Jedes Jahr im im Oktober und November, wird der Himmel über Europa zum Schauplatz eines faszinierenden Naturspektakels: dem Zug der Kraniche. Mit einer Flügelspannweite von bis zu 220cm ist der Kranich größer als Steinadler und der Storch. Eine der Hauptflugstrecken führt über Linz, die „Donauroute“ wird erst seit einigen Jahren genutzt. Warum, ist unklar.
Diese majestätischen Vögel, die vor allem in Skandinavien, Finnland, den baltischen Staaten und Osteuropa brüten, brechen in großen Schwärmen auf, um in mildere Regionen zu überwintern. Die Migration beginnt typischerweise Ende September, erreicht ihren Höhepunkt jedoch Ende Oktober und Anfang November, wenn günstige Wetterbedingungen – wie klare Tage mit Thermik und günstigen Winden – herrschen.
Die Kraniche fliegen in charakteristischen V- oder Keilformationen, die ihnen helfen, Energie zu sparen, indem sie den Windschatten der vorausfliegenden Vögel nutzen. Ihre lauten, trompetenartigen Rufe hallen weithin und kündigen ihre Ankunft an. Die Reise führt sie über Tausende Kilometer nach Südwesteuropa, wie Frankreich und Spanien, oder sogar bis nach Nordafrika, wo sie überwintern.

In Mitteleuropa ist der Kranichzug besonders auffällig. Die Vögel folgen dabei hauptsächlich der baltisch-ungarischen Zugroute, die entlang der Donau verläuft. Beobachtungen zeigen Schwärme von bis zu 1.000 Kranichen, die vorbeiziehen.
Kraniche ziehen seit etwa 15 Jahren vermehrt über die Donauroute via Österreich – aber warum?
Seit rund 15 Jahren beobachten Ornithologen eine deutliche Zunahme der Kraniche, die diese Route über Österreich wählen. Früher zogen viele Kraniche eher über traditionelle Pfade in den Nahen Osten, doch nun weichen die Tiere ab und fliegen in Richtung Südwesten über Österreich und Süddeutschland. Der genaue Grund für diese Veränderung ist wissenschaftlich nicht vollständig geklärt, da Kraniche keine genetisch festgelegten Zugwege haben, sondern flexibel auf Umweltbedingungen reagieren.
Mögliche Einflüsse könnten der Klimawandel sein, der mildere Winter in Mitteleuropa ermöglicht und zu einer allgemeinen Populationszunahme der Kraniche in Europa führt – dank erfolgreicher Schutzmaßnahmen hat sich der Bestand in den letzten Jahrzehnten erholt.
Zudem könnten veränderte Landnutzungen, wie mehr Agrarflächen entlang der Donau, bessere Rastmöglichkeiten bieten. Trockenheit in Brutgebieten oder Störungen auf alten Routen könnten ebenfalls eine Rolle spielen, was zu einer Anpassung der Zugwege führt. In Österreich allein werden in Spitzenzeiten Tausende Vögel gezählt, auch über Linz gab es in den letzten Jahren immer wieder beeindruckende Kranichformationen zu beobachten.
Also: Augen auf und nach oben blicken – mit etwas Glück erspähen sie eine der beeindruckenden V-Formationen der Kraniche. Diese erkennt man auch an ihren Rufen, diese sind langgezogen und erinnern an ein hohes Trompeten. Wildgänse hingegen schnattern oder quaken (Graugans).
Der Kranich
Der Kranich (Grus grus) ist ein imposanter Großvogel mit einer Körperlänge von bis zu 120 cm und einer Flügelspannweite von 180 bis 220 cm. Sein Gefieder ist größtenteils graublau, mit einem roten Fleck auf dem Kopf und einem langen, geraden Schnabel. Im Flug wirken die Flügel eckig durch die abgespreizten „Fingerfedern“ an den Enden, und die langen Beine ragen über den Schwanz hinaus. Im Gegensatz zum Reiher fliegt er mit ausgestrecktem Hals. Kraniche sind soziale Tiere, die in Paaren oder Gruppen leben, und symbolisieren in vielen Kulturen Glück und Langlebigkeit. Sie ernähren sich von Pflanzen, Insekten und kleinen Tieren und sind durch Schutzprogramme vor dem Aussterben bewahrt worden.
Titelfoto: Birdlife /Norbert Teufelbauer





























