Seit 25 Jahren segnet er am Welttierschutztag Tiere aller Art, betreibt die Linzer Tiertafel und teilt sich seinen Haushalt mit zwei Hunden und mehreren Katzen: „Tierpapst“ Franz Zeiger. Im tierischen LINZA-Talk verrät der Geistliche, was es mit dieser ganz besonderen Aktion auf sich hat
Franz Zeiger, vor 25 Jahren haben sie in Linz das erste Mal eine Tiersegnung im großen Stile durchgeführt. Wie kam’s dazu?
Zuerst einmal danke ich Gott, dass er mir die Liebe zu den Tieren als großes Geschenk mit ins Leben gegeben hat. Dadurch erklärt sich auch, dass ich bereits während meines Theologiestudiums und meiner Ausbildung zum Priester bestrebt war zu versuchen, den Tieren auch in der Kirche den Stellenwert zu geben, der ihnen nach Gottes Schöpfungsplan zusteht. Es gab zwar schon damals im Benedictionale, dem Segensbuch der Kirche, bereits ein Formular für eine Tiersegnung. Diese ist aber gedacht für die sogenannten „Nutz- und Stalltiere“ auf den Bauernhöfen und weit von dem entfernt, was sich mittlerweile als Tiersegnung etabliert hat. Unmittelbar nach der Priesterweihe habe ich dann sozusagen im Vorfeld ab 1997 in meiner Kaplanszeit in Linz – St. Michael die Idee zur Tiersegnung, wie wir sie heute kennen, zu verwirklichen begonnen. Mutmacherin dazu und erste Mitstreiterin war schon damals die jetzige Leiterin der TierTafel Waltraud Schober.
„Sündigen bedeutet, dass man wider besseres Wissen Böses tut und sich damit von Gott entfernt. Das tun Tiere nicht.“
Wieviele Tiere haben Sie seit damals gesegnet?
Das weiß Gott allein. Es sind sicher tausende. Da sind die auf den aus aller Welt eingeschickten Fotos noch gar nicht mitgezählt.
Das kleinste und das größte Tier das Sie mit Ihrem Aspergillum bislang beglückten?
Das größte Tier war fraglos die Elefantendame Bimbi im Tiergarten Walding. Das kleinste – das könnte ich jetzt gar nicht sagen. Aber Gott weiß es eh, darum brauch ich mir darüber nicht den Kopf zerbrechen.

Was unterscheidet ein gesegnetes Tier von einem „gottlosen“ Vierbeiner?
Jedes Tier steht unter Gottes Schutz und Segen und wird von ihm unendlich geliebt. Das bringen wir in der Tiersegnung nur noch einmal deutlich zum Ausdruck.
Folgerichtig wären dann auch Tiertaufen, kirchliche Tierbegräbnisse oder gar Hundehochzeiten denkbar. Gab es schon diesbezügliche Anfragen – und würden Sie sowas tun?
Tierbegräbnisse hab ich in der Tat schon gemacht. Es geht dabei ja auch darum, den hinterbliebenen Menschen in ihrer Trauer beizustehen und ihnen Trost und Hoffnung zu geben.
Taufen und Hochzeiten sind Sakramente. Diese sollen uns an gewissen entscheidenden Lebensstationen und besonderen Situationen stärken, im Glauben festigen und wieder besonders mit Gott verbinden. Tiere brauchen keine Sakramente, weil sie ohnehin ganz in der Gnade Gottes sind – sie folgen ihrem von Gott gegebenen Instinkt bedingungslos, daher können sie auch nicht sündigen. Sündigen bedeutet, dass man wider besseres Wissen Böses tut und sich damit von Gott entfernt. Das tun Tiere nicht.
Wir hätscheln, streicheln, liebkosen unsere Tiere. Gleichzeitig gibt es täglich ein tausendfaches Sterben in den Schlachthäusern, wo jede Empathie fehlt und wir essen viel zu viel Fleisch. Wie passt das zusammen?
Gar nicht! Freilich ist klar: Es ist kein Verbrechen, Fleisch zu essen. Auch Tiere essen Tiere. Wir sind halt noch nicht im Paradies. Aber wenn schon Fleisch, dann sollte man darauf achten, dass es aus artgerechter Tierhaltung aus der näheren Umgebung kommt. Denn ein absolutes No-Go ist das Elend der Tiere in LKWs, die quer durch die Welt gekarrt werden, nur damit der Fleischpreis niedrig ist und wir dann von der 10er-Packung Käsekrainer sowieso die Hälfte wegschmeißen können.
„Gott liebt alle seine Geschöpfe. Und Gottes Liebe macht doch keine Unterschiede.“
Massentierhaltung unter katastrophalen Bedingungen, qualvolle Tiertransporte, Menschen, die sich vor dem Urlaub des lästig gewordenen Haustieres einfach auf der Autobahnraststätte entledigen … All dies sind leider immer noch Tatsachen. Was treibt uns Menschen zu solchen Taten wehrlosen Geschöpfen gegenüber? Egoismus, Gier, bloße Gedanken- oder Gefühllosigkeit?
