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Gratis-Öffis auch in Linz? Nur Grüne & KPÖ sagen Ja

15. Februar 2018
in Linz
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Heftig diskutiert wird der Vorstoß der deutschen Regierung nach Gratis-Öffis. „Freifahrt ist ökologisch und sozial“, sagt die Initiative „Linz fährt frei“ – und fordert auch in Linz kostenlose Öffis. In Estlands Hauptstadt Tallinn läuft ein derartiges Projekt sehr gut, wirklich durchgesetzt hat sich die Idee in Europa aber trotzdem (noch) nicht. Auch die Linzer Gemeinderatsfraktionen können mit dem Thema eher wenig anfangen. Ein Rundblick.

„Steigende Spritpreise, verstopfte Straßen, Stau, Abgase, Lärm – der Autoverkehr stößt an seine Grenzen. Die Zukunft gehört dem öffentlichen Verkehr. Mobilität ist ein soziales Grundrecht für alle, unabhängig vom Einkommen. Mit der Freifahrt gibt es keine Ausrede mehr, umzusteigen“, sagt die Initiative „Linz fährt frei“. Zudem würden 70 Prozent der Öffi-Kosten von der Bevölkerung bezahlt, egal ob die Menschen diese benutzen oder nicht. Durch Zweckwidmung von Parkgebühren, Mineralölsteuer, Umwidmung von Pendlerpauschalen und einer Nahverkehrsabgabe wäre die Freifahrt für alle finanzierbar: Klingt alles gut, logisch und wohl auch richtig im Ansatz. Allein: So leicht ist das nicht, denn in Zeiten leerer Kassen bei den Kommunen ist das Thema kostenlose Öffis wohl schlichtweg unfinanzierbar.

Mehr Fahrgäste, weniger Einnahmen, vollere Öffis
Für die Idee eines kostenlosen Nahverkehrs gibt auch durchwegs erfolgreiche Beispiele. In der französischen Stadt Aubagne (45.000 Einwohner) fährt man seit 2009 kostenlos. Die Fahrgastzahlen stiegen in den ersten vier Jahren von 1,9 auf 4,9 Millionen. Bezahlen müssen den ganzen Spaß aber die Arbeitgeber mit einer eigenen „Transportsteuer“.
In Hasselt (Belgien) wurde die freie Fahrt nach 17 Jahren abgeschafft. Die erforderlichen Gelder wurden aus eingesparten Straßenbauprojekten und der Parkraumbewirtschaftung generiert. Die Nutzerzahl vervierfachte sich, am Ende stieg die Stadt aber wieder aus, weil das Projekt nicht mehr finanzierbar war.
Ziemlich rigoros setzte Estlands Hauptstadt Tallinn das Thema Öffi-Freifahrt um: Fahrbahnen wurden gleichzeitig in Busspuren umgewandelt, die Ampelschaltungen auf die Öffis ausgerichtet. Ergebnis: Die Autofahrer stauten noch länger als bisher. Crux: Der ohnehin leeren Stadtkasse fehlten mit einem Schlag 12 Millionen Euro mehr – und Ortsfremde müssen weiterhin für die Öffis bezahlen, denn nur Tallinner Bürger fahren gratis. Die Fahrgastzahlen stiegen im ersten Jahr mit 3 Prozent nur sehr moderat, während der Autoverkehr um 15 Prozent sank. Es häuften sich aber auch die Beschwerden über volle Öffis. Das Tallinner Beispiel gilt dennoch als erfolgreiches Vorzeigemodell.

Fakt ist aber auch: Bereits jetzt sind die meisten Öffis zu den Stoßzeiten knackevoll, eine Steigerung (und Entlastung des Stauproblems) wäre somit gar nicht machbar. Auch bezweifeln Experten einen spürbaren Lenkungseffekt. Erfahrungen zeigen, dass zwar mehr Menschen die Öffis nutzen, großteils aber Radler und Fußgänger, jedoch nicht „geläuterte“ Autofahrer umsteigen.

Bürgermeister Klaus Luger:
Bürgermeister Klaus Luger: „Kostenlose Öffis würden die Stadt überfordern“

Gemeinderat: Nur Grüne und KPÖ für kostenlose Öffis
Und in Linz? Hier ist die Stadtpolitik skeptisch, wie ein Rundruf 2017 zeigte. „Ich kann kostenlosen Öffis nichts abgewinnen, das würde uns finanziell überfordern“, sagt Bürgermeister Klaus Luger.
Vizebürgermeister Detlef Wimmer könnte sich eine temporäre Gratis-Nutzung außerhalb der Stoßzeiten „zur Belebung der City-Wirtschaft“ vorstellen. Für Bernhard Baier (ÖVP) ist das Thema ebenfalls nicht aktuell, weil es dazu ohnehin keine Mehrheit im Gemeinderat gäbe. Eva Schobesberger von den Grünen sieht die Idee positiv: „Wir wollen leistbare, attraktive Mobilität in der Stadt und unterstützen die Idee von kostenlosen Öffis.“

VCÖ: Gutes Angebot wäre größerer Anreiz als Gratis-Öffis
„Von Gratis-Bussen und Straßenbahnen halte ich nichts. Herschenken ist nicht das richtige Signal. Wichtiger wären günstige Jahreskarten übergreifend für alle Verkehrsmittel österreichweit“, sagt Stadtplaner und NEOS-Mann Lorenz Potocnik.
Christian Gratzer vom Verkehrsclub Österreich sieht eine andere Stoßrichtung als geeigneter: „Die Einnahmen aus den Fahrscheinverkäufen tragen wesentlich zur Finanzierung des Öffentlichen Verkehrs bei. Die Erfahrungen zeigen, dass ein gutes Angebot mehr bewirkt als Gratis-Öffis mit wenig Verbindungen und altem Fuhrpark.“

 

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