit dem Aufstieg bestreiten wir in allen Bereichen neue Wege. Wir wollen diesen Weg mit starken Partnern aus der Region gehen – wie der Firma Felbermayr, EWW oder dem Unternehmer Manfred Zauner, die auch am Trikot präsent sind. Wir wollen Profifußballl in Wels etablieren, aber mit wirtschaftlicher Vernunft.“
„Der Stadt Wels verbunden“
Neu als Partner mit an Bord ist das erwähnte Welser Großunternehmen Felbermayr (Jahresumsatz ca. 700 Mio. Euro). Unternehmensboss Horst Felbermayr sagt: „Felbermayr und Fußball, das ist vielleicht keine gewohnte Symbiose. Aber wir machen das, weil wir an das Projekt glauben und uns der Ehrgeiz des Klubs gefällt. Es freut uns riesig, dabei sein zu dürfen – nicht zuletzt, weil wir uns auch der Stadt Wels stark verbunden fühlen.“
Im Fußball kein Unbekannter ist hingegen der Unternehmer Manfred Zauner, einst LASK-Mäzen und von den Linzern mittlerweile vergrämt worden: „Bürgermeister Rabl hat gesagt, das Ziel ist die Bundesliga in den nächsten vier Jahren, das gefällt uns. Wir sind in Wels schon länger mit dabei, weil Fußball und die Region einen hohen Stellenwert für uns haben.“

Fehlende Tribünen als Problem
Ein Problem stellt allerdings (noch) die Heimstätte dar, die 2015 eröffnete Huber Arena. Von den Trainingsbedingungen mit ihren vielen Nebenplätzen zwar ideal, fehlt es aber noch an Tribünen und einem bundesligatauglichen Ambiente. Aktuell stehen lediglich 500 überdachte Sitzplätze zur Verfügung – das ist selbst für die zweite Liga das unterste Limit. Auf den anderen drei Seiten des Spielfeldes gibt es keine Tribünen – geschweige denn Überdachungen.
Für den etwaigen Aufstieg in die Bundesliga braucht es aber eine Mindestkapazität von 5.000 Plätzen, ein Drittel davon muss überdacht sein. Mobile Tribünen, mit denen sich manche Klubs mit Ausnahmegenehmigungen immer wieder durchgeschwindelt haben, sind seit heuer nicht mehr gestattet.
„Bis zu 7.000 oder 8.000 Plätze sind bei einem Vollausbau möglich.“
Sehr wohl wurde bei der Errichtung des Geländes 2015 vorausschauender Weise bereits alle Fundamente vorgesehen, um in einem zweiten Schritt einen Ausbau vornehmen zu können. Vorstandsvorsitzender Peter Hukiak sagt: „Bis zu 7.000 oder 8.000 Plätze sind hier bei einem Vollausbau möglich.“
Beteiligung des Landes OÖ gefordert
Daran ist allerdings frühestens erst in vier Jahren zu denken, gibt Bürgermeister Andreas Rabl die Richtung vor: „Jetzt muss sich die Mannschaft mal ein oder zwei Jahre bewähren und man muss schauen, wie sich das Projekt entwickelt. Dann kann man den Ausbau angehen. Dazu braucht es allerdings entsprechende Vorlaufzeiten.“
„Starkes Ungleichgewicht in Richtung LASK“
Genaue Zahlen, wieviel der Ausbau kosten würde und in welcher Höhe sich das Land beteiligen soll, wollte Rabl nicht nennen. Er sagt aber: „Bei den Förderungen durch das Land gab es in den letzten Jahren ein starkes Ungleichgewicht in Richtung LASK.“ (Anm.: Das Land OÖ förderte den Bau des LASK-Stadions mit 30 Millionen Euro, für die Arena des FC Blau-Weiß Linz gab es lediglich drei Millionen vom Land). Diese Ungleichheit will Rabl bei den bevorstehenden Gesprächen (wohl mit Sport-Landesrat Achleitner) auch ansprechen.
