Bis 2025 will sich Linz um den Titel „Klimahauptstadt Europas“ bewerben. Bislang steht dafür jedoch wenig bis gar nichts auf der Haben-Seite. Die bisherigen Maßnahmen reichen nicht mal zum billigen Greenwashing.
„Als gemeinsames Ziel wurde vereinbart, dass sich Linz bis zum Jahr 2025 um den Titel ‚Klimahauptstadt Europas‘ bewirbt. Um dieses Ziel zu erreichen, wurde der Fahrplan von Linz mit einer umfassenden Klimastrategie festgelegt. Der 19 Punkte umfassende Maßnahmenkatalog soll mit 2020 schrittweise umgesetzt werden“ , sagte Bürgermeister Klaus Luger Anfang des Jahres. Zudem wurden eine Klimastabstelle, ein Stadtklimatologe und ein Klimabeirat bestellt.
Ein wortgewaltiger Start, allerdings ohne Folgen. Im Gegenteil: In Linz wird weitergebaut, umgewidmet und jede Menge heiße Luft erzeugt. Die Fassadenbegrünung des Neuen Rathauses, Elektroautos als Dienstfahrzeuge oder der Ausbau der Fernwärme waren einige der bemühten, aber weder innovativen noch wirksamen Maßnahmen, die die angehende Klimahauptstadt umsetzen will. Bereits in den Monaten zuvor überboten sich die Stadtparteien mit Ideen, Linz Klimahauptstadt-fit zu machen. Baumpflanzungsoffensiven, Stadtoasen, mehr Grün in die Innenstadt… all diese Vorschläge gab‘s übrigens auch im Juni 2019, als sich eine große Hitzewelle über Linz legte. Getan wurde das Gegenteil: Die versuchten Anschläge auf den Linzer Grüngürtel intensivierten sich – Investoren und Grundstücksbesitzer wollten noch schnell das eine oder andere Investitionsobjekt durchdrücken, der nötige Rückenwind kam vom Bürgermeister und seinen Vizes – wie etwa am Freinberg, wo ein parkartiger Minigolfplatz einem Investorenobjekt weichen soll. Das Grün in der Stadt fehlt auch anderorts immer noch – sieht man mal von den etwa 20 temporären Topfplanzen auf der Südlichen Landstraße und der „Stadtoase“ am Linzer Hauptplatz ab. Dort wurde auf 100m2 ein Rollrasen verlegt und mehrere ortstypische Palmen in Plastiktöpfen aufgestellt. Lästiges Stadtgrün zum Verräumen, wenns wieder kalt wird und sich die heiße Luft ins Rathaus zurückzieht.
Auch den Bau von drei neuen Donaubrücken (eine davon ganz ohne Rad- und Fußwege) kann man mit etwas gutem Willen in die Bewerbung zur Klimahauptstadt aufnehmen. Schließlich führt lediglich eine dieser drei Brücken durch ein hochsensibles, einzigartiges Naturschutzgebiet in den Hängen des Donautals, während die anderen beiden beispielhaft dazu beitragen, dass der jährlich steigende Autoverkehr in Linz nicht mehr ganz so arg staut. Das Klima atmet auf.
DAS Meisterstück ist jedoch zweifelsohne die seit drei Jahren „in Arbeit“ befindliche Umgestaltung des Jahrmarktgeländes: Seit 2017 und nach zwei Ideenwettbewerben liegt die 60.000m2 Fläche in perfekter innerstädtischer Lage direkt am Wasser immer noch brach. Hier konnten einst bis zu 1.000 Autos rund um die Uhr gratis parken. 2017 sperrte man zwar die PKWs aus („Nie mehr wieder Parkplatz!“), eine wegweisende Neunutzung – etwa mit Grünraum und Naherholung am Wasser – ist bis heute nicht mal ansatzweise umgesetzt. Es mangelt nicht nur an Entscheidungskraft und Kreativität, sondern auch am lieben Geld, wird schulterzuckend gesagt, während sich LIinz millionenschwer an der Finanzierung von Stadtautobahnen und einer Transit-Ostumfahrung auf Stadtgebiet beteiligt. Bürgermeister Luger meinte in einem Interview, Linz habe ohnehin so viele Grünflächen, da braucht es nicht auch noch einen großen Park am Jahrmarktgelände – und ermöglichte im gleichen Atemzug ein Autokino mit bis zu 440 Autos pro Abend.
Auch die jüngste Baum-Aktion am Hauptplatz – 30 Bäume in Töpfen, die man jederzeit wieder verräumen kann, sollen aufgestellt werden – haben nichts mit nachhaltiger Stadtbegrünung zu tun. Kostenpunkt: 100.000 Euro – um dieses Geld hätte man doppelt so viele echte Bäume in Parks oder Grünstreifen setzen können.
Keine Frage: Das alles kann man machen – und es dann „Ermöglichungskultur“ nennen. Dann möge man aber bitte nicht ständig den Begriff Klimahauptstadt in den Mund nehmen. Pflanzt ECHTE Bäume, aber nicht die LINZA Leut‘.
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