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Pfenningberg in Gefahr? Nächstes Projekt gefährdet zweitgrößtes Waldgebiet im Zentralraum

Projektidee: Riesige Tunnel als Heißwasserspeicher könnten in den Berg gesprengt werden

9. Oktober 2025
in Freizeit, Klima
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Während andere Linzer Hausberge immer stärker mit Investoren-Bauprojekten zugebaut werden, blieb der Pfenningberg davon bislang großteils verschont. Immer mehr von der Zivilisation beansprucht wird das zweitgrößte zusammenhängende Waldgebiet rund um Linz aber dennoch: Nach einem Bogenpark, mehreren MTB-Downhillstrecken und einem Waldfriedhof gab es auch Pläne für riesiges Kraftwerks-Projekt samt Speichersee zwischen den beiden Gipfeln des Pfenningbergs. Jetzt gibt es die Idee, den Berg auszuhöhlen und als Heißwasserspeicher zu nutzen, berichtet der ORF.

Unglaubliche Mischwälder, viele kleine Pfade und versteckte Kraftplätze – das ist der Pfenningberg im Linzer Osten. Im März 2019 unterzeichneten der Waldbesitzer Graf Nikolas Salm und Steyreggs Bürgermeister einen Nutzungsvertrag für mehrere MTB-Strecken durch den Pfenningberger Wald.

Im November 2021 folgt schließlich die Eröffnung der Downhillstrecke „Hornissentrail“, der Track wird laut dem Verein MTB Linz von 150 Downhillern täglich genutzt, die durch den Wald abwärts brettern. Da viele der immer zahlreicher auftretenden Sportler nicht ortskundig sind, wurden nun mitten im Wald Info-Schilder aufgestellt, die nur bedingt ins „Ortsbild“ passen, auch weitere Downhill-Strecken durch den zuvor weitgehend naturbelassenen Mischwald folgten.

Nach Downhillstrecken wurden auch massive Infotafel für Mountainbiker vom Verein „MTB Linz“ im Pfenningberger Wald aufgestellt. (Bild: Redaktion)

Bogensportpark, Reiterwege, Friedhofswald
Auch einer der größten Bognesport-Parcours Österreichs wurde vor einigen Jahren auf mehreren Hektar des Waldes angelegt. Der Begehrlichkeiten, den Wald zu barer Münze machen, gibt es aber noch mehrere: In einem Gespräch 2019 sagte Grundeigner Niklas Salm-Reifferschscheidt, dass auch Reiterwege und ein “Friedhofswald” geplant seien, in dem naturgerechte Urnenbestattungen möglich sein sollen. Letzterer wurde mittlerweile ebenfalls umgesetzt.

Im Mühlviertel gibt es bereits 14 Bogensport-Parcours – u.a. in Kirchschlag und am Pfenningberg (Bild: Redaktion).

Donausteig-Rastplatz als Treff für PS-starke Müllsünder
Ein weitere „Zivilisations-Hotspot“ am Pfenningberg ist der Donausteig-Rastplatz auf der großen, zur Stadt gewandten, almartigen Wiese. Der Ort wurde in den letzten Jahren immer stärker zum Treff von PS-Freaks, die sich dort trafen, um ihre zuvor gekauften „Schachtelwirt“-Menüs zu verzehren. Das Ergebnis: ein Müllchaos und jede Menge Reifenspuren auf den Kuhweiden. Der Grundstückspächter – ein Bauer – hat mittlerweile  Tabula rasa gemacht – mit Begrenzungstangen und einem zum Holzlagerplatz umfunktionierten Parkplatz. Die durchwegs jugendlichen PS-Freunde kommen trotzdem weiter, perfiderweise, um die Natur und die sensationelle Aussicht auf die Stadt meist im Auto sitzend zu genießen….

Mystischer Kraftplatz: die große Eiche am dritten, im Mischwald versteckten Pfenningberggipfel. (Bild: Redaktion)

Wasserhaushalt des Pfenningsbergs durch Ostumfahrungstunnel in Gefahr?
Eine weitere Gefährdung der Naturoase Pfenningberg droht durch die geplante Ostumfahrung – der Wasserhaushalt des Bergs wäre durch den Bau eines fünf Kilometer langen Tunnels möglicherweise gefährdet. Auch die anschließende Donau-Au würde auf etwa 100 Meter Breite durchschnitten werden. Die Initiative „Kein Transit in Linz“ befürchtet wegen der geologischen Situation, dass der Tunnel unter dem Pfenningberg Wälder, Wiesen und Felder vertrocknen lasse.

