Es war eine schwarze Woche für den FC Blau-Weiß Linz: Erst der zwar beherzte, aber einmal mehr erfolglose Auftritt zuhause gegen die Wiener Austria, der fünften Niederlage in Folge und der zehnten in 14 Ligaspielen. Bereits davor sorgte die kapitulierende Aussage von Geschäftsführer Christoph Peschek, dass sinngemäß über viele Jahre hinaus nicht viel mehr als der elfte (und somit vorletzte) Tabellenplatz drinnen sein wird, für Ernüchterung. Richtig schrillen hört die Alarmglocken aber anscheinend niemand, vor allem nicht der glücklos agierende Sportchef Schösswendter, der immer öfters als Hauptverantwortlicher für den bisherigen miserablen Saisonverlauf samt letztem Tabellenplatz ausgemacht wird. Wohl zurecht.
Was mag wohl im Kopf des blauweißen Masterminds und Geschäftsführers Christoph Peschek vorgehen, wenn er das wöchentliche Gestammle von Sportdirektor Schösswendter, das aus nicht viel mehr als aneinandergereihten Allerweltsfloskeln und immer den selben Phrasen besteht, anhören muss? Und was, wenn Trainer Mörec in selber Regelmäßigkeit die Leistungen schönredet und nach 10 Niederlagen in 14 Liga-Spielen auch weiterhin auf „viele Gespräche“ setzen will?
Peschek weiß sehr wohl, dass der Karren gehörig im Dreck steckt und dass sowohl Schösswendter als auch Mörec mit der 1. Bundesliga wohl überfordert sind. Richtig eingestehen will es sich der Wiener aber auch nicht, weil die beiden Personalien von ihm zu verantworten sind. Zudem pflegt der FC Blau-Weiß Linz das Miteinander wie kein zweiter Verein, jemanden vor die Tür zu setzen fällt da doppelt schwer.
Sowohl Trainer als auch Sportdirektor sind unbestritten sympathische Typen mit einem großen Herz für den Klub. Aber Sympathie ist eben keine Währung, die auf das Punktekonto einzahlt. Man muss, so hart das auch sein mag, an das große Ganze denken, sonst sind am Ende des Tages nicht nur zwei Jobs in Gefahr, sondern zehn oder 20.
„Noch länger als die Liste der Niederlagen ist aber jene der personellen Fehlgriffe, die Sportchef Schösswendter getätigt hat.“
Wobei es bis heute ein Mysterium ist, wie man auf Mitja Mörec als neuen Trainer gekommen ist. Der Slowene holte in den letzten drei Jahren als Coach des Allerwelts-Zweitligisten FAC die Tabellenplätze 6, 8 und 10, mit Tendenz nach unten – nicht unbedingt die allerbeste Visitenkarte für einen zukünftigen Bundesligatrainer, der als „mit Abstand bester Kandidat“ aus einem Hearing mit angeblich acht Kandidaten hervorgegangen sein soll.
Noch länger als die Liste der Niederlagen ist aber jene der personellen Fehlgriffe, die Sportchef Schösswendter getätigt hat. Spieler wie Bumberger, der beim damaligen Zweitligisten Ried aussortiert wurde (und der sich danach auch noch schwer verletzte), oder ein Madamou Fofana, der bei einem Schweizer Zweitligisten kaum in Erscheinung trat (und von dem Schösswendter behauptete, dass man so einen Top-Mann normalerweise gar nicht bekommt); dazu ein völlig unscheinbarer Nico Maier, ebenfalls aus der zweiten Schweizer Liga, oder ein Dominik Reiter, der zuletzt in den Untiefen der zweiten georgischen Liga unterwegs war und dort in der gesamten letzten Saison auf 219 Spielminuten kam… einzig der charismatische Israeli Shon Weissman geht als Verstärkung durch – aber ausgerechnet gegen dessen Verpflichtung soll sich Schösswendter mit Händen und Füßen (gottseidank erfolglos) gewehrt haben.
„Genau da liegt das eigentliche Problem der Stahlstädter: Ständig werden die sportlichen und wirtschaftlichen Ansprüche so klein wie möglich geredet, um nur ja nicht irgendeine Erwartungshaltung zu erwecken und damit selbst in die Kritik zu geraten.“
Und sich ständig auf das fehlende Geld auszureden, wirkt skurril, wie die letzte Bilanz zeigt, die einen beträchtlichen Gewinn ausweist. Neben einem Umsatz von rund 12 Millionen Euro erzielte der Klub im Geschäftsjahr 2024/25 einen Jahresüberschuss von 768.000 Euro. 12 Millionen Euro Umsatz – damit braucht sich der Klub vor keinem einzigen der anderen fünf, sechs „kleinen“ Mitkonkurrenten verstecken – im Gegenteil.
Genau da liegt eines der Hauptprobleme der Stahlstädter: Ständig werden die sportlichen und wirtschaftlichen Ansprüche so klein wie möglich geredet, um nur ja nicht irgendeine Erwartungshaltung zu erwecken und damit als Verantwortlicher selbst in die Kritik zu geraten.
Keiner auf der blau-weißen Fantribüne oder Sponsorvertreter verlangt die Teilnahme an der Champions League. gleichzeitig will auch niemand über Jahre hinweg das Gerede vom elften Platz hören. Wo bitte bleibt der Mut, die Zuversicht, die Vision, wie sie jedes glaubwürdige Unternehmen mit Stolz vor sich herträgt? Zum Beispiel die Ansage, dass man das Ziel hat, in den nächsten Jahren zumindest der Größte unter den fünf „Kleinen“ werden zu wollen, oder einen moderaten Ausbau des Stadions in den nächsten zehn Jahren (mit eigenen Mitteln) in Richtung 8.000 zu planen, um eine (europäische) Perspektive für weiteres Wachstum zu haben? Klar ist es natürlich leichter zu sagen „Wachstumsphase beendet, mehr geht nicht. Gehen Sie weiter, hier gibt es nichts zu sehen (als jedes Jahr ein Gerangel um Platz 11).“
„Wie schwer es ist, dem Gefängnis der zweiten Bundesliga wieder zu entfliehen, braucht nicht extra erwähnt zu werden – frag nach in Ried…“
Es kann doch nicht sein, dass das, was eine Kleinstadt wie Wolfsberg in Kärnten (24.000 Einwohner), deren Klub WAC Stammgast im Europacup ist, schafft, nicht auch in Linz zumindest als mittelfristiges Ziel avisiert werden kann. Oder wie macht das ein beschauliches Städtchen wie Hartberg (6.700 Einwohner), das mit genauso kleinem Stadion und geringerem Budget als die Linzer regelmäßig in der Meistergruppe vertreten ist?
Klar ist: Wenn der Klub resp. Christoph Peschek noch länger zögert, stehen nicht nur die Jobs von Schösswendter und Mörec auf dem Spiel. In der zweiten Liga müsste nicht nur sportlich ordentlich abgespeckt werden. Auch große Sponsoren finden Stillstand und Selbstaufgabe nicht sexy. Nicht zu vergessen: Wie schwer es ist, dem Gefängnis der zweiten Bundesliga wieder zu entfliehen, braucht nicht extra erwähnt zu werden – frag nach in Ried. Führungsstärke, Realismus und ehrliche, harte Worte samt entsprechenden Taten wären jetzt gefragt.





