„Sollten wir schneller als im Zeitraum von vier Jahren aufsteigen, haben wir ein Problem, denn dann müssten wir woanders spielen.“
Klar ist: Abspeisen soll und wird sich die mittlerweile sehr selbstbewusste Stadt Wels sicher nicht lassen. Und was, wenn Wels der Aufstieg gar früher gelingt? Rabl: „Dann haben wir ein Problem, denn dann müssten wir woanders spielen.“
Keine Berührungsängste mit Sponsorenfarben
Apropos Selbstbewusstsein: Selbiges legt man auch beim Dressen-Design an den Tag. Die „Wäsch'“ ist nicht etwa in den Vereinsfarben des Klubs gehalten, sondern wird von Blau und Gelb dominiert. Peter Huliak: „Die Farbe Blau symbolisiert die Partnerschaft mit EWW (Elektrizitätswerk Wels) und das Gelb steht für die Sponsoren Felbermayr und Raiffeisen.“ Beim LASK werden da jetzt einige Fans wohl aufheulen, dort führt man ja seit Jahren einen enervierenden Kampf gegen allzu viele Sponsorenfarben auf den Trikots…

Zwei Millionen Euro Budget
Beim Budget liegt man bei zwei Millionen Euro – durchaus ansehnlich für einen Aufsteiger. Will man ganz vorne mitmischen, braucht es allerdings wohl mindestens das Doppelte. Das lässt sich in den kommenden Jahren aber sicherlich hinbekommen, denn der Raum Wels gilt neben Linz als der wirtschaftlich Potenteste in Oberösterreich. Und dass der Klub nicht abhebt oder alles im absoluten Chaos endet (Union Wels lässt grüßen), ist durch die bodenständige Wirken von Rabl, Huliak, aber auch Cheftrainer Christian Heinle garantiert.
Kommentar
Na endlich! Die achtgrößte Stadt Österreichs ist wieder auf der heimischen Fußball-Landkarte mit freiem Auge erkennbar. Sehr sympathisch und auch sehr professionell präsentierte sich der FC Hertha Wels bei seiner Saisonspressekonferenz, bei der auch der gesamte Kader des Neo-Bundesligisten andächtig mitlauschte. Da könnte was Großes entstehen, wenn man nicht vergisst, die mindestens genauso wichtigen Hausaufgaben in Form des Stadionausbaus zeitgerecht anzugehen. Es heißt ja nicht umsonst: Der Weise investiert nicht nur in Beine, sondern auch in Steine….
Vier Jahre Bauzeit für den Ausbau der (bestenfalls halbfertigen) Huber-Arena sind viel zu lange. Denn wie man in Linz gesehen hat, kommen die Fans auch – oder besser gesagt vor allem, wenn neben dem sportlichen Erfolg auch das Umfeld und das Stadionerlebnis passen. Der LASK hat seine Zuschauerzahlen in seiner neuen Arena fast verdreifacht, die Blau-Weißen steigerten sich gar von 1.000 auf über 5.000 (!) Zuschauer pro Heimspiel. Mehr Beweise braucht es nicht.
Der (betont bodenständige und vernünftige) Bürgermeister Andreas Rabl meinte bei der Pressekonferenz, jetzt müsse man erst mal ein bis zwei Jahre schauen, wie sich die ganze Sache entwickelt. Das könnte nach hinten losgehen, denn: Wie schnell es in der zweiten Liga nach oben gehen kann, haben die vergangenen Jahre gezeigt. Auch die Konkurrenz um die Top-Plätze ist relativ überschaubar.
Eine ordentliche Heimstätte baut man zudem nicht für den schnellen Erfolg, sondern für die nächsten 40 oder 50 Jahre. Wels, da geht was – darum in Sachen Stadion nicht warten, sondern starten und mit dem nötigen Selbstbewusstein beim Land OÖ vorstellig werden. Es kann ja nicht sein, dass bei dem einen (LASK) das Steuergeld in zweistelliger Millionenhöhe fließt, Wels aber um Almosen betteln und Jahre warten muss…




























