Urfahraner Jahrmarkt im Anflug – und hier gibt’s bereits im Vorfeld Good News: Der Preis für die Halbe Bier (6,60) steigt heuer trotz hoher Inflation nicht. Auch die anderen Preise im Festzelt bleiben stabil.
6,60 Euro kostet die Halbe Bier heuer – und damit gleich viel wie im Frühjahr (damals gab es eine Erhöhung um 20 Cent). Und das, obwohl die Inflation einen weit höheren Bierpreis rechtfertigen würde. Rechnet man den 2023er-Bierpreis (6,40) auf die offizielle Inflation der letzten zwei Jahre um, müsste dieser heuer bereits bei 7,34 Euro liegen (Quelle: Finanz.at).
Und: Die Maß Bier kommt am Jahrmarkt auf 13,80 – im Vergleich zum Münchner Oktoberfest ist der Liter-Humpen damit um satte zwei Euro günstiger.
Die Bratwürstl mit Sauerkraut bleiben mit 7,80 Euro ebenfalls stabil, das Hendl mit Beilage kommt wie bisher auf 17,90. Der große Spritzer (0,5l) kostet 7,20 Euro, für die Halbe Limo sind 5,90 fällig. Der Vorfreude auf den größten Jahrmarkt Österreichs ist enorm – heuer ist mit dem Nightfly“ eine weitere Fahrgeschäft-Neuheit dabei. „Österreichs modernstes Loopingkarussell“, das sich kopfüber in alle möglichen (und unmögliche) dreht, ist erstmals in Linz am Start!
Urfahraner Jahrmarkt: ältester und traditionsreichster Jahrmarkt Österreichs
Das Welser Volksfest gibt es seit 1878, jenes in Ried seit 1867. Der erste Urfahraner Jahrmarkt stieg erstmals aber bereits im Mai 1817. Nach hartknäckigen Bitten der Gemeindevertretung bestätigte Kaiser Franz I. am 20. März 1817 der damals noch eigenständigen Gemeinde Urfahr das Privileg, zweimal im Jahr einen zwei Tage dauernden Jahrmarkt abzuhalten. Mittlerweile dauert das Fest neun Tage, hat aber nichts an seiner Attraktivität eingebüßt.
Und so mancher trug seinen ersten Rausch vom nördlichen Donauufer mit nach Hause. Apropos Rausch: Erst 87 Jahre nach seiner Erstauflage – 1905 – wurde ein „Ansuchen um Aufstellung einer Bierhütte“ gestellt, 1911 war es dann so weit und das erste Bier floss am Urfix aus den Fässern.
Exotische Darbietungen
Viele Jahre lang bot der Jahrmarkt auch „Weltsensationen“, es war die große Zeit der Schausteller: Vom Kalb mit drei Mäulern, einem Flohzirkus, der Bärenjungfrau, der Dame ohne Unterleib, Goldmenschen, Stabeisenbiegern, Astralweibern oder der „Dicken Mitzi, der Königin aller Kolossaldamen“ gab es bis in die 80er-Jahre des vorigen Jahrhunderts so manche Kuriosität zu bestaunen, die heute wohl undenkbar wäre.

„Kolossaldame Mitzi“
Maria Skvrne kam als normal schweres Kind zur Welt, erst mit elf Jahren wurde sie mehr und mehr zur „Dicken Mitzi“. Ihre ‚schwerste Zeit‘ hatte Mitzi mit 21 Jahren, als sie 265 Kilogramm wog. Damals trat die dicke Mitzi in Zirkussen und auf Jahrmärkten auf. Eines ihrer bekanntesten Kunststücke bestand darin, dass sie gleichzeitig mit vier dicken Männern in die Arena trat, die sie je zwei und zwei mit ihren muskulösen Armen hochstemmte und unter dem Jubel des Publikums umhertrug.
Beim Weltmeister im “Lebendig begraben”-sein
1940 gastierte “Schäfers Märchenstadt Liliput”, eine aus 50 kleinwüchisgen Menschen betehende Truppe am Jahrmarkt, und “Bimbo, der längste Mann Europas“, war in den 1980er-Jahren zu bestaunen.
Eine Besonderheit für sich waren die Buden mit Jugendverbot. Darin konnte man sich zum Beispiel das “Astralweib mit dem durchsichtig crystallisierten Körper” ansehen, bei der allerdings lediglich die Kleidung durchsichtig war… bis in die 1970er-Jahre gab es Striptease-Buden, die vor allem die halbstarken Linzer anzog. In einem anderen Zelt konnte man durch ein kleines Fenster einen Blick auf “Ben Amalfo” werfen – einem Fakir, der den Weltmeistertitel in der Disziplin “Lebendig begraben” trug.

Zu wenig Bretter für Schaubuden
Auf seinem heutigen Platz ist der Urfahrner Jahrmarkt übrigens erst seit dem Jahr 1902, zuvor (ab 1861) residierte er Rudolfplatz (heute Bernaschekplatz) – und wiederum davor am Alten Marktplatz (nicht mehr erhalten) an der Ottensheimer Straße in Alturfahr.
In den Kriegsjahren um 1916 stand der Markt sogar vor dem Aus: Der damalige Urfahraner Bürgermeister Hinsenkamp konnte nicht genügend Bretter für die Markthütten zur Verfügung stellen, zudem nahm die Prostitution („Dirnenwesen“) in den bereits damals schon sehr sündigen Zeiten überhand – inklusive entsprechender Beschwerden.
Erst im Jahre 1926 schlug das Jahrmarktkomitee übrigens vor, den „Jahrmarkt“ in einen „Jahrmarkt mit Dult“ umzuwandeln. Seit diesem Zeitpunkt wurde der Jahrmarkt immer in Verbindung mit einem Vergnügungspark abgehalten. Das Feuerwerk gibt’s seit 1955, aber angesichts der Klimadiskussion wohl nicht mehr allzulange…





























