Ein 61-Jähriger folgt auf den 64-jährigen Alois Stöger an der Spitze der oberösterreichischen SPÖ – Generationenwechsel ist das eher keiner, die in OÖ schwächelnden Sozialisten hoffen aber dennoch auf einen Aufschwung mit Martin Winkler. Sein einziger Konkurrent auf den Chefessel, LAWOG-Boss Frank Schneider, hat auf eine Kandidatur verzichtet, er wäre aber auch schon 64 gewesen. Bleibt die Frage: Wo sind die Jungen – oder Jüngeren – in der oberösterreichischen SPÖ? Zusätzliche Challenge: Der neue Mann Martin Winkler ist weitgehend unbekannt und hat kaum politische Erfahrung. Bis zur nächsten Wahl im September 2027 bleibt nicht mehr allzuviel Zeit, Winkler zu positionieren. Bei der letzten Wahl 2021 holten die Sozialisten in OÖ mit 18,6 Prozent das zweitschlechteste Ergebnis ihrer Geschichte – 2003 lag man im Industriebundesland OÖ noch bei 38,3 Prozent. Es kann also nur aufwärts gehen, für OÖ wäre eine stärkere Sozialdemokratie ein Impuls.
Bis auf seine Zeit als Chef der Sozialistischen Jugend von 1990 bis 1992 hielt sich Winkler großteils aus der Parteipolitik heraus. Beruflich war er als Volkswirt rund 30 Jahre lang Geschäftsführer und Mitinhaber des Beratungsunternehmens Schwabe, Ley & Greiner, das sich auf Treasury spezialisiert hat. 2010 gründete er zusammen mit Gleichgesinnten die Plattform Respekt.net – eine Art Marktplatz für Projekte, die sich in Österreich für mehr Offenheit, Gerechtigkeit und Zivilcourage einsetzen.
„Als uneheliches Kind einer Hebamme aus Katsdorf ist mir mein wirtschaftlicher Erfolg nicht in die Wiege gelegt worden“
„Heute ist ein besonderer Tag für mich: Ich freue mich, hiermit offiziell bekanntgeben zu können, dass ich mich um den Landesparteivorsitz der SPÖ Oberösterreich bewerbe“, schreibt Winkler auf seiner FB-Seite. Er tue das, weil ihm seine Heimat Oberösterreich am Herzen liege: „Ich will nicht länger zuschauen, wie ÖVP und FPÖ die Zukunft unseres Bundeslandes mit falschen Prioritäten aufs Spiel setzen. Der Schweinsbraten im Verfassungsrang und Windkraftverbotszonen im ganzen Bundesland werden unseren Industriestandort Oberösterreich nicht voranbringen.“ Winkler will Kraftwerke bauen – speziell Pumpkraftwerke („OÖ braucht einen Kaprun-Moment“), die allerdings enorme Eingriffe in die Umwelt erfordern, sowie neue PV- und Windkraftwerke: „Wir werden bauen, bauen und bauen.“ Auf Umwelt- und Naturschutz geht Winkler in seinem längeren Statement hingegen mit keiner Silbe ein.
Winkler verweist auf seine 30 Jahre Erfahrung „aus dem Maschinenraum der Wirtschaft“, er wisse, was es heißt, anzupacken: „Als uneheliches Kind einer Hebamme aus Katsdorf ist mir mein wirtschaftlicher Erfolg nicht in die Wiege gelegt worden. Viele Gespräche in den letzten Wochen haben mir gezeigt, dass einer wie ich – der eine Politik für die Mitte machen will, der mit beiden Beinen fest im Leben steht, der Wirtschaftskompetenz mitbringt und starke sozialdemokratische Wurzeln hat – der richtige SPÖ-Kandidat zur richtigen Zeit ist. Ich bin bereit dafür.“ Am Dienstag will Winkler im Rahmen einer Pressekonferenz seine Pläne und Ziele detailliert erläutern.
Kommentar
Es ist bezeichnend: Fast schon mit Graus wenden sich alle jüngeren oder halbwegs hoffnungsvollen Kandidaten für den Spitzenposten in der oberösterreichischen SPÖ ab und flüchten sich in andere Aufgaben, Positionen oder Herausforderungen – wie zuletzt der mit viel Potenzial behaftete Florian Koppler. Lediglich ein paar Alt-Sozis wie Frank Schneider, der seit gefühlten 100 Jahren als rote „Zukunftshoffnung“ gilt, mit seinen bald 64 Jahren aber auch schon längst den Zug nach oben verpasst hat, wollen sich in den roten Chefsessel in OÖ hieven. Verdenken kann es den „Danke Nein“-Kandidaten keiner. Für die Sozis gibt es im Industrie(!)-Bundesland OÖ, das eigentlich ein Heimspiel sein sollte, seit vielen Jahren wenig zu holen.
Es ist bezeichnend: Fast schon mit Graus wenden sich alle jüngeren oder halbwegs hoffnungsvollen Kandidaten für den Spitzenposten in der oberösterreichischen SPÖ ab und flüchten sich in andere Aufgaben, Positionen oder Herausforderungen – wie zuletzt der mit viel Potenzial behaftete Florian Koppler. Lediglich ein paar Alt-Sozis wie Frank Schneider, der seit gefühlten 100 Jahren als rote „Zukunftshoffnung“ gilt, mit seinen bald 64 Jahren aber auch schon längst den Zug nach oben verpasst hat, wollen sich in den roten Chefsessel in OÖ hieven. Verdenken kann es den „Danke Nein“-Kandidaten keiner. Für die Sozis gibt es im Industrie(!)-Bundesland OÖ, das eigentlich ein Heimspiel sein sollte, seit vielen Jahren wenig zu holen.
Auch ein Martin Winkler, den selbst in der SPÖ nur Insider kennen und von dem in den letzten 30 Jahren kaum politische, öffentlich oder gesellschaftlich wahrnehmbare Pflöcke in irgendeiner Richtung eingeschlagen wurden und der mit 61 auch kein echtes Signal an die Zukunft ist, wird der Neustart der SPÖ in Oberösterreich eine Herausforderung. Zu wünschen wäre eine starke Sozialdemokratie der politischen Landschaft in OÖ allemal, denn ÖVP und FPÖ sind leider viel zu oft und ohne erkennbare Demarktionsilinie im unauffälligen Gleichschritt unterwegs.
Titelfoto: FB/Winkler/ Uwe Nölke





























