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Jetzt geht’s dem Linzer Dreck an den Kragen

13. April 2020
in Freizeit, Linz
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Linz hat ein Problem – ein Müllproblem. In vielen Bereichen hat sich die Stadt Linz von ihren Grundaufgaben zurückgezogen – gerade die Gebiete abseits der Innenstadt werden nach Meinung vieler Anrainer nur mehr spärlich gereinigt, Straßenkehrer gibt‘s schon lange nicht mehr. Jetzt haben sich engagierte Linzer Bürger zusammengetan, um den Dreck auf den Straßen, den öffentlichen Plätzen und den Grünflächen den Garaus zu machen. „Die Linzer Saubermacher“ haben sich in nur wenigen Wochen einen Namen in der City gemacht. Einer der Köpfe hinter der Idee: der Linzer Lehrer Erich Gusenbauer.

Erich Gusenbauer, wer sind die „Linzer Saubermacher“?
Grundsätzlich jeder, der es selbst in die Hand nimmt, die Nachbarschaft sauberer zu machen. Gestartet wurde die Idee von vier Bürgern, die einmal mit gutem Beispiel voran gegangen sind. 

Warum kümmern Sie sich um den Dreck anderer Leute?
Weil‘s offensichtlich nicht anders geht. Und weil wir keine Lust haben, zu warten oder uns an eine sinnlose “Schauauflinz”-Seite zu wenden. Niemand kümmert sich um den Dreck außerhalb der Landstraße, dieser bleibt oft monate- oder jahrelang liegen, Straßenkehrer gibt es schon lange nicht mehr. Die Kehrmaschinen erwischen den Dreck in den Büschen und Nischen und am Gehsteig nicht.

Sollte das nicht die Stadt erledigen?
Ja, derzeit ist aber offensichtlich der Wille nicht da. Wir haben aber auch nichts dagegen, wenn engagierte Linzer und die Stadt gut zusammenarbeiten und sich ergänzen. 

Erich Gusenbauer: „Niemand  kümmert sich um den Dreck außerhalb der Landstraße, dieser bleibt oft monate- oder jahrelang liegen.“

Man hat den Eindruck, die Stadt hat sich in vielen Bereichen von der Reinigung des öffentlichen Raums zurückgezogen.
Das kann man laut sagen. Die Landstraße und die Innenstadt sind sauber. Außerhalb, im Makartviertel, in Urfahr und im gesamten Süden etwa steht der Dreck. Straßenkehrer sind verschwunden. Aus dem fahrenden Auto sieht man die Vermüllung kaum. 

Wie wählt ihr eure Einsatzgebiete aus?
Zufällig. Wir folgen Bitten und Hinweisen von Anrainern, auch einfach in unserer Nachbarschaft. Wir kümmern uns aber auch um Gebiete und “Niemandsland” wie der Heizhausstraße oder irgendwelche alten Gleise, wo viele Leute spazieren gehen – wie etwa bei der Poschacherstraße. 

Um was kümmert Ihr euch (nicht)?
Sperrmüll ist zu groß, Kippen zu klein. Aber um alles dazwischen. Das sind Dosen, Flaschen, Plastik und Glas, Stöpseln, Papierln, viel Plastikverpackungen, Tschickpackerln. Leider auch sehr viel Hundekacke im “Sackerl”, das dann allerdings achtlos weggeschmissen wird. Also all das, was eigentlich in der Mülltonne landen sollte. 

Apropos Kippen: Besonders schlimm ist die Situation mit den Tschickstummeln bei Parkbänken oder an Straßenbahnhaltestellen. Warum ist das kein Fall für euch?
Da muss der Besen oder der mobile Staubsauber ran. Wir arbeiten mit Greifern und Händen, mit Handschuhen natürlich. Besonders schlimm ist die Situation rund um Schulen, Tankstellen und Supermärkten, bei irgendwelchen Parkplätzen und dort, wo LKWs Pause machen. 

Ihr seid seit etwa einem Monat aktiv: Bitte um eine kurze erste Bilanz!
In den ersten paar Wochen haben wir bereits über 100 große Säcke Müll gesammelt.