Wer den Schöpfer liebt, wird niemals lieblos mit seinen Geschöpfen umgehen!
Ich als engagierter Hundebesitzer höre oft, „Es ist ja nur ein Tier“. Hören Sie das auch öfters, wenn’s um Ihre Tiersegnungen geht?
Ja natürlich höre ich das auch manchmal. Hier fehlt es ganz einfach an Empathie. Mehr will ich dazu hier gar nicht sagen.
Macht der Herrgott Unterschiede zwischen Tieren und der „Krone der Schöpfung“?
A geh, woher denn! Gott liebt alle seine Geschöpfe. Und Gottes Liebe macht doch keine Unterschiede.
Hunde leben im Schnitt nur um die 12 Jahre, Katzen um die 18, Menschen fast 80. Ist das nicht ungerecht vom Herrgott?
Ja, das stimmt, wir Menschen müssen länger hier aushalten und uns in der Liebe bewähren. Aber nach meinem Dafürhalten ist das ist alles andere als ungerecht.
„Tierische Ungustln sind mir bisher noch nicht begegnet.“
Speziell Hundebesitzer sagen oft, Tiere hätten eine „reine Seele“ und wären die „besseren Menschen“. Können Sie dem etwas abgewinnen?
Tiere sind Tiere und Menschen sind Menschen. Alle sind wir auf unsere eigene Weise einmalig und liebenswert. Freilich gibt es mitunter auch unangenehme Zeitgenossen, sogenannte „Ungustln“. Tierische Ungustln sind mir bisher allerdings noch nicht begegnet.
Eine Aussage von Ihnen lautet: Alle Tiere kommen in den Himmel. Gilt das auch für Gelsen, Zecken und Bremsen?
Die Frage klingt natürlich erst mal lustig. Ist sie auch. Ich möchte ja auch nicht im Himmel (sofern Gott mich dort hineinlässt) von antiklerikalen Gelsen gestochen und blutgierigen Zecken gebissen werden. Aber im Ernst: wir dürfen darauf vertrauen, dass jedes Lebewesen, auch das kleinste und unscheinbarste, selbst das für uns lästige oder gefährliche, einen tiefen Sinn in Gottes Schöpfung hat, auch wenn wir diesen (noch) nicht erkennen.
Aktuell ist immer wieder von Hundebissen in den Medien zu lesen. Gibt es auch „böse“ Vierbeiner
Niemand ist von Natur aus böse. Man wird dazu gemacht – von wem oder von welchen Umständen auch immer.
„Hunde können uns aus der Einsamkeit herausholen und den Mut geben, voll Hoffnung in einen neuen Lebensabschnitt zu gehen.“
Welche Rolle spielen Haustiere in einer immer egoistischeren, aber auch einsameren Gesellschaft?
Haustiere sind erstklassige Therapeuten in allen Lebenslagen.
Können Hunde – speziell im Alter – einen fehlenden Partner ersetzen?
Ersetzen sicher nicht. Jedes Geschöpf, ob Mensch und Tier, ist einmalig und kann nicht einfach ersetzt werden. Aber natürlich können uns Hunde aus der Einsamkeit herausholen und den Mut geben, voll Hoffnung in einen neuen Lebensabschnitt zu gehen.
Sie wollen ja in nicht allzu ferner Zeit in den Ruhestand wechseln. Ist es dann vorbei mit der Tiersegnung?
Naja, gar so bald wird’s mit dem Ruhestand eh nix werden. Ein bisserl mach ich schon noch weiter – so lange es gesundheitlich halt geht. Und wenn ich dann in Zukunft wirklich im Ruhestand bin, dann hab ich extrem viel Zeit – speziell auch für Tiersegnungen wo immer man mich dazu einlädt.
Am 5. Oktober steigt die 25. Tiersegnung – und somit ein rundes Jubiläum. Was tut sich alles?
Ein Vierteljahrhundert ist natürlich ein ganz besonderes Jubiläum und das werden wir auch gebührend feiern. Die TierTafel begeht ja auch ihren 15. Geburtstag. Ich denke, dass diesmal ganz besonders viele Tiere mit ihren Menschen kommen werden. Und nach der Messe geht’s dann ja munter weiter mit einem fröhlichen Fest für Mensch und Tier. Die TierTafel bietet in einem Second-Hand-Shop eine bunte Palette an gut erhaltenem und frisch aufpoliertem Tierzubehör zum kleinen Preis an und natürlich wird auch kulinarisch Köstlichstes geboten – selbstverständlich vegetarisch.





























