Das ist wirklich mühsam: Zum bereits zehnten Mal in diesem Sommer stand diesen Freitag und Samstag die Straßenbahn im Zentrum still und wurden auf Schienenersatzverkehr umgestellt. Einmal sind es Gleisarbeiten, dann eine Veranstaltung, dann wieder eine Demo, die für einen Stopp des Bim-Verkehrs sorgen, weil es keine Ausweichstrecke gibt. Die Fahrgäste sind ein ums andere Mal mit erheblichen Verspätungen und unnötigem Aufwand konfrontiert. Die so dringend nötige Straßenbahn-Ausweichstrecke wird es aber nicht geben, weil man sich statt einer zweiten Bim-Achse auf den Bau einer S-Bahn festgelegt hat. Für die für Linz lebensnotwendige Straßenbahn bedeutet das: Noch mehr Verzögerung und und auch weiter unzählige Schienersatzverkehrs-Phasen. Der Kollaps wird irgendwann eintreten, dabei gäbe es eine weit sinnvollere Lösung als das S-Bahn-Projekt zwischen Kepler Uni und Hauptbahnhof….
Öffi-Nutzer können es nicht mehr hören: „Unterbrechung der Straßenbahnlinien 1 und 2, Schienenersatzverkehr aufgrund von Gleisarbeiten“, „Schienenersatzverkehr aufgrund des Linzer Pflasterspektakels“, „Schienenersatzverkehr aufgrund eines Weichentausches“, „Schienenersatzverkehr aufgrund von Sanierungsarbeiten in der Landstraße“, „Schienenersatzverkehr aufgrund einer Demonstration“… alleine in diesem Sommer stand die LINZ AG Straßenbahn elfmal still, Fahrgäste mussten auf Busse, die allerdings oft erhebliche Umwege fuhren, umsteigen.
„Für Linz würde eine zweite Straßenbahnachse weit mehr Sinn machen als eine S-Bahn, die parallel zur Bim verkehrt und unterm Strich wenig Nutzen bringt.“
Speziell der Schienenstrang auf der Landstraße ist heillos überlastet. Die Lösung lag bereits auf dem Tisch: Ursprüngliche Planungen sahen vor, dass es künftig eine zweite Bim-Achse gibt, die beim Bulgariplatz abzweigt und über Franck- und Gruberstraße über die Eisenbahnbrücke rollen sollte. So hätte man auch die völlig überforderte Innenstadt-Strecke, wo sich zu Spitzenzeiten zwölf Bim-Garnituren in 15 Minuten* – pro Richtung wohlgemerkt – durchzwängen müssen, mit einem Bypass entlasten können. Aber der Projekt wurde in dieser Form nicht weiter verfolgt.
Wie das weitergehen soll – die Fahrgastzahlen der Linz Linien steigen stetig – ist offen. Noch mehr Straßenbahnen durch den Flaschenhals Landstraße zwängen geht sich nicht mehr aus, zudem sind da die erwähnten ständigen Sperren aufgrund von Veranstaltungen oder diversen Gleisarbeiten (die gerade aufgrund der vielen Straßenbahnen immer mehr werden). Die geplante S-Bahn zur Uni? Sie entlastet die Straßenbahn nicht, im Gegenteil, die Fahrgastzahlen werden dadurch eher mehr.
Lösung? Es geht wohl nur mit einer zweiten Straßenbahnachse, weil eine unterirdische Streckenführung der Innenstadt-Bim sowohl technisch (Hauptplatz Bunker bzw. Tiefgarage) als auch finanziell schlichtweg illusorisch ist. Heißt aber auch: Das S-Bahn-Projekt – speziell das Teilstück von der Kepler Uni durch das Naherholungsgebiet am Donaudamm und über die Eisenbahnbrücke – sollte dringend überdacht werden. Stattdessen würde eine Straßenbahntrasse, die bei der Linken Brückenstraße abzweigt und über die Gruberstraße Richtung Bahnhof fährt, mehr Sinn machen.
Warum? Diese Variante würde einerseits einen Bruchteil kosten, weil in Urfahr auf der bestehenden Trasse gefahren werden kann. Auch der Zeitverlust gegenüber einer S-Bahn Richtung Bahnhof wäre minimal. Zudem würde das Naherholungsgebiet zwischen Pleschinger See und VOEST-Brücke erhalten bleiben. Und: War da nicht mal irgendwas mit weniger Versiegelung und Klimahauptstadt?
Und das Allerwichtigste: Linz hätte dann endlich seine lebensnotwendige (und unausweichliche) Straßenbahn-Ausweichstrecke zwischen Bahnhof und dem Norden der Stadt, die die Landstraße wirklich entlastet. Dann wären auch Veranstaltungen keine Problem – und auch das zukünftig noch höhere Passagieraufkommen bei den Straßenbahnen könnte so bewältigt werden. Kurz: Für Linz würde eine zweite Straßenbahnachse weit mehr Sinn machen als eine S-Bahn, die parallel zur Bim verkehrt und unterm Strich wenig Nutzen bringt.
Was aber soll dann mit dem S-Bahn Projekt Richtung Gallneukirchen passieren? Ganz einfach: entweder Einrichtung eines Umstiegsknoten S-Bahn/Straßenbahn bei der Kepler Uni (wo die S-Bahn endet) oder eine Verschwenkung der Strecke Richtung Steyregger Brücke samt Nutzung des bestehenden Donauübergangs und existierendem Gleisstrang weiter zum Bahnhof.
Fakt ist: Linz muss sich endlich auf seine Hinterbeine stellen und seine Interessen in den Vordergrund rücken. Sonst erstickt die Bim eines Tages am eigenen, viel zu dichten Takt. Warum verdrängen das alle?




