Was hört ihr von den Menschen, denen ihr beim Müllsammeln begegnet?
Fast ausschließlich positives Feedback. Die Leut‘ sind ehrlich begeistert. Rund ein Dutzend haben es uns bereits nachgemacht und schicken uns Bilder von ihren Aktionen. 

Und was sagen die Profis von Müllabfuhr und Straßenreinigung, dass ihr denen „dreinpfuscht“?
Das wissen wir nicht. Ich nehme aber an, dass sie es als Unterstützung empfinden. Wir machen ihnen ja keine Vorwürfe. 

Erich Gusenbauer: „Jeder kann mitmachen und aktiv werden!“

Was sind denn die Top Five der weggeworfenen Dinge, denen ihr beim Aufsammeln begegnet?
Bier und Red Bull-Dosen, Sofdrinks in PET-Flaschen, Tschickpackerl, Plastik diverser Süßigkeiten und Riegel, Plastiksäcke in jeder Größe. Und jede Menge Mini-Alkoholflaschen der Sorten Wodka oder Jägermeister. 

Euer bislang ungewöhnlichster, ekeligster oder erfreulichster Einsatz?
Eine Flasche voll alter Pisse von einem LKW Fahrer. Ein schönes Erlebnis war hingegen ein 10-Euro-Schein, der uns Corona-bedingt von einem Fenster aus heruntergeworfen wurde. 

Sind es die fehlenden Mülleimer oder fehlt’s eher in den Köpfen der Menschen?
Gute Frage. Da gibt‘s viele Gründe. Früher gab es nicht so viel Fast-Food, Plastikflaschen, Dosen und Red Bull. Auch scheint‘s an der Erziehung zu hapern, und zwar gewaltig. Viele lassen ihren Dreck einfach fallen oder schmeißen diesen aus den Autos raus. Es hat sicher auch – so leid uns das tut – mit dem anderem Verhalten vieler Migranten zu tun, das mussten wir leider auch selbst beobachten. Und ja, die Stadt Linz kümmert sich sicher zu wenig. Andere Städte sind sauberer. 

Es muss nur härter gestraft werden, dann schmeißen die Leute auch weniger weg: Könnt ihr dem etwas abgewinnen?
Strafen sind – auch wenn kaum exekutierbar – sicher Teil eines Umdenkens. So wie hoher Pfand auf Dosen und PET-Flaschen. 

Was wäre denn ein schnell umsetzbares Rezept gegen die Vermüllung unserer Städte, Orte und Landschaften?
Es braucht eine umfassende Kampagne – also Bewusstseinsarbeit, aber auch mehr Personal. 

Gibt‘s DEN klassischen Müllsünder – Jung, Alt, Autofahrer, Fußgänger?
Am meisten Müll entsteht unserer Erfahrung nach dort, wo Autofahrer hinkommen. Parkplätze, Straßen, im Umfeld von Parkplätzen und eben im Bereich von Tankstellen und Supermärkten. Es gibt regelrechte Müllnester. 

Und wo sitzen mehr „Saubarteln“: In der Stadt oder am Land?
Ganz klar in der Stadt.

Was braucht es, um bei euch mitzumachen?
Guten Willen, keinen Genierer und etwas Gründlichkeit. Es kann mühsam sein, aus einem Busch Dreck rauszufischen. Wir starten jetzt gerade – coronabedingt verzögert – mit gemeinsamen Aktionen. Das Franckviertel macht den Anfang. Jeder kann aber auch einfach alleine anfangen. Als Grundausrüstung empfehlen wir unbedingt einen guten Greifer und feste Säcke. 

Und wie kann man euch sonst noch unterstützen?
Wenn uns Red Bull oder die Brauunion mit Geld für Greifer und Säcke unterstützen wollen, ist das willkommen. In erster Linie ist‘s aber Handarbeit und guter Wille. Und es braucht ein Umdenken bei den vielen Müllschweindln. Wer aktiv mit dabei sein will: Weitere Infos gibt‘s unter www.facebook.com/dielinzersaubermacher/ 

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