Schluss, aus vorbei: In wenigen Tagen – am 30. Juni 2017 – schließt mit dem “Warmen Hans” am Linzer Hauptplatz das Epizentrum der Linzer Würstlstandkultur. Registrierkassenpflicht und immer weniger Altstadtfrequenz sind die Beweggründe für das endgültige Aus. Nachfolger gibt es keinen, weil der Grundeigentümer BIG (Bundesimmobiliengesellschaft) eine Weitergabe des Mietvertrages nicht duldet und hier kein Standl mehr will, berichtet Betreiberin Rita Lehner. Aber vielleicht lebt der “Warme Hans” an einem anderen Standort weiter: Name und Logo stehen zum Verkauf.
Der Warme Hans-Würstlstand der Familie Bamminger vor dem Finanzgebäude West ist Kult. Mama Katharina hat damals mit dem Imbiss begonnen, Papa Hans hat den Stand zur Legende gemacht, dann übernahm der im Vorjahr verstorbene Hans Junior die Geschicke, seit über zehn Jahren führte dessen Gattin Rita Lehner den Betrieb.
Die Gründe, dass jetzt – nach 45 Jahren – endgültig Schluss ist, seien vielfältig, so Rita Lehner. Einerseits ist es die Registrierkassenpflicht, die den kleinen Betrieb mit 2.300 Euro belastete – plus jährliche Software-Updates. Lehner klagt auch über fehlende Unterstützung durch die Wirtschaftskammer: “Wieder ein paar Arbeitsplätze weniger, aber dort kümmert das sowieso niemanden.”
Es haben sich aber auch die Essgewohnheiten geändert: Die jungen Nachtschwärmer greifen lieber zu Pizza und Kebab, die man die ganze Nacht an fast jeder Hausecke bekommt. In einem 400-Meter-Radius zum Warmen Hans gibt es mittlerweile sieben Kebab-Buden.
Sinkende Altstadt-Frequenz
Zudem ist es ruhig geworden in der Altstadt: Vor allem Frauen und Polterei-Gruppen machen einen großen Bogen um die einstige Ausgehmeile, weil hier mittlerweile so viel passiert. Die ewige Baustelle beim Finanzgebäude tat das Seine: Der direkte Zugang von der Altstadt über die Badgasse war nur mehr erschwert und zeitweise gar nicht möglich. “Die Altstadt wurde ausgehungert, hier wird viel zu wenig getan”, sagt Rita Lehner. Auch viele Altstadtlokale würden ums Überleben kämpfen.
Pusztalaibchen als Renner
Der Name “Warmer Hans” stammt übrigens vom warmen Leberkäs’: “Wir waren die ersten, die den Leberkäse seinerzeit nach Linz gebracht haben. Angefangen hat es mit einem fahrbaren Stand im Finanzgebäude Ost – also direkt gegenüber. Das war eigentlich besser, da waren wir nicht so versteckt”, erzählt der im Vorjahr verstorbene Hans Bamminger Junior in einem Interview aus dem Jahr 2011, Den großen Durchbruch schaffte der Warme Hans 1976 mit der Erfindung des legendären “Pusztalaibchens”. Rita Lehner produziert diese selbst und nach eigenem Rezept. Das Geheimnis: eine spezielle Gewürzmischung und 100% Rindfleisch.
Stermann und Grissemann als Stammgäste
Beim Warmen Hans gaben sich Promis die Klinke – äh, die Käsekrainer in die Hand: Stermann und Grissemann waren bei ihren Linz-Auftritten Stammgäste. Altbürgermeister Franz Hillinger war ebenfalls häufig hier. Leider hatte sein Nachfolger Franz Dobusch kein Herz für den Warmen Hans und die andern Würstlstandln in Linz. Viele mussten auf Geheiß von oben schließen, auch den Warmen Hans wollte das Rathaus weghaben, was aber nicht gelang.
Karikaturist Gerhard Haderer war bzw. ist ebenfalls ein großer Fan des Warmen Hans. Er hat auch hier die Pressekonferenz für die Präsentation seiner Moff-Hefte einberufen. Zudem hat er den Stand in einer Karikatur verewigt. Bezeichnendes Motiv: Bischof Kurt Krenn und Papst Johannes Paul der Zweite nehmen beim Warmen Hans ihr letztes Abendmahl ein.
Am 30. Juni ist endgültig Schluss mit dem Warmen Hans, daran führt kein Weg mehr vorbei. Schade um 45 Jahre Würstlstandkultur, die mehr und mehr aus unserem Stadtbild verschwindet und durch Pizza, Kebab und Burger ersetzt wird. Gefällt uns nicht…
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