Die besorgniserregenden Leerstände in der Innenstadt lassen sich trotz kürzlich veröffentlichtem, vermeintlich positivem „City Retail Health Check“ mit einer angeblichen Leerstandquote von nur 3 Prozent in den Top-Lagen nicht leugnen – zumindest nicht von jenen, die mit offenen Augen über die Landstraße gehen. Einer der Gründe könnte auch die realitätsferne Gier mancher Hausbesitzer sein, die sich astronomische Mieten wie zu den besten Zeiten der Landstraße wünschen. Ein paar Beispiele.
- Seit sechs Jahren leer stehen etwa die Räumlichkeiten des ehemaligen Elektrohändlers Gross auf der Landstraße zwischen JOSEF und Martin Luther-Platz leer. Für die 538 Quadratmeter Verkaufsfläche wird eine Gesamtmiete von 24.105.- Euro gefordert – plus drei Monatsmieten Provision für den Makler. Trotz des Leerstandes seit 2019 wird das Objekt immer noch als „AAA-Lage“ zu einem völlig unrealistischen Preis angeboten.
- Objekt Landstraße 83 (Höhe Schillerpark): Das ebenfalls bereits geraume Zeit leerstehende Geschäftslokal mit 400 Quadratmetern Verkaufsfläche ist für 10.920 Euro Monatsmiete zu haben – plus zwei Monatsmieten Provision plus 27.000 Euro Kaution. Die wenig attraktive Lage auf der südlichen Landstraße beim Schillerpark dürfte mit der Höhe der Miete allerdings nicht ganz korrespondieren.
- Ebenfalls auf der darbenden südlichen Landstraße befindet sich die Hausnummer 89 mit einer Verkaufsfläche von über 800 Quadratmetern und einem eigentümerseitigen Miethöhenwunsch von 13.290 Euro plus mehr als 73.000 Euro Kaution und Provision.
- Selbe Problematik bei der benachbarten Ladenfläche im Eckhaus Landstraße 91/Schillerstraße (ehemalige Tchibo-Filiale): 270 Quadratmeter gibt’s dort für 10.290.- Euro (plus drei Monatsmieten Provision plus 30.000 Euro Kaution).
- Knackige 18.481 Euro Miete sind für den wenig einladenden Standort des vor einigen Monaten geschlossenen Penny-Markts auf der Blumau/Volksgarten zu berappen. Die 847 Quadratmeter große Fläche in einer Seitengasse zur Landstraße direkt neben dem Musiktheater wirkt allerdings wie das gesamte Umfeld heruntergekommen und wird wohl ebenfalls noch geraume Zeit leer stehen – ganz besonders bei dieser Miethöhe. Zusätzlich bei Vertragsabschluss fällig: 55.000 Euro Kaution und drei Monatsmieten Provision – somit etwa weitere 100.000 Euro extra.
Auch mittlerweile eine verlässliche Größe: der Leerstand bzw. die Mieterwechsel in Einkaufszentren wie Passage, Linzerie (das dortige als Gastrozone geplante Obergeschoß gilt als unvermittelbar) oder Lentia. Auch dort hat das Ringen um eine Vollauslastung bereits eingesetzt, einige Mieter kämpfen dem Vernehmen nach speziell im Lentia mit den teils horrend hohen Mietvorgaben.
Kommentar
Die Aussage im persönlichen Gespräch mit einem Landstraßen-Hauseigentümer ist zwar schon mehrere Monate alt, gilt aber wohl mehr denn je: „Wenn ich jetzt mit der Miete runtergehe, krieg ich die nie mehr auf die alte Höhe rauf, da lass ich die Fläche lieber noch ein paar Monate leer stehen.“. Da kann man nur sagen: Gier frisst Gehirn, denn ein oft jahrelanger Leerstand reißt das gesamte Umfeld mit, der komplette Standort verliert an Attraktivität. Das Problem: Viele Vermieter besitzen oft mehrere Immobilien und schwimmen im Geld, sie brauchen die Mieteinnahmen nicht sofort und können daher „zocken“..
„Die klassische Einkaufsstraße ist ein Auslaufmodell, das es übrigens erst seit etwas mehr als 100 Jahren gibt. Eine lebendige Innenstadt bedeutet nicht zwingend eine große Anzahl an Geschäften.“
Es ist schwierig für die Stadt, hier eine Handhabe zu finden und einen entsprechenden Druck auf die Vermieter auszuüben. Was die Stadtverantwortlichen allerdings tun können, ja müssen: Offensiv und aktiv über eine mögliche Neunutzung dieser Gewerbeflächen in anderer Form nachzudenken. Denn klar ist: Die klassische Einkaufsstraße der letzten 30, 40, 50 Jahre ist ein Auslaufmodell, das es übrigens erst seit etwas mehr als 100 Jahren gibt. Eine lebendige Innenstadt bedeutet nicht zwingend eine große Anzahl an Geschäften. Angst vor einem Aussterben der Citys ist also unbegründet, soferne der Mut und der Willen zur Veränderung da sind… wh




