Pläne für ein Speicherkraftwerk-Projekt
Ein Speicherkraftwerk samt acht Hektar großem Speichersee am Pfenningberg? Klingt utopisch, war vor 15 Jahren geplant und ist scheinbar nicht vom Tisch. 2010 tauchte das Projekt erstmals auf, der geplante Speichersee sollte zwischen den beiden Pfenningberg-Gipfeln entstehen und mit Donauwasser gespeist werden.

Das Projekt eines Speicherkraftwerks am Pfennigberg könnte jetzt wieder aktuell werden. (Karte: openstreetmap.org)

Über 300 Millionen Euro Investitionskosten
Da sich mittlerweile die Situation am Strommarkt – Stichwort Alternative Energiequellen und Versorgungssicherheit – geändert hat, ist auch das Pfenningberg-Projekt möglicherweise wieder für Investoren attraktiv. “Im Falle eines Blackouts könnte das Speicherkraftwerk am Pfenningberg ganz Linz vier Tage lang mit Strom versorgen”, sagte Niklas Salm-Reifferschscheidt noch 2019. Dem Schlossherrn der Burg Steyregg gehören große Flächen am Pfenningberg – auch das Gebiet, wo der See entstehen soll. Geplant war der trichterförmige See in der Senke zwischen Hauptgipfel und 3-Buchen-Kreuz, der mit einer 1.940m langen Druckrohrleitung mit der Donau verbunden wäre. Die Kosten wären freilich enorm: Geschätzt werden um die 300 bis 400 Millionen Euro. Das Projekt ruht, ist aber wohl nicht ganz vom Tisch.

Kraftplatz: die Opferschale am Gipfelfelsen des Pfenningbergs. (Bild: Redaktion)

Jetzt gibt es weitere Idee, über die der ORF berichtet. Die Idee: Tunnel in den Berg zu graben und dann bis zu 140 Grad heißes Wasser hineinzupumpen. „Man kann es sich vorstellen, wie eine riesengroße Thermoskanne“, sagt die Leiterin des Forschungsprojekts, Melanie Hörtler von der LINZ AG, im ORF-Bericht.

Das Wasser könnte laut ORF im Sommer, wenn Wärme im Überfluss vorhanden ist, erhitzt werden. Im Winter könnte es dann aus dem Speicher im Untergrund über Fernwärmeleitungen in die Stadt gepumpt zu werden, um Gebäude zu heizen. Die Natur bliebe „unberührt“, weil die Wärmespeicherung zur Gänze unterirdisch passieren würde. Das klingt absurd, ist der Pfenningberg doch ein wichtiger Wasserspeicher, die in den Berg zu sprengenden Kavernen müssten „mit Stahl oder Kunststoff“ komplett abgedichtet werden, eine Durchlässigkeit für das Oberflächenwasser wäre nicht mehr gegeben…

Kommentar
Der Pfenningberg ist neben dem Kürnbergerwald das größte zusammenhängende Waldgebiet im Linzer Becken – mit unglaublichen Mischwaldbeständen. Das Gebiet gilt u.a. als eines der letzten Hirschkäfer-Refugien im  dicht besiedelten Zentralraum. Warum kann man sich nicht darauf verständigen, den Pfenningberg genau so zu lassen, wie es ist? Genau dann hat er nämlich den größten Erholungswert und Nutzen für Mensch und Tier. Unserer Eventgesellschaft reicht ein „langweiliger“ Wald offensichtlicher nicht mehr, es braucht zusätzliche Action, Kick, Infrastruktur und Projekte alle Art.

In Steyregg erzählt man sich hinter vorgehaltener Hand, dass der Grundeigentümer Salm-Reifferscheidt ’seinen‘ Wald vermarkten und damit mehr Einkünfte als nur durch die Holzwirtschaft erzielen will. Da dass mit Bauprojekten wegen der fehlenden Widmungen nicht ginge, sollen diverse andere, vermeintlich „grüne“ und „wichtige“ Energieprojekte durchgezogen werden. Die Umwelt schützen, indem man die Natur zerstört, funktioniert aber nicht. Es braucht unbedingt ein Commitment, den Pfenningberg als Naturparadies zu erhalten und zu bewahren.

 

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