Es ist eine unausgesprochene Tradition: Nach dem Ausscheiden aus dem Amt wird von jedem Linzer Bürgermeister ein Portrait angefertigt und in der „Bürgermeistergalerie“ des Renaissancesaals im Alten Rathaus ausgestellt. Auch der nicht ganz freiwillig gegangene Klaus Luger soll ein Portrait erhalten, den jeweiligen Künstler dürfen sich die Ex-Bürgermeister selbst aussuchen. Das Portrait von Lugers Vorgänger Franz Dobusch (2013) verschlang etwa 12.000 Euro, das Luger-Bild könnte um einiges billiger angefertigt werden – es wäre zumindest ein schönes Zeichen angesichts der enormen Kosten, die Luger durch die LIVA-Affäre verursacht hat. Das LINZA stadtmagazin hätte da drei – oder besser gesagt vier spannende Ideen…
Millionenkosten stehen durch den von Klaus Luger verursachten LIVA-Skandal im Raum. Einerseits sind da die Schadenersatzforderungen von knapp drei Millionen Euro, die Brucknerhaus-Intendant Dietmar Kerschbaum nach seiner vorzeitigen Entlassung einklagen will. Hinzu kommen noch die Kosten für die Bürgermeister-Neuwahl (knapp 2 Mio.), dazu Anwaltshonorare, Gehaltsfortzahlung von Ex-Burcknerhaus-Geschäftsführer Esterbauer bis Ende Mai 2025 und Klaus Luger (bis Ende März 2025) sowie die Ausgaben für von Luger beauftragten Gutachten… – in Summe sind das über 5 Millionen, die wohl beim Steuerzahler picken bleiben werden.
Unabhängig davon, ob man sich etwas zu Schulden hat kommen lassen oder nicht, steht jedem Bürgermeister nach seinem Abtritt ein von einem Linzer Künstler angefertigtes Portrait zu, das im Alten Rathaus bis in alle Ewigkeit ausgestellt wird.

Billiglösung: 500 Euro-Portrait
Angetragen hat sich bereits der Linzer Maler Gazmend Freitag, der Künstler mit albanisch-kosovarischem Migrationshintergrund wurde von Klaus Luger auch während seiner Amtszeit immer wieder gefördert und unterstützt. Gazmend Freitag würde auch helfen, die Stadtfinanzen zu entlasten: Während das Portrait von Franz Dobusch 12.000 Euro verschlang (soviel kostete das von der Linzerin Susanne Purviance gefertige Bild), fertigt Gazmend Freitag Portraits bereits ab 500 Euro an. Es wäre auch ein schönes Zeichen von Luger, nach der teuren LIVA-Affäre eine kostengünstige Variante zu bevorzugen (traditionell darf sich der jeweilige Altbürgermeister aussuchen, wer ihn portraitiert, der Stadtsenat fällt den dazugehörigen Beschuss bezüglich der Kosten).

Erstes KI-Portrait?
Eine andere, durchaus spannende und zu Linz passende Möglichkeit: ein von einer KI gefertigtes Portrait. Hier könnte das AEC ins Spiel kommen und als Partner fungieren. Die Idee würde auch Lugers Wirken als Bürgermeister unterstreichen, denn Luger trieb die Digitalisierung de Magistrats und der Stadt entscheidend voran.
Und die Wertigkeit wäre durchaus gegeben: Ein Portrait des britischen Mathematikers Alan Turing etwa wurde als eines der ersten Gemälde eines mit künstlicher Intelligenz betriebenen Roboters bei einer Auktion versteigert. Das 2,2 Meter große Werk „AI-God“ der Robo-Künstlerin Ai-Da kam Anfang November 2024 in London im renommierten Auktionshaus Sotheby‘s für 1,2 Millionen Euro unter den Hammer.

Offener Wettbewerb für alle
Noch stimmiger und volksnäher: Die Stadt Linz schreibt einen Kunstpreis aus, einreichen darf jeder (zB. mit einem Entwurf, um den zeitlichen Aufwand im Rahmen zu halten), ein fixes Budget (Honorar) von 5.000 Euro (plus Anerkennnungspreise) steht zur Verfügung. Vorgegeben sind lediglich das Format, die Art der Anfertigung (zB. Aquarell oder Öl), sonst sind keine Grenzen gesetzt. Am Ende könnte Klaus Luger das Siegerportrait selbst auswählen, so wäre allen gedient.
Vierte, nicht ernst gemeinte Möglichkeit: Ein Schimpanse, ein Orang-Utan oder ein rüsselmalender Elefant pinselt eine Art Portrait. Orang-Utan-Weibchen Nonja aus dem Wiener Zoo Schönbrunn etwa wurde in den 1990ern mit selbstgemalten Bildern berühmt. Da Klaus Luger dem Vernehmen nach aber wenig Zugang zu Tieren hat und es dem Linzer Zoo zudem sowohl an Elefanten als auch an kunstsinnigen oder politaffinen Menschenaffen fehlt, scheidet diese Variante wohl aus, sie würde dem Wirken Lugers auch nicht gerecht werden.
Titelfoto: Stadt Linz